Liebhaberstück Xenia (German Edition)
aufleuchten ließ.
„Ich nehme sie “, teilte ich der Geschäftsinhaberin mit. Sie war eine Frau um die vierzig mit brünettem Kurzhaarschnitt, randloser Brille und intelligenten Augen. Ich zog meinen Geldbeutel heraus. „Wie viel kostet sie?“ Hoffentlich hatte ich so viel dabei. Wenn nicht, gab es hier sicher irgendwo einen Bankautomaten.
„Oh, das ist nicht nötig, Madam “, wehrte sie ab. „Der Gentleman will das übernehmen.“
„Nennen Sie mich Thorsten“, verlangte der G entleman und schenkte der Frau ein träges, sinnliches Lächeln, das sie mit einem Augenaufschlag erwiderte. Sein Englisch hatte einen starken deutschen Akzent.
Bevor ich zum Protest ansetzen konnte, hob Thorsten Hartmann gebieterisch die Hand und sagte zu mir: „Ja, ja, ich weiß, Sie lassen sich nicht kaufen. Und ja, das ändert auch nichts an Ihrer Einstellung. Und ja, ich brauche mir nicht einzubilden, dass ich dadurch bei Ihnen landen kann. Ja, ja, ja! Aber bitte nehmen Sie die Kette als Geschenk von mir!“
Erneut setzte ich zu einem Statement an, doch er packte unerwartet meinen Arm und zog mich fort von den and eren, zurück zur Goldkettenvitrine. Über mich gebeugt raunte er mir zu: „Sehen Sie es als kleines Dankeschön für das, was Sie hier ermöglicht haben. Mick ist sehr glücklich. Er würde die Kette Ihnen sicher selber kaufen, wenn nicht sein Konto durch Freyas Brautkleid arg strapaziert wäre. Ich habe ihm angeboten, ihn zu unterstürzen, aber er hat bockig darauf bestanden, ihr das Kleid zu spendieren. Und der Preis dafür war echt…“, er suchte ungeduldig nach Worten, „…echt extrem. Sehen Sie die Kette als eine kleine Anerkennung vom Bruder des Bräutigams. Für diese Hochzeitsfeier, für die Sie sicher mächtig was löhnen.“
„Das ist nicht nötig“, widersprach ich. „Das mache ich gern und ist Freya schon lange versprochen.“
„Okay .“ Er stützte sich zu beiden Seiten meines Kopfes an der Vitrine ab, so dass ich zwischen seinen Armen eingeschlossen war. „Wenn Sie die Kette als Zeichen meines Dankes nicht wollen, kriegen Sie eben stattdessen einen Kuss von mir. Der ist Ihnen vielleicht sowieso lieber. Sehen Sie ihn als Anerkennung für…“
„Ich nehm e die Kette!“, unterbrach ich ihn, als seine Lippen über meine Haare strichen, und duckte mich unter seinem Arm hindurch in Sicherheit. „Aber glauben Sie bloß nicht, dass….“
Sein Zeigef inger schoss vor und verschloss meinen Mund. „Ja, ich weiß! Ich weiß.“
„Wir haben uns entschieden !“, rief Mick frohlockend aus. „Endlich!“
Ich ließ Hartmann stehen und ging zu Freya. Sie hielt strahlend ihren Ringfinger hoch, um den sich Stränge aus Gold und Weißgold in einem herrlichen Relief umeinander schlangen. Das gleiche Kunstwerk, nur breiter, steckte an Micks Hand.
„Waren das nicht die Ringe, die ihr ganz am Anfang schon herumgezogen habt?“, erkundigte sich Thorstern Hartmann.
„Frag nicht !“, stieß Mick hervor. „Sei einfach froh und dankbar, dass wir das jetzt endlich geschafft haben und essen gehen können!“
„Wieso geschafft ?“, rief Freya heiter aus. „Wir brauchen doch noch erst eine passende Kette, passende Ohrringe, ein passendes Armband und eine passenden Brosche dazu!“
„Was ?“, keuchten Mick und sein Bruder zeitgleich. Manchmal waren sie sich wirklich sehr ähnlich.
„Das war ein Scherz!“, platzte Freya heraus. Während Freya und ich kicherten, entließen die Hartmänner ein paar Liter angehaltenen Atems aus ihren mächtigen Lungen, woraufhin Freya relativierend hinzufügte: „Die Brosche können wir zur Not weglassen.“
Die Geschäftsinhaberin versicherte, dass die Ringe sofort auf die Ringstärken des Brautpaares angepasst werden würden und noch heute Abend fertig wären, am besten vorher anrufen, zahlbar bei Abholung, bar oder mit Kreditkarte, wie es beliebte.
„Und jetzt schnell raus hier“, drängte Mick, „bevor ich eine Edelmetall-Allergie kriege! Und jetzt essen wir endlich was! Egal was. Hauptsache knusprig, fett und ungesund!“
Lachend hakte die Braut sich bei Mick ein und verließ mit ihm den Laden. Ich lächelte ihnen nach, weil ich mich so sehr über ihr Glück fre ute. Thorsten Hartmann hielt mir die Tür auf. Mein Lächeln vertiefte sich, als ich unwillkürlich das Gold an meinem Hals berührte, zu dem Doktor aufsah und „Danke!“ hauchte.
„Es war mir ein Vergnügen“, antwortete er und folgte mir aus dem Geschäft.
Beim anschließenden Dinner
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