Liebhaber der Finsternis
zugebracht. Nie war sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Unbescholten und unauffällig war sie und nun hatte sie es in nur vierundzwanzig Stunden geschafft, genau dort zu landen. Hätte sie sich nicht so verlassen gefühlt, würde sie jetzt lachen.
Die Pritsche war hart und roch muffig. Eigentlich hätte Cian bei ihr sein müssen. Er hatte die Strafe genauso verdient. Nicht schon wieder. Ihre Haut prickelte und der Gedanke jetzt und hier Sex mit ihm zu haben war … absurd, indiskutabel, unglaublich, unwiderstehlich und ganz sicher unbeschreiblich gut. Beim letzten Wort strich sie über die aufgerichteten Brustspitzen, die zarte Berührung entfachte noch mehr Verlangen in ihr. Du bist unmöglich, wie kannst du jetzt schon wieder geil sein, schalt sie sich, als sie einen Finger in ihr Höschen schob und sich zu streicheln begann. Irgendwie musste man sich schließlich trösten, entschuldigte sie ihr Verhalten. Und wenn es niemand anders tat … Gern hätte sie eine Decke gehabt, denn sie fröstelte, obgleich sie wusste, dass dieser Zustand nicht auf die herrschende Kälte geschoben werden konnte. Außerdem war es irgendwie unheimlich, wenn man nicht wusste, ob man beobachtet wurde. Auf dieses Gefühl hätte sie ebenfalls gern verzichtet.
Später rollte sie sich widerwillig auf dem harten Untergrund zusammen und wartete darauf, dass der Schlaf sie übermannte.
Cian war stinksauer auf seinen Bruder. Auch auf Leah war er wütend. Corben hatte ihn vor der ganzen Mannschaft erniedrigen wollen. Und diese blöde Zicke hatte sich wie eine Jungfrau geziert. Was bildete sie sich eigentlich ein? Bis gestern war sie ein Nichts. Nur ein Sandkorn in der Zeitgeschichte, so vergänglich wie eine abgeschnittene Blume. Schrecklich unbedeutend und fürchterlich langweilig. Das Einzige, was ihn an ihr interessierte, war, dass er sie in der Hand hatte. Sie war der Dolch, den er seinem Bruder ins Herz stieß. Es würde qualvoller als jeder Werwolfbiss sein. So schmerzvoll, dass sein Bruder vor ihm in die Knie gehen würde. Gut, heute hatte er ihn erwischt. Corben hatte seine Macht demonstriert und er hatte sich gebeugt. Den kleinen Sieg ließ er ihm, denn die folgenden Wochen hatte er, um seine Rache zu vollenden. Bis zur letzten Sekunde wollte er es genießen. Leah war nur die Dame in einem ausgeklügelten Schachspiel, die er nur zu gern opferte, um den König zu Fall zu bringen. Nur deshalb hatte er sie zur Gefährtin genommen. Jetzt hatte er sie am Hals und musste aufpassen, dass sie keinen Unfug trieb. Außerdem benahm sie sich nicht unterwürfig und respektvoll, wie es einem Engel seiner Stellung zustand. Das würde er niemals dulden. Wenn sie es jemals wieder wagen sollte, ihn vor den anderen zu beschimpfen oder sich gegen ihn aufzulehnen, würde die Abreibung, die sie eben erhalten hatte, nur eine Streicheleinheit gewesen sein. Vorerst wollte er sie mit Ignoranz strafen. Sollte sie ruhig spüren, wie wenig sie ihm bedeutete und auf welch schmalem Grat sie wanderte. Ein Absturz würde sie direkt in die Hölle befördern. Nach der Disziplinierungsmaßnahme sollte sie vorerst lammfromm sein und ihn nicht wieder in Schwierigkeiten bringen. Er verließ das Haus in der Absicht, sich richtig zu amüsieren. Jedenfalls hatte man ihn nicht eingekerkert, alles andere war ihm egal. Eingesperrt zu sein war eines der Dinge, die er nicht gut ertrug.
Leah erwachte am nächsten Abend. Es war dunkel und feuchtkalt. Ihre Glieder waren steif und sie hatte Durst. Dieser war nicht so schlimm wie am Abend zuvor, als sie nach ihrer Verwandlung erwachte, aber er war so stark, dass sie ihn als unangenehm wahrnahm. Sie setzte sich auf und verspürte sogleich ihre schmerzende Hinterseite. Die Pritsche war hart. In der Dunkelheit versuchte sie, ihre Kleidung zu richten. Es gab kein Fenster und kein Licht, das in dieses unterirdische Verlies fiel und sie fragte sich, ob sie die ganze Nacht allein hier sitzen würde. Wollte er nicht einmal nach ihr sehen? Fragte er sich gar nicht, ob es ihr gut ging? Waren alle Vampire außer ihr gefühllos? Was hatte sie doch für falsche Vorstellung gehabt. Sie hatte geglaubt, dass man ihr nichts mehr antun könnte, wenn sie die Unsterblichkeit erlangt hatte. Wie sich herausstellte, war sie weder unsterblich noch unabhängig, im Gegenteil, sie war diesen Typen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Sie ärgerte sich erneut über ihre Naivität.
Sie horchte angestrengt in die Dunkelheit, aber alles, was sie vernahm,
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