Liebhaberstück Xenia (German Edition)
nder?“
„Sie sind schon aus dem Haus. Ich wohne mit meinem Mann a llein.“
„Verlassen Sie ihn!“
„Wie bitte?“
„Ich sagte, verlassen Sie ihn!“
„Aber ich kann doch nicht…“
„Nein?“ Ich war ihr zur Ehrlichkeit verpflichtet. „Dann g ehen Sie zu Dr. Hartmann und lassen Sie sich von ihm die Brust amputieren!“
„Nein!“
„Dann verlassen Sie Ihren Mann. Sie müssen ALLE Ihre Lebensumstände ändern! Wenn Ihr Mann etwas für Sie empfindet, kommt er Ihnen nach.“
„Und wenn er nicht nachkommt?“
„Dann taugt er sowieso nichts und Sie können froh sein, dass Sie ihn los sind. Und jetzt möchte ich, dass Sie zu Dr. Hartmann gehen und der Operation zustimmen!“
Panisch rief sie: „Aber warum denn? Sie sagten doch…!“
„Ich habe auch gesagt, dass ich meine Zweifel habe, ob Sie alles tun, was nötig ist. Wenn Sie von dem, was ich Ihnen gesagt habe, nur eines weglassen oder auch nur halbherzig tun, dann ist es besser, Sie überlassen sich der Schulmedizin.“
„Nein. Nein. Ich werde alles tun!“
„Um Dr. Hartmann abzusichern, müssen Sie ihm eine Erklärung unterschreiben, dass Sie die Operation gegen seinen ausdrücklichen Rat ablehnen.“ So fair musste ich schon sein.
„Ja, das tue ich.“
„Und Sie müssen sich sofort an der Ostsee einen Onkologen suchen, dem Sie vertrauen. Ja, an der Ostsee, auch wenn Sie noch nicht da wohnen. Dann fahren Sie eben immer hin und her! Das wird Ihren Umzug beschleunigen. Und bei diesem Onkologen lassen Sie sich regelmäßig untersuchen. In Abständen, die der bestimmt. Und falls keine Besserung eintritt, heißt das, dass was schief läuft. Dann müssen Sie sich trotzdem operieren lassen. Ist das klar?“
Aus meinem Geldbeutel zog ich eine Visitenkarte, die ich ihr reichte. „Schreiben Sie mir, wie Ihre Heilung vora nschreitet.“
„Ja, das tue ich.“
Ich schüttelte ihr die Hand und schenkte ihr ein Lächeln mit ernst gemeinter Sympathie. „Also tschüss und alles Gute!“
„Was bin ich Ihnen schuldig?“
Kurz erwog ich die Möglichkeit, Geld anzunehmen. Schließlich hatte ich auch Leistung gebracht. Doch dann sagte ich: „Nichts.“ An der Tür überlegte ich es mir anders und drehte ich mich noch einmal um. „Ich verlange ein kostenloses Wochenende in Ihrer Pension an der Ostsee.“
„Ja, gewiss! Natürlich.“
Ich öffnete die Tür und ging.
„Eigentlich ist es Schwachsinn, was ich da tue!“, stieß Freya Wochen später hervor, als sie mir aus ihrer Wohnung folgte. „Extra deswegen mit nach Berlin zu fahren!“
„Ja “, stimmte ich zu. „Völliger Schwachsinn!“ Ich hatte gerade wieder Maxi fürs Wochenende bei Olav abgeliefert, Kaffee bei Bernadette getrunken und ein kleines Rosenstöckchen auf das Familiengrab gepflanzt.
„Erstens interessieren mich Nahrungsergänzungen nicht besonders“, Freya hievte ihre Tasche in meinen Kofferraum, „und das Wenige, das mich interessiert, hast du mir schon längst hundertmal erklärt.“
„Außerdem“, goss ich noch weiter Öl in ihr Feuer, „halte ich denselben Vortrag nächste Woche bei Beatrix in Gabeldorf. Es ist also absolut unsinnig, dafür extra nach Berlin zu fahren!“
„Warum tue ich es also?“
„Wahrscheinlich aus demselben Grund, der dich letzte Woche wegen einem Kosmetik-Abend nach Braunschweig getrieben hat.“ Wir stiegen in den Golf.
„Oh, Mick wird denken , ich laufe ihm nach und wird mich dafür verachten!“, setzte Freya ihre Selbstzerfleischung fort.
„Nein. Mick hat von mir die Info, dass du mich ein Wochenende in Berlin besuchen willst und ich dich überredet habe, zu dem Vortrag mitzugehen.“
„Das hast du ja auch! Und eigentlich komme ich ja nur mit, um mit dir deine neue Wohnung einzuweihen.“
„ Natürlich.“
„Und um ein Wochenende mit dir in Berlin zu verbringen. Das wollten wir doch schon immer mal.“
„ Das wollten wir.“
„Und um mit dir mal wieder was zu unte rnehmen.“
„Sicher.“
„Siehst du! Es hat also gar nichts mit Mick zu tun.“
„Selbstverständlich nicht. Du wolltest mir noch erzählen, wie Micks Kosmetik-Vorführung war. Seine Version kenne ich schon.“
„Chaotisch!“ Sie lachte. „Er war dort so lächerlich fehl am Platz mit seinem blauen Auge. Und jede der Frauen, die da waren, hat mehr über Kosmetik g ewusst als er.“
Ja, so hatte ich sie mir vorgestellt, Micks Kosmetik-Demos. Ich hatte noch nie eine von ihm gesehen, wusste aber auch, dass er immer gut Umsatz machte. „Und
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