Liebhaberstück Xenia (German Edition)
setzte sich dann an seinen üblichen Platz mir gegenüber. „Wer hätte gedacht“, begann sein morgendliches Geknurre, „dass du sogar aus deinem eigenen verdammten Zimmer schleichst, statt mit mir aufzuwachen!“
Gereizt schoss ich zurück: „Und dann trennen wir uns ohne Getue – das waren doch deine Vorgaben, oder nicht?“
Er besaß die Frechheit, noch gereizter zu sein als ich. „Du drehst mir meine Worte im Mund herum! Oder du hast einfach nicht richtig kapiert, was ich gemeint habe.“
„ So? Eine Nacht guten Sex, nur Spaß, keine Verpflichtung, was soll man da schon falsch verstehen?“ Betroffen senkte ich den Blick, damit er nicht sah, wie verletzt ich war. „Jetzt, nachdem du mich endlich rumgekriegt hast, kannst du mich auch verachten wie all die anderen Frauen.“
„Ich verachte di ch nicht!“
Sein Ton klang so bestürzt, dass ich aufscha ute und fragte: „Und deine Vorgaben gelten auch nicht?“
„Doch, natürlich gelten sie! Nur nicht so pedantisch , wie du sie hinstellst. Wenn ich mit einer Frau in Urlaub fahre, glaubst du vielleicht, dann treibe ich es eine Nacht lang mit ihr und suche dann für jede weitere Nacht eine andere?“
„Was weiß ich!“
Mrs. Sinclair begrüßte ihn und schenkte ihm Kaffee ein. Hartmann bedankte sich und wandte sich dann wieder mir zu: „Und auch danach muss es nicht vorbei sein. Nur Spaß, keine Verpflichtung, das hat sich alles bewährt. Aber was spricht dagegen, wenn man sich ab und zu mal trifft und eine schöne Nacht zusammen hat? Mit einigen Frauen mache ich das so, und das funktioniert gut. Mit Silke zum Beispiel.“
„ Silke?“, rief ich entsetzt. „Freyas Freundin, die auf der Hochzeit war?“
„Nein! Wie hätte ich die vernaschen können, wo ich, wie du weißt, die ganze Zeit damit beschäftigt war, dich anz ubaggern? Ich bin zwar gut, aber nicht so gut. Ich meine Silke, die Vertreterin für Chirurgiebedarf. Sie war bei diesem Vitaminvortrag, den du für Mick gehalten hast.“
Ich erinnerte mich. „Und mit der hast du ö fter Sex?“
„Ziemlich regelmäßig sogar. Alle drei, vier Monate. I mmer wenn sie in die Klinik kommt, um uns neue Produkte vorzustellen, Bestellungen aufzunehmen und so weiter. Dann haben wir eine Nacht Spaß“, sein Ton wurde zynisch, „und dann geht sie heim zu ihrem Mann und spielt die liebende Ehefrau.“
Er nahm einen Schluck Kaffee. „Oder Karla, eine meiner OP-Schwestern. Die kennst du auch. Du hast sie bei Fabio auf der Meisterschaftsfeier kennengelernt. Du hast ihr einen Platz auf deinem Stuhl angeboten. Ich glaube, Mick hat sie inzwischen sogar in euer Geschäft gebracht.“
Ach ja, die.
„ Karla lege ich schon mal über den Röntgentisch, zwischendurch, wenn nichts zu operieren ist. Oder ich verbringe mit ihr eine Nacht, wenn ich gerade keine andere habe. Sie kommt gut klar damit.“
Mrs. Sinclair brachte sein noch brutzelndes Frühstück, was sein Gesicht aufhellte. „Ich sehe keinen Grund“, er spießte sich eine ordentliche Ladung auf die Gabel, „warum das nicht mit uns auch so gehen könnte.“
„Du bietest mir also an“, nur mühsam konnte ich aggress ive Untertöne verbergen, „ab und zu mit mir ins Bett zu gehen, wenn du gerade keine andere hast und es sich praktisch einrichten lässt?“
„ Ja.“
Schon hatte ich die Tasse in der Hand, um ihm den he ißen Tee ins Gesicht zu schütten, dann rief ich mich zur Ordnung.
Ohne Getue .
Schließlich hatte er nur eine einfache Frage gestellt und verdiente eine faire Antwort. Also zwang ich mich zur Ruhe. „Du hast mir ein wundervolles Geschenk gemacht, Thorsten. Ich weiß jetzt, dass ich erfüllenden Sex haben kann, sogar mit Höhepunkt und allem. Jetzt habe ich die Hoffnung, dass ich doch noch einen Mann finden kann, mit dem ich glücklich sein kann. Nicht als kurzes Intermezzo, sondern auf Dauer. Einen Mann, der mir das schenkt, was du mir geschenkt hast und mich liebt.“
Er schnaubte abfällig und setzte zu einer Erwiderung an, doch ich brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Nein, Thorsten, einen Mann mit anderen Frauen zu teilen – das ist nichts für mich. Ich will einen Mann, der für mich da ist, für den ich da sein kann, der mich liebt und von mir geliebt werden möchte, der ein männliches Vorbild ist für meinen Sohn. Einen Mann, der mit mir alt werden möchte. Ich weiß, dass das wiederum nichts für dich ist.“
„Ja, ja, du kannst ja weiter deine Suche nach dem Prinz auf dem weißen Pferd
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