Liebhaber der Finsternis
küsste, tat Maik es ihm gleich. Die Übelkeit versteckte sie hinter einem verruchten Lächeln. Diese Szenerie war so provozierend, dass Corben sichtlich um Fassung rang. Sie glaubte, er wollte sie alle töten, doch das Gegenteil geschah. Es schien alles Leben aus seinen Adern gewichen zu sein. Sein äußeres Erscheinungsbild wirkte transparent. Die einzige Reaktion, die diese Inszenierung hervorrief, war ein emotionsloser Befehl, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war unmissverständlich, dass sie alle ab diesem Zeitpunkt für ihn gestorben waren.
„Wenn ich wiederkomme, ist mein Bett leer.“
Dann war es totenstill. Wenn man Herzen brechen hören könnte, so hätte sie schwören können, dieses Geräusch vernommen zu haben. Auch in ihr war etwas entzweigegangen. Es war die Erkenntnis, die Liebe ihres Lebens geopfert zu haben. Und nicht einmal der Gedanke daran, einem Menschen das Leben gerettet zu haben, milderte dieses alles verschlingende Gefühl. Wie betäubt sah sie zu, wie Cian und Maik sich anzogen und das Zimmer verließen. Leah befand sich in einem Schockzustand. Nie würde sie ihm wieder unter die Augen treten können. Wenn sie an seiner Stelle gewesen wäre, hätte sie alle ins Jenseits befördert. Es war kein Platz mehr für sie an seiner Seite. Und er würde nie wieder etwas anderes als tiefe Trauer und Verrat bei ihrem Anblick empfinden. Nur zu gut konnte sie sich in ihn hineinversetzen, denn sie hatte das alles oft genug durchlebt.
Schmuck und Kleid ließ sie zurück und ging ins Turmzimmer, um sich ihrem Kummer hinzugeben. Es war schon helllichter Tag, als sie endlich das Licht löschte und sich ins Bett zurückzog. Sie hatte einen Entschluss gefasst und würde ihn in die Tat umsetzen. Hier konnte sie niemals glücklich werden, das hatte ihr die letzte Nacht deutlich vor Augen geführt. Es war an der Zeit zu gehen.
Als die Vampire das Haus zur Jagd verlassen hatten, schrieb sie ihren Abschiedsbrief. Sie würde ihn an ihren einzigen Freund Jeqon senden. Er würde ihn erst erhalten, wenn sie schon fort war. An ihn fiel die Aufgabe, die anderen von ihrem Verschwinden in Kenntnis zu setzen. Sie wusste, er würde es gut machen.
Meine liebe Familie
,
für mich ist es besser zu gehen. Ich habe mich den deutschen Vampiren angeschlossen und sie sind bereit, mir ihr Blut zu überlassen. Ich werde in Deutschland mein Glück machen und ihr werdet wieder in Frieden euer Leben genießen können. Es war mir nicht vergönnt, mit euch unbeschwert die Ewigkeit zu genießen, das habe ich nun erkannt. Maik habe ich mitgenommen, er wird mir ein guter Diener sein. Danke, dass ihr ihn verschont habt
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In Liebe und Dankbarkeit
Leah
Als sie die letzten Worte getippt hatte, liefen ihr Tränen über die Wangen. Sie speicherte die Nachricht und packte ihren Koffer. Zu guter Letzt räumte sie ihr Zimmer auf und setzte sich ans Fenster, um den Mond zu betrachten. Sie würde jeden Einzelnen ihrer neuen Familie vermissen. Besonders Corben. Ob sie ihn jemals vergessen könnte, wagte sie zu bezweifeln. Vielleicht gab es einige Geschöpfe, denen Glück nicht vergönnt war und offensichtlich gehörte sie dazu. Es war an der Zeit, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen. Wenn sie irgendwann einmal in der Lage war, es Cian heimzuzahlen, würde sie die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, das schwor sie sich. Das personifizierte Böse hatte auf dieser Erde nichts zu suchen. Gott wollte ihn nicht bei sich haben und sie wollte ihn auch nicht mehr um sich wissen. Der einzige Platz, der ihm gebührte, war die Hölle. Und selbst daran hegte sie Zweifel.
Die Jagd war erfolgreicher, als sie es sich ausgemalt hatten. Zwar hatten sie Turel immer noch nicht befreit, aber sie hatten dank der deutschen Vampire endlich einen Dealer dingfest gemacht, der so viel Einblick in die Geschäfte hatte, dass er wusste, wo sich Collin aufhielt. Sie konnten einige Gefangene nehmen, sodass die Vorratskammer mehr als voll war. Und auch anderweitigen Zuwachs hatten sie bekommen. Bei dem gestrigen Gelage hatte sich eine Paarung ergeben. Danjal hatte sich in die wunderschöne deutsche Vampirin Delana verliebt. Scheinbar war Sex nicht der einzige Berührungspunkt, der sie verband. Schön für die beiden. Doch seine Gedanken waren zu sehr vergiftet, als dass er auch nur einen Anflug echter Freude empfinden konnte.
Schon in der nächsten Nacht würden sie das Nest ausräuchern und diesem bösen Spuk ein Ende setzen. Auch der Besuch
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