Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
grob, ungestüm ... einfach impulsiver als
andere. Ich komme damit klar.“
Cecile verdrehte die Augen. „Du bist wirklich glücklich mit ihm?
Diesem Besserwisser, diesem arroganten Schnösel?“ Sie
verschränkte ihre Arme vor dem Magen, als hätte sie Bauchweh.
Lächelnd fischte er sich einen Eiswürfel aus ihrer Cola, um sich
diesen an das geschwollene Auge zu halten.
„Du kennst Dirk nicht wirklich. Er ist Perfektionist. Von ihm kann
man lernen. Mit ihm ist es einfach schöner, als mit irgendeinem
Mädchen.“
Cecile verzog das Gesicht. Krampfhaft sah sie an Neal vorbei, und
da entdeckte sie auch schon Dirk.
„Wenn man vom Teufel spricht.“
Neal drehte sich um. Perplex glitt ihm der Eiswürfel aus der Hand.
Sein Freund kam genau auf sie zu.
„Wieso bist du nicht am Zaun?“
„Oh.“ Neal griff sich an den Kopf. „Ich wollte nur was trinken.“
Nervös stand er auf.
„Treulose Tomate!“, fauchte Dirk wütend, dabei streifte er Ceciles
Blick, und die spürte genau, dass Dirk alles wusste. Dass sie mit
Neal im Bett war und dass er seinen Freund schlug.
Ja, hatte er Neal wegen ihr geschlagen?
„Komm’ mit!“ Dirk griff nach Neals Hand. „Und setz’ die
Sonnenbrille auf. Muss ja nicht jeder dein blaues Auge sehen.“
„Natürlich.“ Neal folgte seinem Freund, ohne seine Mitschülerin
nochmals anzusehen.
XXVI .
„Engel und Boten steht uns bei“, las Neal laut vor, als er mit Dirk
von der Schule nach Hause fuhr. „Sei du mein Geist des Segens,
sei ein Kobold, bring Himmelslüfte oder Dampf der Hölle ...“
„Sei dein Beginnen boshaft oder liebreich. Du kommst in so
fragwürdiger Gestalt. Ich rede doch mit dir. Ich nenn’ dich,
Hamlet!“ Dirk vollendete den Text ohne seinen Blick von der
Fahrbahn zu wenden. Neal staunte.
„Du kennst den Text?“
„Das ist Shakespeare. Kennt doch jedes Kind. Ich kann das Stück
auswendig!“
Dirk lächelte zufrieden. Doch Neal sah unsicher auf das gelbe
Reclam-Heft. „Das ganze Buch?“
Dirk nickte. Seufzend lehnte sich Neal zurück.
„Wie machst du das bloß?“ Bewundernd sah er seinen Freund an.
„Du machst das Abi mit links, und ich bleibe in der Zehnten
hängen.“ Bedrückt schielte er aus dem Autofenster. Sein Freund
blieb jedoch optimistisch.
„Du bleibst nicht kleben. Ganz sicher nicht.“
„Und Weiler?“, gab Neal zu denken. „Der hat mich auf dem
Kieker! Der gibt mir sicher eine Note schlechter, nachdem er uns
knutschend gesehen hat.“
„Mach’ dir keine Sorgen“, erwiderte Dirk. Zärtlich strich er über
Neals Oberschenkel. „Ich bin ja auch noch da.“
Die Nachbarin grüßte freundlich, als sie Frau Martens im
Vorgarten sah.
„Ist ihr Fenster wieder heil?“
„Ja, ja!“, erwiderte Dirks Mutter. „Wir haben es gleich richten
lassen.“
Die Nachbarin kam näher. Man sah ihr an, wie wissbegierig sie
war.
„War das ihr Sohn oder ein Einbrecher?“
Frau Martens legte die Harke ab. „Wie bitte? Mein Sohn?“
Entrüstet schüttelte sie den Kopf. „Wie kommen Sie darauf, dass
Dirk die Fensterscheibe zerstören würde?“
„Hätte ja sein können. Nach der Geschichte mit der Katze, damals,
da gehen natürlich Gerüchte um.“
Frau Martens traute ihren Ohren nicht. „Was für Gerüchte?“
„Ihr Sohn soll psychisch gestört sein, sagt man.“ Die Nachbarin
kam näher. „Ich halte ja nichts davon, aber ...“
Frau Martens war außer sich.
„Mein Sohn ist nicht gestört. Seine Krankheit liegt Jahre zurück.
Er ist ein erwachsener, anständiger Junge!“
Die Nachbarin nickte. „Ich wollte ja auch nur fragen, wer das mit
ihrer Fensterscheibe war.“
Frau Martens zuckte mit den Schultern. „Randalierer, jemand, der
Langeweile hatte.“
Ohne weitere Worte zog sie sich in das Haus zurück.
„Sie nimmt ihren Sohn in Schutz – unglaublich ist das!“
Der Mann der Nachbarin stimmte zu. „Was soll sie auch anderes
tun, als alleinerziehende Mutter? Sie kann doch froh sein, dass ihr
Sohn zuhause wohnt und im Haushalt hilft.“
Die Nachbarin seufzte. „Sie steht ganz schön unter seinem
Pantoffel. Ihr Dirk hat doch das Sagen im Haus, da bin ich mir
sicher. Sie macht doch alles, was er will.“
Sie sahen auf das Haus der Martens. Ein Schauer rann beiden den
Rücken hinunter.
„Mir wäre das unheimlich mit so einem herrschsüchtigen Sohn.“
Sie drehten sich um und verschwanden in ihrem Haus. „Kein
Wunder, dass die Martens nicht zugibt, dass ihr Sohn gestört ist.“
„Er ist wieder mal
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