Liebhaberstück Xenia (German Edition)
Hartmänner zu einer Erwiderung ansetzten, hob ich abwehrend die Hände. „Oh, nein! Helft mir bitte nicht mehr! Ich weiß schon: Nahrungsergänzungen. Warum brauchen wir sie?“
„Ganz einfach “, meldete sich plötzlich die Internistin zu Wort. „Unsere Nahrung taugt nichts mehr, wir rauchen, haben Umweltverschmutzung und so weiter. Wir haben einfach mehr Bedarf als die Menschen früher.“
„Seh r richtig!“ Freudig überrascht erwiderte ich ihr sympathisches Lächeln.
Dank ihres kompetenten Beitrages konnte ich sogar me inen Vortrag ohne weitere Störungen beenden. Nicht mal Thorsten Hartmann erdreistete sich noch zu kontraproduktiven Einwürfen.
Mick nahm anschließend die Bestellungen entgegen. Wir hatten im Vorfeld handliche Angebotspackungen mit unseren drei gängigsten Nahrungsergänzungen zusammengestellt, die nun von fast allen Kunden geordert wurden. Auch von der Internistin.
Ich konnte sogar hören, wie Thorsten Hartmann seiner Chirurgieklemmen-Händlerin versprach, ihr einen Dreierpack zuzuschicken. Dann wandte er sich an Mick mit der Ansage, er würde Silke jetzt zum Flughafen fahren, und zog mit Silke ab.
Als alle gegangen waren außer Freya und mir, machte Mick den Vorschlag, noch etwas trinken zu gehen. Wir stimmten zu. Natürlich taten wir das.
Er empfahl eine neue, sehr gemütliche Kneipe in den Außenbezirken Berlins, die allerdings zu abgelegen war für das öffentliche Verkehrsnetz. Da Mick sich im Gegensatz zu mir in Berlin auskannte, überließ ich es ihm zu fahren und war erleichtert, nicht selbst nachts in der City umherirren zu müssen.
Mick führte uns in eine Bar, die ihrem Namen Red Ocean insofern gerecht wurde, als das gesamte Interieur in Rottönen gehalten war, bis hin zu den Kunststoffpalmen in den lauschigen Sitzecken.
Wir setzten uns auf eine runde , burgunderfarbene Sitzbank, die sich sanft um ein Glastischchen schmiegte. Voller List richtete ich es so ein, dass meine Freundin neben Mick saß, und ich neben ihr, damit Mick, auch wenn er sich mit mir unterhielt, sich nicht von ihr abwenden musste.
Freya und ich bestellten Cocktails, Mick ein Glas Hefeweizen.
„Ich tippe auf Anerkennung und Berührungen“, bemerkte Mick zu Freya.
Sie schaute ihn fragend an.
„Es gibt da so ein Buch, das Xenia mir zum Geburtstag geschenkt hat“, erklärte er. „ Die fünf Sprachen der Liebe .“
„ Solche Bücher schenkst du ihm?“, spöttelte Freya in meine Richtung.
„Ein Geschäftsbuch “, stellte ich klar. „Über den Umgang mit Menschen. Wie Menschen ihre Sympathie ausdrücken.“
„Es gibt also fünf Sprachen der Liebe“, vertiefte Freya kooperativ das Thema.
„Ja.“ Mick beugte sich zu ihr. „Anerkennung, Berührungen“, er fuhr ganz leicht nur über ihren Arm, „gemeinsame Zeit, Hilfsbereitschaft und Geschenke. Bei den meisten Menschen überwiegen zwei.“
„Ge schenke klingt gut!“ Freya nickte wohlwollend.
„Klar“, stimmte Mick zu, „aber ich glaube, dass deine Haupt-Liebessprachen Anerkennung und Berührungen sind.“
„Und wie kommst du darauf?“ Interessiert lehnte sich Freya zu ihm.
„ Du gibst Anerkennung – für Xenias Vortrag, für meine Kosmetik-Demo – und du berührst Xenia sachte am Arm, wenn du sie auf was hinweist. Und in Braunschweig, wie du die Straßenkatze gestreichelt hast – das zeigt mir viel.“ Er strich ihr sanft über die Hand.
Nicht schlecht, Mick!
„Darum passen wir auch so gut zusammen“, baggerte er weiter, „weil das genau auch meine Liebessprachen sind. Wie auch bei Xenia übrigens…“
Gar nicht schlecht, Mick!
„…und auch bei Thorsten. Ist das nicht interessant?“
Ach!
„In dem Zusammenhang möchte ich auch gleich erwähnen“, er arbeitete sich noch ein Stück an Freya heran, „dass ich mit Anerkennung durchaus großzügig sein kann, weil du die schönste Frau bist, die ich kenne. Und was Berührungen angeht, damit geize ich auch nicht.“
Überhaupt nicht schlecht, Mick!
Er flirtete verstärkt weiter, als wäre ich nicht da. Was mir Zeit zum Grübeln gab. War es eine gute Idee gewesen, ihn mit Freya zusammen zu bringen?
Was, wenn er auch so war wie sein Bruder und sie nur b enutzen und dann wegwerfen wollte? Hatten die Hartmänner etwa nicht nur ihre Statur und ihre Liebessprachen gemeinsam?
Anerkennung und Berührungen waren auch Tho rsten Hartmanns Liebessprachen? Anerkennung selbstverständlich, der bewunderte Herr Doktor sein, das taugte ihm. Aber Berührungen? Die Art, wie er
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