Liebhaberstück Xenia (German Edition)
früh dran, da der Termin mit Frau Gerhardt kurzfristig ausgefallen war. Wie ihre Angestellte an der Kasse mir erklärt hatte, war sie plötzlich erkrankt.
Bei Freya hatten wir uns ordentlich aufgestylt. Sie trug den schwarzen Catsuit, der ihr so beneidenswert gut stand, ich das Minikleid im Leopardenlook. Viel Schmuck dazu, viel Gelächter ebenfalls, Farbe ins Gesicht, Glitzergel aufs Dekolleté, dann konnte es losgehen.
Das einzig Blöde war, dass ich meine neuen Kontaktli nsen noch nicht hatte. Zum Autofahren würde ich die Brille natürlich aufsetzen, aber zum Ritual nicht, denn das sah unfeenhaft aus, fand ich. Und zu Micks Boxveranstaltung würde ich sie auch nicht tragen, denn das würde zu meinem sexy Outfit nicht passen, wie Freya betonte. Doch da Mick mir zwei Freitickets für VIP-Sitzplätze direkt am Ring gegeben hatte, würde ich auch ohne Brille genug sehen.
A ls wir in mein Auto stiegen und nach Berlin fuhren, hatten wir uns bereits so ausgiebig amüsiert, dass wir, auch wenn wir jetzt wieder umgekehrt wären, dennoch einen schönen Abend gehabt hätten.
Pubertär kichernd und in bester Stimmung stöckelten wir hochhackig in das Sportstadion. Als Männer uns nachstarrten und hinterher pfiffen, versuchte ich mir einzureden, dass sie nicht nur Freyas stets Aufsehen erregende Kurven damit meinten.
Die Halle war relativ voll und mit stimmenwirrer Erwa rtung angefüllt. Sogar das DSF-Fernsehen war da mit zwei Kameramännern. Mühsam bahnten wir uns einen Weg durch die Menge bis zum Boxring. Es sah tatsächlich alles so aus wie seinerzeit beim Wrestling.
Nur dass wir damals nicht so unschlüssig am Ring heru mgestanden waren wie jetzt.
„Hallo, Upline!“ Mick tauchte urplötzlich auf und u marmte mich. Mit einem überraschten „Wow!“ hielt er mich von sich. „Du siehst heiß aus!“
Erfreut von diesem spontanen Kompliment strahlte ich ihn an. Er trug weder Boxershorts noch einen nackten Oberkörper, wie es sich gehört hätte, sondern einen nichtssagenden grauen Jogginganzug mit dem nichtssagenden blauen Vereinsaufdruck eines Boxerclubs.
„Du kämpfst doch aber he ute, oder?“, fragte ich zur Sicherheit nach aus Besorgnis, Freya nicht das bieten zu können, was ich ihr versprochen hatte.
„Später“, antwortete er zu meiner Erleichterung. „Zuerst das Fußvolk, dann der Star!“
„Gut“, erwiderte ich und kam gleich zum Wesentlichen: „Das ist Freya!“
Sein Mund sagte: „Hallo!“, doch sein Blick bra ndete über meine Freundin hinweg, angefangen von ihren langen rabenschwarzen Haaren über ihre kurvenreiche Figur bis zurück zu ihren blauen Augen, in denen sich das Blau seiner eigenen verlor.
Gerade als sein Schweigen trotz des Geräuschpegels zu laut zu hallen begann, nahm Mick Freyas Hand und fragte so charmant, wie ich ihn noch nie erlebt hatte: „Xenia hat gesagt, sie bringt eine Freundin mit, die sich für Kampfsport interessiert. Nur dass diese Freundin so unglaublich hübsch ist, hat sie mir verschwiegen. Ich bin Mick.“
„ Freya“, erwiderte die Angesprochene und entzog ihm lächelnd ihre Hand, die er noch immer festhielt.
Na gut, ich hatte zwar erwartet, dass sie ihm gefallen wü rde, aber dass er gleich blindwütig den Köder schnappte, hatte selbst meine Erwartungen überstiegen.
Ein drahtiger , dunkler Mann, der aussah wie ein islamistischer Selbstmordattentäter mit Dreitagebart, trat zu Mick, schenkte Freya und mir einen verstohlenen Blick und redete dann gestikulierend auf Mick ein. Es ging um irgendeinen Niels, der Mick suchen würde.
„Ihr entschuldigt mich kurz“, sagte Mick zu uns und rauschte mit dem Mann ab.
„Und jetzt?“ , erkundigte sich Freya bei mir, als Mick sich nicht mehr blicken ließ.
Nicht , dass ich für ihn kein Verständnis gehabt hätte, denn er kämpfte heute um irgendeinen Titel und musste sicher noch alles Mögliche vorbereiten, doch Freya und ich wurden inzwischen unbehaglich umspült von einer Horde Jugendlicher in grau-blauen Boxershorts, die mit Hektik und Pubertätspickeln an uns vorbeischrammten.
Und außerdem war ich seine Upline, und die ließ man nicht so ein fach herumstehen!
„Komm!“ , sagte ich zu Freya, denn ich hatte Mick wiederentdeckt. Er kramte gerade am anderen Ende des Boxrings in einer Sporttasche. Ich pflügte uns einen Weg durch die jugendliche Boxerschar, tippte Mick von hinten auf die breite Schulter und erinnerte ihn: „Entschuldige, Mick, aber du hast gesagt, du hättest Plätze für uns
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