Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
kicherte. Dann griff sie an.
    »Das ist wirklich nicht dein Tag heute, was? Guck mal, Mini, deinen sämtlichen Truppen ist am anderen Ende der Wüste der Treibstoff ausgegangen. Also, wenn das nicht die allerfurchtbarste …«
    Minerva stand auf. »Es überrascht mich maßlos, wie du einfach dasitzen und deine Zeit mit diesem belanglosen Unsinn vergeuden kannst, während doch viel wichtigere Dinge zu erledigen sind«, schluchzte sie.
    Demeter blickte auf. »Nun mach aber mal ’nen Punkt, ja?« protestierte sie.
    »Ich finde wirklich, unter diesen Umständen …«
    »Du willst sagen, du verlierst?«
    »Ich verliere nicht.«
    »Doch, du verlierst«, erwiderte Demeter. »Aber was kümmert dich das, zumal es doch nur ein Spiel ist? Eigentlich hätte ich selbst nichts gegen ein paar Minuten Pause einzuwenden. Tschüs.«
    Und schon schlenderte Demeter, nachdem sie sich betont auffällig die Position der Steine auf dem Brett eingeprägt hatte, in Richtung Küche. Während Minerva dasaß und auf ihre im fließendglatten Wüstensand festsitzende Armee starrte, ertappte sie sich – nicht zum erstenmal – bei dem Gedanken, wie schade es sei, daß Demeter mehrere Millionen Jahre vor der Entstehung Australiens ins Leben getreten war. Denn sonst, so glaubte sie, wären die beiden füreinander wie geschaffen gewesen.
    Belangloser Unsinn, ermahnte sich Minerva. Sie sollte sich lieber aufmachen und herausfinden, was vor sich ging, und etwas dagegen unternehmen.
    Um den Verlauf der Ereignisse besser verfolgen zu können, stieg sie die Wendeltreppe zur Beobachtungskuppel hinauf und setzte sich in den Aussichtsstuhl. Von hier aus konnte man dank einer abnormen Brechung des Lichts durch die Atmosphäre einer äußerst seltsamen Betamax-Welt hindurch die Vorgänge auf der Erdoberfläche in den kleinsten Einzelheiten erkennen. Minerva beugte sich im Stuhl vor und konzentrierte sich auf einen bestimmten Punkt im Kaukasus.
    Was sie sah, war …
     
    Zum erstenmal seit langer Zeit – seit sehr langer Zeit, wirklich sehr langer Zeit – gelangte Mars allmählich zu der Ansicht, daß ihm das Leben eigentlich doch nicht so sehr auf den Geist ging, wie er immer befürchtet hatte.
    Zwar hatte er was gegen das Kämpfen, aber er war nun einmal – wie es bei völlig chaotischen Leuten häufig der Fall ist – der geborene Organisator. Um den eigenen unaufgeräumten Schreibtisch und den überquellenden Schrank unter der Treppe scherte er sich nicht im geringsten, ging es aber darum, die Unordnung anderer zu beheben, machte er sich fast ein Vergnügen daraus. Drückte man ihm ein Klemmbrett, einen Karteikasten und siebentausend kleine gelbe Aufkleber in die Hand, war er so glücklich und zufrieden wie ein Lamm im Frühling.
    »Also schön!« brüllte er. »Warum dauert das so lange? Ladet die Fuhre aus, und bringt sie runter ins Basislager zwei, und seht euch bloß damit vor. Das sind fünfzehntausend Tonnen Fertigteile einer Balkenbrücke, die wir hier durchzubringen versuchen … Oh, das darf doch wohl nicht wahr sein, nicht so herum, ihr Schwachköpfe! Und wer hat vergessen, die Butangasflaschen mitzubringen?«
    Die Ideen, bis auf die Hemdsärmel ausgezogen und trotz der Kälte schwitzend, beachteten ihn gar nicht. Um einen in schweren Ketten liegenden Titanen zu lynchen, hätte ihrer Ansicht nach keine zwingende Notwendigkeit bestanden, einhundertfünfzigtausend Tonnen Salzbrezeln, acht Millionen Feldmützen, siebenundvierzig Millionen Ries weißes A4-Vervielfältigungspapier, fünfundneunzig Kilometer dreiadriges Elektrokabel und siebzigtausend Lötkolben herbeizuschaffen. Irgend jemand, fanden sie, hatte es ein ganz kleines bißchen übertrieben. Und was das Klavier betraf …
    Unverstand, der für den heutigen Tag zum Tambourmajor befördert worden war, tippte Mars vorsichtig auf die Schulter.
    »Sir«, sagte er. »Entschuldigen Sie, Sir.«
    »Ja?«
    »Was sollen wir mit dem Klavier machen, Sir?«
    Mars blickte ihn finster an. »In das mobile Offizierskasino stellen«, antwortete er. »Was dachten Sie denn?«
    »Aber, Sir«, entgegnete die Idee. »Das mobile Offizierskasino haben wir nicht mitgenommen …«
    »Was ist?«
    »Es war nicht im Ausrüstungsverzeichnis aufgeführt, Sir«, erwiderte die Idee. »Sehen Sie …« Er hielt Mars ein Klemmbrett unter die Nase.
    Der Witwenmacher seufzte. »Na gut«, grummelte er. »In dem Fall räumen Sie eine der mobilen Feldfußpflegeanlagen aus, stellen ein paar Stühle und Tische hinein, besorgen

Weitere Kostenlose Bücher