Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
hinterhältig an.
„Du hast ein ganz schönes Großmaul!“
Völlig unpassend zur Situation, begann Dirk nun zu lachen. „Ich
lasse mir doch von euch Idioten nichts vorschreiben!“
Neal schüttelte den Kopf. Er verstand nicht, wie Dirk die Gruppe
so reizen konnte. Die waren doch in der Überzahl!
„Was sind wir?“, fragte einer der Skins. Mit funkelnden Augen
stellte er sich Dirk gegenüber, fixierte ihn. Und Neal sah auch das
Funkeln in Dirks Augen. Er ahnte, was passieren würde. Dirk
würde nicht aufgeben.
„Idioten seid ihr! Scheiß Faschos!“, brüllte Dirk. Das war zu viel.
Sogleich holte einer der Skinheads aus und schlug Dirk mit der
Faust in den Magen. Ihm blieb sofort die Luft weg, so dass er zu
Boden ging.
Neal erschrak. Er kniete sich über seinen Freund, während die
Skins erneut lachten.
„Dirk? Was ist?“ Es klang besorgt und ängstlich. Sein Freund sah
ihn schwer atmend an. „Hau ab“, flüsterte er. „Lauf weg. Schnell!“
Erschrocken schüttelte Neal den Kopf. „Ich lass dich doch nicht
alleine“, wimmerte er in Panik versetzt. Doch Dirk ließ sich nicht
beirren. Er zog seinen Autoschlüssel aus der Hose. „Hau ab, bitte.“
Neal griff nach dem Schlüssel, dann wurden die Skins auch schon
wieder aufmerksam.
„Hey, was machst du da?“
Neals Herz begann zu rasen. Er erhob sich und fing an zu rennen.
Er hörte Dirk noch rufen:
„Lauf, schnell!“ Hinter ihm wurden die hastigen Schritte eines
Verfolgers hörbar.
„Bleib stehen!!!“ Doch Neal konnte ihn schnell abhängen. Seine
Kondition war wesentlich besser. Im Nu war er bei Dirks Wagen
angelangt. Er schloss auf und setzte sich hinter das Steuer. Was
sollte er jetzt tun? Er konnte seinen Freund doch nicht einfach im
Stich lassen! Er sah sich um. Es war spät – die Straßen leer. Ohne
weiter nachzudenken, startete Neal den Wagen. Er ließ den Motor
aufheulen. Ohne Führerschein!, schoss es ihm durch den Kopf. Ich
fahre ohne Führerschein!
Sein Pulsschlag beschleunigte sich noch weiter. Zweimal würgte
er den Wagen ab, dann fuhr er vorsichtig aus der Parklücke. Im
Schritttempo schlich er Richtung Marktplatz, dorthin, wo er Dirk
zurückgelassen hatte. Er hielt an. Als er das Fenster herunter
gekurbelt hatte, vernahm er keine auffälligen Geräusche. Alles war
ruhig. Dann stieg er aus und rannte auf den Platz. Die Skinheads
waren verschwunden. Nur in der Mitte des Platzes lag Dirk.
Ängstlich bückte sich Neal zu ihm hinunter, strich durch sein
Haar.
„Ist alles okay?“
Sachte öffnete sein Freund die Augen. Dann drehte er sich
vorsichtig auf den Rücken, hielt sich dabei jedoch den Bauch fest.
„Ja, es geht“, sagte er leise.
„Was haben die denn mit dir gemacht?“ Neal war verzweifelt. Er
versuchte, Dirk wieder aufzurichten.
„Nur ein paar Schläge in den Magen“, antwortete dieser. Er setzte
sich auf und atmete durch. Neal hingegen wurde immer
bedrückter.
„Das ist doch wohl schlimm genug!“
Dirk winkte ab. „Ich kann froh sein, dass sie mein Gesicht in Ruhe
gelassen haben. Blaue Flecken sind kosmetisch nicht sehr
vorteilhaft.“
Mühselig stand er auf, die Hände auf seinen Bauch gepresst.
„Mann, ist mir schlecht.“ Er stöhnte. Nachdem er ein paar Schritte
nach vorne getaumelt war, krümmte er sich. Dann fing er an zu
spucken. Nur zögernd konnte er sich danach wieder aufrichten.
„Dass ich auch immer gleich kotzen muss, wenn ich eins in’
Magen kriege.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich kann das einfach
nicht ab.“
Neal schluckte. „Ist dir so was schon öfter passiert?“
Sein Freund nickte. „Wenn man auf Männer steht, wird man nicht
von jedem toleriert.“
Neal senkte den Kopf. Es war klar, dass die Skins nur wegen ihrer
Homosexualität so einen Aufstand gemacht hatten.
Dirk strich ihm über das Gesicht. „Aber wenigstens ist dir nichts
passiert.“
„Du hast mich beschützt!“ Dankbar sah Neal seinen Freund an.
Und ein ungutes Gefühl beschlich ihn, denn er hatte Dirk alleine
gelassen und dieser hatte auch noch Schläge einkassiert.
„Ich habe das doch gerne getan“, erwiderte Dirk. „Bloß dir muss
klar werden, dass ich nicht immer da sein kann. Ich kann dich
nicht immer beschützen. Und – wenn man offen zeigt, dass man
anders ist, dann muss man stets mit Ärger rechnen.“
Neal nickte. Ihm war der Ernst der Lage bewusst. Langsam
verließen sie den Platz und gingen zum Wagen. Und dann konnte
Dirk schon wieder lachen.
„Du bist tatsächlich
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