Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
löcherte sie mit großen Augen. Cecile
nickte. Erneut schoss die Röte in ihr Gesicht.
„Er war so sanft, so einfühlsam ...“ Sie machte eine kurze Pause
und ließ alles kurz Revue passieren. „Er schmeckte nach
Zigaretten, aber das war nicht schlimm ... Er küsst fantastisch.“
Sie strahlte vor Begeisterung.
„Aber eins verstehe ich nicht“, lenkte Laura ein, „wieso hat er das
gemacht? Er ist doch mit Dirk so glücklich.“
Nun drehte Cecile ihren Kopf. Eindringlich gab sie zu verstehen:
„Er hat es nur für mich getan ... Weil ich noch nie hatte.“
Bewundernd hob Laura die Augenbrauen. „Ist dir bewusst, was er
da auf sich genommen hat?“
Herr Weiler seufzte genervt. Der Unterricht hatte längst begonnen.
Fordernd sah er Neal an.
„Nimmst du bitte die Sonnebrille ab?“
„Ich würde sie lieber auf behalten, wenn es geht.“
Es klang bittend. Neal hatte mit derartigen Komplikationen
gerechnet. Doch der Lehrer schüttelte unbarmherzig mit dem
Kopf. „Ich kann ja gar nicht sehen, wo du hinguckst. Nimm’ die
Brille bitte ab.“
Es hatte keinen Sinn, weiter zu diskutieren, ohne einen Eintrag ins
Klassenbuch zu riskieren. Neal nahm die Brille ab und senkte den
Kopf, so dass seine langen Haarsträhnen in sein Gesicht fielen.
Das blaue Auge konnte er jedoch nicht verbergen.
„Was ist denn mit deinem Auge passiert?“ Weiler sah ihn
forschend an. Auch die Schüler drehten sich plötzlich alle um.
„Das ist gestern beim Sport passiert“, berichtete Neal . „Halb so
schlimm.“
Er legte seine Sonnenbrille bei Seite und tat, als wäre nichts
geschehen.
„Wir hatten gestern doch gar keinen Sport.“ Richard sah seinen
Sitznachbarn fragend an.
„Er hat eins auf’s Auge bekommen, jede Wette“, flüsterte Laura.
Unsicher sah sie Cecile an.
„Meinst du, seine Eltern schlagen ihn?“
Cecile schüttelte hektisch mit dem Kopf. „Nein, die waren das
ganz sicher nicht.“
„Dann war es wohl doch ein Unfall.“ Laura nahm ihre
Schulbücher in die Hand, als wolle sie nicht weiter über den
Vorfall nachdenken.
„Also, wenn du mich fragst“, sagte Cecile, „ich mag es mir gar
nicht vorstellen, aber ich glaube, es war Dirk.“
In der Caféteria bestellte sich Neal einen Kaffee und Cecile eine
Cola und ein Brötchen.
„Tolle Farbe hat dein Auge!“ Dennis lachte. „Hat Dirk im
Dunkeln deinen Arsch nicht gefunden?“
„Sehr witzig!“ Neal setzte seine Sonnenbrille wieder auf.
„Lass ihn doch quatschen.“ Cecile blieb gelassen und zahlte. Sie
setzten sich.
„Willst du gar nichts essen?“
Neal schüttelte den Kopf. „Keinen Hunger.“
„Du hast abgenommen“, stellte Cecile fest. Sie betrachtete ihr
Gegenüber gründlich. „Ist dir das noch gar nicht aufgefallen?“
Neal zuckte mit den Schultern. „Die Hosen sitzen etwas weit, aber
sonst ...“
„Na, wenn Dirk auf magersüchtige Hungerhaken steht?“
Provozierend biss Cecile in ihr Brötchen.
„Woher willst du wissen, worauf Dirk steht?“, hakte Neal sofort
nach. „Du kennst ihn doch gar nicht.“ Seine Stimme klang
augenblicklich alarmiert.
„Oh, ich glaube, ich kenne Dirk besser, als du denkst.“ Sie nahm
einen Schluck von der Cola. Dann sah sie Neal eindringlich an.
„Die anderen kannst du vielleicht täuschen, aber mich nicht.“
Neal stutzte. „Was meinst du?“
Cecile setzte ihr Glas ab. Endlich sah sie eine Möglichkeit, ihre
Besorgnis auszusprechen.
„Dein Auge. Es war Dirk, nicht wahr?“
Sie merkte sofort, dass Neal zusammen zuckte. „Nein, wie
kommst du darauf?“
„Wer soll es sonst gewesen sein? Dennis? Der würde sich so was
nicht mehr wagen ... Und Sport hatten wir gestern auch nicht!“
Eine logische Erklärung, und sie hörte nicht auf, ihn mit Blicken
zu durchbohren. Er gab auf.
„Okay, er war es. Aber es war keine Absicht!“, fügte er energisch
hinzu. „Wir hatten einen kleinen Streit. Ich habe ihn zu sehr
gereizt, da ist es passiert. Ihm ist einfach die Hand ausgerutscht.
Kann doch mal vorkommen.“
Als wolle er nicht weiter darüber reden, ließ Neal seinen Blick
durch die Caféteria schweifen, doch für Cecile war das Thema
längst nicht erledigt.
„Das ist aber keine feine Art, mit seinem Freund umzugehen.“ Sie
schüttelte den Kopf.
„Es sieht schlimmer aus, als es ist.“ Hektisch trank Neal seinen
Kaffee leer.
„Aber er macht das öfter, oder?“
Eine bedrohliche Stille folgte. Neal brachte es einfach nicht fertig,
sie erneut anzulügen.
„Dirk ist eben etwas
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