Liebhaber der Finsternis
verdient. Sie war respektlos und frech. Wenn sie mich behandelt, wie es mir als ihr Gefährte zusteht, werde ich sie so behandeln, wie es ihr zustehen würde“, rief er und verschwand im Keller.
So hatte er seinen Bruder lange nicht mehr erlebt. Nicht mehr seit dem Tag, als er seinen Geliebten verlor. Er wollte ihn zu einem Unsterblichen machen, doch die Abstimmung erfolgte nicht zu seinen Gunsten. Corben hatte sich dagegen ausgesprochen, und so starb in jener Nacht ein junger Mann und Cian war seitdem nicht mehr derselbe. Das war ein unmögliches Ansinnen gewesen. Er war nicht prüde, bei Gott nicht, und wenn sein Bruder sich auch mit dem anderen Geschlecht vergnügte, konnte er damit leben. Eine weibliche Gefährtin hätte er ohne lange überlegen zu müssen akzeptiert, denn so wären alle auf ihre Kosten gekommen. Aber ein Mann als Gefährte, nein, das ging zu weit. Corben hatte sich damals für Cians Hass entschieden, aber dass dieser so lange anhalten könnte, hatte er nicht vorausgesehen. Deshalb war er froh, dass Cian einen Ersatz in Leah gefunden hatte, auch wenn das für ihn die reinste Hölle war. Er wusste nicht, was er tun sollte und hoffte inständig, dass es ihr gut ging. Ruhelos schritt er den Flur auf und ab.
Cian schloss die Tür auf und Leah kam auf ihn zugeeilt.
„Es tut mir leid. Es wird nie wieder vorkommen. Ich liebe dich“, sagte sie und schmiegte sich an ihn.
Er blieb ungerührt stehen und machte keine Anstalten, seine Arme um sie zu legen. Als sie zu ihm aufsah, zuckten seine Mundwinkel. „Leah, ich möchte, dass du dich setzt und mir zuhörst. Und bitte erspar mir deine theatralischen Gefühlsausbrüche. Liebe ist eine große Sache. Ich denke, wir sind beide momentan zu weit davon entfernt, um von einer derartig tiefen Verbindung sprechen zu können. Du solltest deine Worte bedachter wählen, denn eigentlich willst du mir doch viel lieber den Hals umdrehen. Habe ich recht?“
Sie löste sich von ihm und trommelte mit den Fäusten auf seine Brust ein. „Du widerwärtiges, herzloses Scheusal.“
Er vereitelte den halbherzigen Angriff mit einer schnellen Handbewegung, die Leah schluchzend auf die Pritsche zurückbeförderte.
„Solltest du jemals wieder so mit mir reden, werde ich dich weit, weit wegbringen und dich in einer kleinen, dunklen Höhle dem Tod übereignen, hast du das verstanden? Ich muss mir schon von meinem Bruder einiges gefallen lassen, aber von dir werde ich mich auf keinen Fall erniedrigen lassen. Und jetzt gibst du mir das Kissen und die Decke, du hast beides nicht verdient. Deine Entschuldigung habe ich zur Kenntnis genommen.“
Nicht ohne Genugtuung beobachtete er, wie sie seine Befehle ausführte. Dann ging er und ließ sie allein.
Oben angekommen warf er Corben beides vor die Füße. „Tu so etwas nie wieder. Sie ist meine Gefährtin und ich habe zu entscheiden, wie es ihr geht. Komm mir nicht in die Quere oder du wirst schneller von ihr Abschied nehmen müssen, als ich es bei Davin tun musste. Hast du mich verstanden?“, fragte er und stand nur Zentimeter von seinem Bruder entfernt. „Du wirst es mir nie verzeihen, oder?“ fragte Corben.
„Er war die Liebe meines Lebens und du hast sie aus falscher Moralvorstellung zerstört. Du, der Moralloseste im Himmel, warst es, der mein Leben zur Hölle werden ließ. Niemandem, den man liebt, tut man so etwas an. Ich werde erst ruhen, wenn du die gleichen Qualen durchgemacht hast. Deine Hölle hat an dem Tag begonnen, an dem Leah mich gewählt hat. Du weißt, wie egal sie mir ist, und es macht mir einen Heidenspaß zu sehen, wie du sie begehrst und wie du unter der Situation leidest. Ich werde alles tun, damit es lange so bleibt. Und wenn du befiehlst, dass ich sie züchtigen muss, werde ich das tun, und wenn ich mit ihr schlafen muss, werde ich sie wild nehmen und sei es nur, damit du ihre verzückten Schreie im ganzen Haus hören musst und dein Schwanz dich in den Wahnsinn treibt. Ich wusste immer, dass irgendwann der Tag der Abrechnung kommt und das Warten hat sich gelohnt. Wie fühlt es sich an, wenn man dem Ganzen machtlos ausgeliefert ist?“
Keine Antwort abwartend drehte Cian sich auf dem Absatz um und ging in sein Zimmer.
Corben hätte niemals für möglich gehalten, das Cian so leidenschaftlich hassen könnte. Doch er schien es genauso zu tun, wie er einst geliebt hatte. Allmählich dämmerte ihm, dass er damals einen Fehler begangen hatte. Er sammelte die Decke und das Kissen auf und drückte es
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