Liebhaberstück Xenia (German Edition)
Rachegott, gefährlich und wütend.
Sehr wütend.
„Ist dein Sohn da?“, grollte seine Stimme.
Benommen schüttelte ich den Kopf.
Seine Augen verengten sich. „Das ist gut.“
Freya trat zwischen uns. „Oh, hallo Thorsten!“ Ihr Ton war leichtfüßig. „Also, ich geh dann mal. Ihr habt offenbar noch ein paar Dinge zu… besprechen. Tschüss!“
Thorstens Blick flackerte unwillig zu ihr, und ein Knurren folgte.
Freya tat so, als wäre das ein Gruß und nickte ihm zu. Sie bedachte mich noch mit einem vielsagenden Blick, bevor sie an Thorsten vorbeischlüpfte und sich dabei mit einem dieser zweideutigen Freya-Lächeln zu ihm umdrehte. „Übrigens, Thorsten, den Apfelkuchen solltest du probieren! Den kann ich echt empfehlen.“
Und weg war sie.
Mit einem Tritt kickte Thorsten die Tür zu und starrte mich an. Sein Zorn umgab ihn wie eine dunkle Wolke. Und schuf eine unheimliche Spannung.
Wie vor einem Gewitter.
Unwillkürlich hatte ich das Bedürfnis, mich mit ausgebre iteten Armen den tosenden Elementen auszusetzen, wie man sich einem Sturm entgegenstellt, um den Regen auf der Haut zu spüren und das Zerren des Windes im Haar.
Doch Thorsten hob nur die Hand und ließ sie sanft über die Blätter in meinem Haar gleiten. Seine greifbare Wut und seine unerwartete Sanftheit gaben eine explosive Mischung, die mich vor Erregung keuchen und meinen Körper gespannt wie eine Sehne vibrieren ließ.
Unfähig, mich dem Reiz des Nervenkitzels zu entziehen, setzte ich eine Flamme an die Lunte: „Wie war dein Abend bei den Landfrauen, Hartmann?“
Jetzt riss er mich an sich.
Als das Wetter aufklarte, konnte ich meine Umgebung wieder wahrnehmen. Ich lag direkt vor meiner Schuhko mmode in der Diele unter einem Berg aus Muskeln und Befriedigung. Irgendetwas drückte von unten gegen meinen Oberschenkel. Nachdem ich es hervorgezogen hatte, erkannte ich einen Schlüsselbund, der nicht mir gehörte.
Thorsten hob den Kopf und scha ute mir in die Augen. „Bist du okay?“
Lächelnd strich ich ihm über die Haare. „Das bin ich doch i mmer.“
Jetzt erst küsste er mich. Langsam, zärtlich und irgen dwie verzweifelt. „Endlich!“, flüsterte er gegen meine Lippen. „Endlich wieder! Du weißt gar nicht, wie sehr ich das vermisst habe!“
Seufzend verzieh ich ihm, dass er das statt mich vermisst hatte und wälzte mich unter ihm hervor. Während ich völlig nackt auf den Überresten meiner Garderobe und ein paar abgerissenen Herbstblättern lag, trug er noch fast seine ganze Kleidung, hatte sich in der Eile offenbar nur das Nötigste heruntergezerrt. Erleichtert stellte ich jedoch fest, dass er an ein Kondom gedacht hatte.
Im Gegensatz zu mir, wie ich mit einem nachträglichen Schaudern feststellte. Er musste es schon griffbereit in der Hosen- oder Jackentasche gehabt haben.
Aber wahrscheinlich hatte er so etwas immer griffbereit.
Mit dezenter Routine ließ er es jetzt irgendwo in seiner Jackentasche verschwinden und hatte plötzlich noch mehrere ungeöffnete in der Hand. Er stand auf und zog auch mich hoch.
Ich ging zum Schlafzimmer und sah ihm zu, wie er mir folgte, sich dabei ein Kleidungsstück nach dem anderen auszog und achtlos zu Boden fallen ließ. Dabei wurde mir verwundert bewusst, dass er nie zuvor in meinem Schlafzimmer gewesen war, noch ich in seinem.
Nur diese e ine Nacht!
Er hob mich hoch auf seine erschütternd starken Arme. „Ich liebe es, wenn du Pflanzen im Haar hast, Kleines!“ Sachte legte er mich auf das Bett. „Ich werde dich jetzt ausgiebig erregen von Kopf bis Fuß und wieder zurück bis zu den Blättern in deinem Haar!“
Und das tat er. Unter Einsatz seines gesamten reichen E rfahrungsschatzes.
Während ich den Speck in der Pfanne umdrehte, quollen Selbstvorwürfe aus der Oberfläche meiner Gedanken, so unaufhaltsam wie das Fett, das brutzelnd aus den Speckscheiben hervortat.
Wie hab e ich mich nur wieder auf ihn einlassen können!
Nachdem ich ihn mit der Spaghettiträgerfrau gesehen ha tte! Nachdem ich mir geschworen hatte, ihn aus meinem Leben herauszureißen!
Wie konnte mir das nur passieren ?!
Hatte ich denn keinen Stolz mehr und nicht einen Funken Selbstachtung? Oh, ich kannte sie zuhauf, diese erbärmlichen Weibchen, die von ihren Männern betrogen wurden und doch bei ihnen blieben. Oder die der anderen Fraktion, die sich mit der Rolle des Seitensprungs neben der Ehefrau zufrieden gaben, dabei aufgeklärt taten und doch unheimlich darunter litten. In meinem Geschäft
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