Liebhaberstück Xenia (German Edition)
hatte.
„Kommt endlich!“ Ungeduldig winkte Max uns zu.
Ich blinzelte meine Benommenheit weg, verklebte mit einem wackeligen Atemzug den Riss in meinem Herzen und folgte den anderen, die schon zielsicher voranmarschierten. Max trug zwei der Taschen, Thorsten trotz meines höflichen Protests das restliche Gepäck.
„Da müssen wir hin!“ Max preschte voraus, einen langen Hotelgang entlang, öffnete weltgewandt eine der Türen mit einer Magnetkarte und belegte das dahinter liegende Zimmer mit Beschlag. Es war ein großer Raum mit einem Doppelbett, einem Stockbett an der Wand gegenüber und Peter-Pan-Bildern dazwischen.
Verwundert registrierte ich, dass Thorsten auch eintrat. „Ist das jetzt euer oder unser Zimmer?“, erkundigte ich mich.
„Eures und unseres.“ Thorsten stellte das Gepäck ab - me ine Reisetasche neben seinen Koffer.
„Aber ich habe zwei Zimmer bestellt“, beharrte ich. „Eins für die Jungs und eins für die M ädels.“
Thorsten zeigte sein amüsiertes Überlegenheitsgrinsen. „Dieser Fehler war nichts, was sich nicht korrigieren ließ durch ein Lächeln, einen Fünfzigeuroschein und die Zusage, keinen Preisnachlass zu verlangen.“
„Kommt jetzt !“, drängte Max, reichte mir die Magnetkarte und stürmte aus dem Zimmer. Ich packte vier kleine Wasserflaschen in meine Umhängetasche, dann musste ich mich beeilen, um den anderen nachzukommen.
Vorwärtsgetrieben von der unerbittlichen Begeisterung meines Sohnes trottete ich passiv hin terher. Das Gefühl, hereingelegt worden zu sein, begleitete mich dabei wie das Glucksen der Wasserflaschen in meiner Tasche.
Andererseits: Wir vier in einem Zimmer, was war schon dabei? Schließlich konnte Thorsten das nicht wie sonst als Plattform benutzen, mich zu bedrängen. Vielleicht war es sogar gut für Lisa, mit zwei männlichen Wesen im Zimmer zu schlafen und das ganz harmlos zu finden.
Was voraussetzte, dass ich mich völlig ungezwungen b enahm, als wäre das harmlos.
Was es ja in dieser Konstellation auch war, oder etwa nicht?
Als wir die Ansammlung von bunten Geschäften und Restaurants vor den Toren Disneylands betraten, musste ich lächeln über Lisas ergriffenes Staunen, denn so hatte mein Sohn auch das erste Mal reagiert.
„Das ist noch gar nichts !“, erklärte Max auch schon dem Mädchen. „Das ist doch erst Disney Village . Warte mal ab, bis du das richtige Disneyland siehst! Komm!“
Ungeduldig stapfe er voran, und aufgeregt lief Lisa hinterher. Thorsten und ich konnten nur schauen, dass wir sie ja nicht aus den Augen verloren. Dabei gratulierte ich mir zu der weisen Voraussicht, die mich auf die sexy Schuhe verzichten und Turnschuhe hatten wählen lassen.
Es war herrlich, Lisa zu betrachten, als wir Disneyland betraten, die immer größer werdenden Kinderaugen in ihrem sonst so ernsten Gesicht. „Oh“, seufzte sie voller Ehrfurcht, „ist das schön!“
Aus einer kindlichen Laune heraus, die einen nur in Di sneyland überkam, nahm ich ihre Hand - „Willkommen in Disneyland Paris, Lisa Hartmann!“ – und hüpfte in die bonbonfarbene Märchenwelt hinein. Mit einem erfreuten Quietschen hüpfte Lisa mit.
„Holen wir uns ein Fastpass-Ticket für Big Thunder Mountain !“, befahl Max eifrig.
„Was für ein Ticket ?“, fragte Lisa, ließ meine Hand los und hüpfte zu Max, der zielstrebig die Hauptstraße entlang marschierte und dann nach links abbog.
Es war wunderbar, zu sehen, wie viel Kind er noch war mit seinen sechzehn Jahren, und wie rasch sich Lisa ihm anschloss. Kein Wunder, denn mein lustiger Kindskopf von Sohn war wirklich das mit Abstand unbedrohlichste männliche Wesen, das ich kannte. Meine Idee, mit den beiden hierher zu fahren, war tatsächlich so brillant gewesen, wie Thorsten im Vorfeld immer betont hatte.
Plötzlich spürte ich, wie Thorsten meine Hand nahm , und blickte zu ihm hoch. Seine Augen leuchteten so wie die unserer Kinder und bestimmt auch meine, und seine Stimme klang mindestens so ergriffen wie vorhin Lisas. „Danke, Kleines!“
Genau wusste ich, was er meinte . Genau wusste ich, was es ihm bedeutete, Lisa so vergnügt lachen – überhaupt lachen - zu sehen und so hingerissen reden – überhaupt reden - zu hören.
„Siehst du, Hartmann, so schlimm ist das doch gar nicht mit dem Glück lichsein, zu dem ich dich mit deinem Geburtstagsritual verdonnert habe!“
„Glaubst du, deine Fantasy-Show hat das b ewirkt?“
„ Schau, was seither alles Positives passiert ist!“
„ Zum
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