Liebeszauber an der Algarve
sich die Kleidung und den Schmuck in den Schaufenstern der Geschäfte ansah, zu denen er sie lotste. Im Großen und Ganzen wirkte sie jedoch seltsam unbeeindruckt.
Was ihn immer mehr frustrierte. Durfte er ihr etwa überhaupt nichts kaufen?
Eine halbe Stunde waren sie unterwegs durch die Marina mit den teuren Jachten an den Liegeplätzen und den exklusiven Boutiquen am Ufer, als Marco feststellte, dass sich ihnen neugierige Touristen und ziemlich viele Einheimische angeschlossen hatten. Auch Grace fiel auf, dass sie verfolgt wurden. Er spürte ihr Unbehagen, und sein Beschützerinstinkt wurde noch stärker.
Zunehmend genervt, hielt Marco ihre Hand fest und drehte sich vor einer der teuersten Boutiquen der Marina zu der Gruppe von Urlaubern und Einheimischen um. „Ich möchte einen seltenen freien Tag genießen. Lassen Sie uns bitte in Ruhe. Sehen Sie sich lieber den Jachthafen an. Das ist viel interessanter, als mich dabei zu beobachten, wie ich meine schöne Begleiterin zu beeindrucken versuche.“
Die Leute klatschten zustimmend, nur zwei junge Männer gaben anzügliche Kommentare ab.
Noch unverschämter war ein schlaksiger Australier in Hawaii-Shorts und einem ausgeleierten gelben T-Shirt, der sich ganz nach vorn gedrängt hatte und eifrig knipste, während er sprach. „Ist sie Ihre neue Freundin, Marco? Wir dachten alle, Sie stehen auf Brünette.“
Marco erkannte den Mann, er gehörte zu den Paparazzi, die regelmäßig bei den Events auftauchten, die er besuchte. „Ich denke, Sie haben jetzt ausreichend Aufnahmen von uns. Lassen Sie das bitte bleiben. Und Sie kennen mich nicht gut genug, um zu beurteilen, worauf ich stehe.“
Es war dumm von ihm gewesen, sich vorzumachen, er könnte mit Grace im Jachthafen spazieren gehen, ohne belästigt zu werden. Er hatte seinem Leibwächter José befohlen, beim Auto zu warten.
„Wir können an einem anderen Tag shoppen“, flüsterte Grace.
„Nein!“, brauste Marco auf. „Ich will dir heute ein Kleid kaufen. Komm mit.“
Er schob sie vor sich her in das Geschäft. Die bleistiftdünne Brünette mit silbernem Glanzspray im Haar kam sofort hinter dem nierenförmigen Marmortisch hervor auf sie beide zu, und Marco hielt sich nicht mit langen Vorreden auf. Die Frau hatte ihn auf Anhieb erkannt, und das war nur von Vorteil.
„Schließen Sie“, verlangte er auf Portugiesisch und deutete auf die kleine Gruppe von Schaulustigen, die noch immer versuchten, an Fotos zu kommen. „Keine Sorge, ich entschädige Sie, falls Sie dadurch Kundinnen verlieren.“
Die Frau wandte sich ab und rief den Wachmann.
Binnen Sekunden erschien ein stämmiger junger Mann in Uniform. Nach den Schürfwunden und Narben im Gesicht und an den Händen zu urteilen, ist Boxen mit bloßen Händen sein Hobby, dachte Marco.
Nach einem kurzen Gespräch mit der Frau ging der Wachmann nach draußen, schloss die schwere Glastür hinter sich und baute sich mit verschränkten Armen davor auf. Allein seine Körperhaltung warnte jeden, der den Versuch wagen wollte, an ihm vorbeizukommen.
„Wenn Sie so weit sind und gehen wollen, wir haben einen Hinterausgang.“ Die Brünette, auf deren silbergrauem Namensschild „Natalie“ stand, lächelte Marco breit an.
„Gut zu wissen. Danke.“ Er blickte Grace an. Ihre Wangen waren nicht mehr so rosig wie am Morgen. Offenbar fand sie schrecklich, was doch ein schönes Erlebnis hatte werden sollen. „Geht es dir gut?“, fragte er angespannt.
„Mit mir ist alles in Ordnung. Ich bin eher deinetwegen besorgt. Du musst dieses aufdringliche Interesse doch wirklich satthaben.“
„An manchen Tagen stört es mich mehr als an anderen. Aber ich will mir von niemandem unsere gemeinsame Zeit verderben lassen. Jetzt sind wir in einer der exklusivsten Boutiquen in der Marina, also sollten wir dir hier auch ein Kleid kaufen. Ich bin sicher, dass Natalie dir dabei behilflich ist, eins auszusuchen.“
Grace drehte sich um und musterte argwöhnisch die Sachen, die an spindeldürren Schaufensterpuppen hingen. „Da ist wahrscheinlich nichts über Size Zero dabei. Findest du das nicht auch verrückt? Versuchen alle Frauen, sich in nichts aufzulösen?“
„Sieh dir die Kleider richtig an“, drängte Marco.
Eigentlich war er derselben Meinung wie sie. Die perfekt geschminkte Natalie warf ihm einen mitfühlenden Blick zu, der ihm sofort gegen den Strich ging. Er hatte sie schon dabei ertappt, wie sie blitzschnell Grace’ leicht zerknittertes rot-weißes Kleid
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