Liebhaberstück Xenia (German Edition)
alle Frauen haben gekauft wie blöd?“, erkundigte ich mich sicherheitshalber.
„Ja, wie blöd!“
„Und du auch?“
„ Logisch!“
Ich unterließ es zu erwähnen, dass Freya die ganze Kosmetik von mir zum Einkaufspreis bekommen hätte.
Die ganze Fahrt über analysierten wir sodann mit weiblicher Präzision Micks psychologisches Verhaltensmuster, das er gezeigt hatte, als er Freya die Produkte gebracht hatte, wofür er extra den ganzen Weg von Berlin nach Gabeldorf gefahren war. Was er dabei gesagt hatte und wie er es gesagt hatte und wie er es gemeint haben könnte und warum er es wie gemeint haben könnte und was sein Schulterzucken in diesem Zusammenhang bedeutet hätte…
Bis Berlin waren wir noch immer nicht damit fertig.
Als wir das Haus betraten, in dem meine Wohnung lag, musste Freya erst mal eine neugierige Befragung von Frau Koslowski über sich ergehen lassen, die offenbar mein Auto von ihrem Küchenfenster aus gesehen hatte und uns nun im Treppenhaus abfing.
Dann tranken wir noch eine schnelle Tasse Tee in meiner halbfertigen Wohnung, die zu besichtigen Freya ja extra hergekommen war. Meine Freundin warf in der Küche dann auch pflichtschuldigst einen flüchtigen Blick um sich und widmete sich dann ohne Umschweife wieder der Aussagekraft von Micks Stirnrunzeln, dessen tiefere Bedeutung zu variieren schien, je nachdem, ob es von einem unbewussten Schiefhalten seines Kopfes oder einem beiläufig geäußerten „Echt?“ begleitet war.
Diese Thematik erörterten wir bis vor Micks Wohnung stür.
Mick begrüßte Freya mit überschwänglicher Begeisterung. Kaum, dass er mich auch bemerkte.
Es waren schon zwei Leute da, die ich bereits bei einem anderen Produkttreffen kennengelernt hatte: Micks Mutter, eine freundliche, kultivierte, hochgewachsene Frau mit cholerischer Stimme, aber melancholischen Augen, die gerade möglichst unauffällig ein zerknülltes T-Shirt vom Sofa pflückte und irgendwo im Badezimmer entsorgte, und Lars, Micks aktivster Geschäftspartner, ein Physiotherapeut, der mit unseren Nahrungsergänzungen bemerkenswerte Verkaufserfolge einfuhr.
Während ich mit ihnen ein paar freundliche Worte wechselte, kamen noch andere Besucher – alles Geschäftspartner von Mick und sogar drei potentielle Kunden. Erfreut darüber, dass Mick es mal wieder geschafft hatte, sein Wohnzimmer voll zu machen, errechnete ich im Kopf schon die möglichen Umsätze aus. Wenn jeder nur eine Vorteilspackung bestellen würde…
„ Xenia!“ Diese Stimme drang durch meine Kopfhaut, dass ich befürchtete, mein Mineralwasserglas würde mir gleich aus der Hand gleiten. Bis ich bemerkte, dass ich es so fest hielt, dass es gleich zerspringen musste.
Na toll!
Das fehlte noch kurz vor meinem Vortrag: Hartmann, der mich nervös machte!
Ich atmete tief durch, wappn ete mich innerlich und drehte mich zu ihm um.
Er trug Jeans und ein khakifarbenes Hemd. Sein Lächeln war diabolisch wie immer. Und er war umgeben von drei Frauen.
„G uten Abend, Herr Dr. Hartmann!“ Immerhin gelang es mir, ein nützliches Maß an Unterkühlung zustande zu bringen.
„Das ist Silke Philipson“, stellte er mir die erste seiner Begleiterinnen vor. „Sie ist Vertreterin bei einer Firma für Chirurgiebedarf und leistet mir und der Klinik einen hervorragenden Service.“
„Davon bin ich überzeugt !“, konnte ich mir nicht verkneifen, schüttelte der Blondine aber freundlich die Hand. Sie konnte ja nichts dafür. Jedoch beachtete sie mich nur flüchtig, um sich sogleich wieder angeregt Thorsten Hartmann zu unterhalten.
D ie anderen beiden, eine Anästhesistin und eine Internistin, stammten offenbar alle aus der Klinik, in der auch Hartmann arbeitete. Die Anästhesistin war eine schlanke Brünette, die mich misstrauisch beäugte. Die Internistin mit der flotten, schwarzen Kurzhaarfrisur gab mir wenigstens, wenn auch mit säuerlicher Miene, die Hand.
Na toll!
Lauter Mediziner, die sich für Götter in Weiß hielten und mit Vergnügen meinen Vortrag mit ihrem arroganten Halbwissen zerpflücken würden!
Na toll!
Ich konnte also von Glück reden, wenn keiner aus Micks Gruppe seinen Geschäftspartnerantrag stornierte.
Mit gemischten Gefühlen stellte ich mich an das Fli pchart, das Mick aufgebaut hatte. Innerlich bereit, bis zum Äußersten für Micks Geschäft zu kämpfen, wartete ich, bis alle Platz genommen hatten und begrüßte sie mit professioneller Freundlichkeit: „Guten Tag, meine Damen und Herren! Mein Name ist Xenia
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