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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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befreiend.
    Mary lächelte verführerisch. »Siehst du das?«
    Jason sackte in sich zusammen wie einer dieser Luftballons, die die Leute auf Partys aufblasen und dann losflitzen lassen. »Du …«
    »Du hast völlig recht«, sagte Mary. »Es hat funktioniert. Jetzt hast du dich auch uns widersetzt.«
    »Ach, ja?« Mit dem wenigen, was ihm an Geisteskraft verblieben war, setzte sich Jason mit dieser Widersetzungstheorie auseinander. »Tatsächlich?«
    »Von hier sah’s jedenfalls so aus.«
    »Ehrlich?«
    »Absolut.« Mary kam auf ihn zu und legte ihm sanft die Hände auf die Schultern. »Wir haben alle gewußt, daß es in dir steckt«, hauchte sie ihm ins Ohr.
    »So? Wenn ich wollte, könnte ich euch jetzt alle auffordern, zu verschwinden und mir den Buckel runterzurutschen, stimmt’s?«
    »Wenn du das so wolltest, ja.«
    »Und keiner kann mir sagen, was ich zu tun habe?«
    »Das kann keiner«, säuselte Mary sanft, die Lippen ganz nahe an seinem Ohr. »Aber das wird sie nicht davon abhalten, dich darum zu bitten, oder?«
    »Nein«, sagte Jason. »Wahrscheinlich nicht.«
    Hätte Jason an Professor Haagedorns Kursus über Vorherbestimmung am Institut für Trendanalyse und Selbstfindung, Wyoming, teilgenommen, hätte er gewußt, daß freier Wille absolut möglich ist, und zwar in derselben Hinsicht wie kostenloses Mittagessen absolut möglich ist. Nur eben nicht sehr wahrscheinlich, das ist alles.
    »Und du wirst doch nicht wollen«, hauchte Mary, »daß die Götter das Lachen abschaffen, was?«
    »Also, ich … ehm, nein, wahrscheinlich nicht«, stammelte er.
    »Und du denkst doch nicht wirklich, daß man Jupiter und Mars und Minerva und diesem ganzen Haufen erlauben sollte, wieder die Herrschaft über das Universum zu übernehmen, oder?«
    »Ich …«
    »Denk bloß daran, was die beim letztenmal mit all dem für einen Mist gebaut haben.«
    »Ehm …«
    »Du wirst uns also helfen, oder?« flehte Mary. »Bitte!«

 
     
    »Das sind sechs und zwei, macht acht, mal zwei wegen eines Freiwurfs, plus sechs Strafpunkte von dir, weil du das Angebot ausgeschlagen hast, plus sechs Sonderpunkte für einen Straight-flush, plus fünfzehn für eine unbehinderte Runde um den Merkur, plus drei Bonuspunkte, weil ich dir das Aufschlagspiel abgenommen habe, macht insgesamt …« Demeter waren die Finger ausgegangen. »Verdammt«, fluchte sie. »Also, das sind sechs plus zwei, macht acht, mal …«
    »Sechsundvierzig«, warf Minerva kühl ein. »Könnten wir jetzt bitte weitermachen?«
    »Ach ja«, fügte Demeter hinzu, »und noch zwei, weil ich an Nowgorod heil vorbeigekommen bin. Insgesamt also achtundvierzig.«
    Minerva warf ihr einen Blick zu, der Milch selbst in der Sahara frisch gehalten hätte. »Schön, achtundvierzig also, dann …«
    »Außerdem einen weiteren Punkt, weil ich gleich zweimal innerhalb eines Zugs richtig erhöht habe«, fuhr Demeter fort. »Neunundvierzig.«
    »Na prima!« entgegnete Minerva. »Also, wenn du dann mit dem Würfeln fertig wärst, könnte ich vielleicht meinen nächsten …«
    Sie machte ihren Wurf, und die Würfel rollten klappernd über den Marmorfußboden der Sonne.
    »Oh, so ein Pech aber auch, Mini«, bedauerte Demeter sie. »Das ist dir jetzt schon zum drittenmal passiert.«
    »Ja«, zischte Minerva. »Das ist mir nicht entgangen, danke.«
    »Ist wohl heute nicht dein Tag, wie?«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Also dann.« Demeter hob die Würfel auf, blies darüber (Wo hat sie nur diese furchtbare Angewohnheit her? fragte sich Minerva) und machte ihren Wurf, nicht ohne im passenden Moment »Ha!« zu rufen. »Oh, sieh mal!« rief sie entzückt. »Schon wieder ’ne Doppelneun. Ich habe heute einen guten Tag, was?«
    »Wenn du in dieser Runde noch einmal eine Doppelneun wirfst, gehst du für drei Züge in den Hades«, warnte Minerva sie frostig.
    »Na ja«, erwiderte Demeter, »das ist wohl ziemlich unwahrscheinlich, oder?«
    »Es war schon ziemlich unwahrscheinlich, als du sie die letzten drei Male geworfen hast.«
    »Reiner Zufall«, entgegnete Demeter vergnügt. »Nein, so ein Glück aber auch! Du warst gerade dicht davor, mich anzugreifen, und jetzt kann ich statt dessen dich angreifen. Ganz schönes Pech, Mini.«
    Einen Moment lang, der für eine Göttin gerade ausreichte, um bis zehn zu zählen, schloß Minerva die Augen. »Na, macht nichts, ist ja schließlich nur ein Spiel.«
    Die bloße Vorstellung, daß Minerva das Ganze nur als Spiel betrachtete, war für Demeter zuviel. Sie

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