Liebhaberstück Xenia (German Edition)
toll. Ich fr eue mich schon wahnsinnig drauf.“
„Es war meine Idee, Lisa mitzunehmen“, musste ich korrigieren. „ Du hast dich nur auf hinterhältige Weise reingedrängt.“
„Egal, ich freue mich trotzdem.“
„Es versteht sich von selbst, dass du mich dort in Ruhe lässt! Erstens weil ich in Zukunft sowieso für dich tabu bin, und zweitens weil die Kinder dabei sind. Du wirst dich also benehmen und deine Hände von mir lassen!“
„Klar. Wofür hältst du mich! Du musst mir noch sagen, wohin ich wie viel Geld überweisen soll. Du hast schon die super Idee und die Organisation des Ganzen beigesteuert. Daher bestehe ich darauf, die ganzen Kosten zu übernehmen.“
„Du hast auf gar nichts zu bestehen und wirst genau die Hälfte zahlen! Ich weiß noch nicht den genauen Betrag, aber sobald ich ihn erfahren habe, gebe ich Lisa einen Zettel mit der Summe und meiner Bankverbindung.“
„Wie bist du eigentlich auf diese n genialen Einfall mit Disneyland Paris gekommen? Für Lisa ist das im Moment genau das Richtige.“
Daraufhin erzählte ich ihm von meinen vorhergehenden B esuchen dort mit meinem Sohn und von Maxis leuchtenden Kinderaugen bei der Nicht-Geburtstagsfeier, die ich für ihn mit Mickey Mouse organisiert hatte. Und davon, wie ich selbst dort wieder zum Kind wurde.
Irgendwann holte ich d ie Disneyland-Broschüre, blätterte sie Seite für Seite mit Thorsten durch, dann das Fotoalbum.
Während der ganzen Zeit hörte er konzentriert zu, unterbrach mich nur durch aufmerksame Zwischenfragen. Es war weit nach Mittag, als ich ihm sagte, dass er jetzt gehen musste.
Ohne Zicken erhob er sich, nahm seine Jacke und seinen Schlüsselbund und ging zur Tür. „Ich hab sowieso ab 15 Uhr Dienst.“ Ohne Vorwarnung zog er mich an sich.
Bevor sich seine fatalen Lippen auf meine senken konnten, hielt ich ihm eine Hand vor seinen Mund und schüttelte traurig den Kopf. Er löste meine Finger und küsste sie. „Vielen Dank für diese schöne Nacht, Kleines, und für diesen schönen Morgen!“
Ich nickte nur, und er ging.
Seine Schritte verhallten in Flur, während ich ins Schlafzimmer trat und das Bett aufschüttelte, in dem noch immer sein Duft hing.
Nein, ich drückte nicht meine Nase in das Kissen! Schließlich war ich kein seufzender Teenager! Aber nahe dran war ich.
Mein Blick fiel auf das Nachttischchen, auf das er heute Nacht achtlos seine Kondome hatte fallen lassen. Die benutzten und die noch verpackten.
Nun waren sie alle weg. Er musste sie vorhin eingesteckt haben. Seine rücksichtsvolle, diskrete Routine nach einem One-Night-Stand offenbar.
Wie aufmerksam von ihm!
„Ich muss aufs Klo“, sagte Lisa.
Ausgerechnet jetzt, wo wir nur noch einen Vater mit Tochter vor uns hatten in der Schlange der Gäste, die mit uns dem Disney-Shuttle entstiegen waren und nun im Hotel auf das Einchecken warteten.
„Gehst du mit Lisa aufs Klo?“ Thorsten beugte sich zu mir. „ Max und ich machen das hier schon.“
So suchte und fand ich mit Lisa die Damentoilette und nutzte gleich noch die Gelegenheit, ihr die unumstößliche Disneyland-Verhaltensregel einzuschärfen, an mir zu kleben wie Tesafilm und sich ja nicht von mir oder den anderen wegzubewegen.
Sie nickte nachsichtig lächelnd. „Das hat Papa auch schon oft genug gesagt. Wirst du ihn heiraten?“
Geschockt schluckte ich. Dann fing ich mich wieder und sagte: „Nein.“
„Warum nicht? Magst du ihn nicht?“ Sie wusch sich über dem Waschbecken die Hä nde.
„Doch, ich mag ihn. Aber er mag viele Frauen. Und das mag ich nicht.“
„Er mag diese Frauen nicht wirklich.“ Mit schräg gele gtem Kopf schaute sie mich an mit viel mehr Weisheit, als ihrem Alter zustand. „Dich mag er. Mit dir lacht er.“
Ich versuchte ein souveränes Erwachsenenl ächeln, wusste aber, dass es meine Augen nicht erreichte. „Er mag mich, weil du mich magst.“
Und we il mein Körper robust genug ist für seine sexuellen Ausbrüche . „Aber das genügt nicht für eine Beziehung.“
Sie nickte verstehend.
Als wir aus der Toilette traten, waren Max und Thorsten gerade in den Hotelwegweiser vertieft, den sie offenbar beim Einchecken erhalten hatten. Dieses so beiläufige Bild gab mir einen Stich ins Herz, der mir den Atem raubte: Mein Sohn und das kraftvolle Vorbild, das ich mir immer für ihn gewünscht hatte und das er jetzt so dringend gebraucht hätte nach all den Jahren, in denen er nur seinen schwachen Vater als männliche Bezugsperson gehabt
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