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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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halben Zeit vollbringen konnten, und zwar ohne die überirdische Tierwelt zu terrorisieren und alle zwanzig Minuten eine Pause zum Kinderzeugen einzulegen. Andererseits sind nach herrschender Meinung vor Tempeln auf- und abmarschierende Helden mit Plakaten ein unschöner Anblick, und die Forderungen des Durchschnittshelden sind grundsätzlich derart bescheiden, daß es geradezu niederträchtig wäre, sie nicht zu erfüllen. [10]
    »Das kannst du nicht«, widersprach Prometheus. »Dazu ist der Zeitplan zu knapp.«
    »Welcher Zeitplan?«
    »Schneid einfach die Ketten durch«, erwiderte Prometheus. »Na mach schon, ja?«
    »Oh, das darf doch wohl …« Jason hob das Schwert von Das-ist-sowieso-ein-blöder-Name-für-ein-Schwert hoch, wirbelte es über dem Kopf herum und durchtrennte die Kette, die ihm am nächsten war. Die Erschütterung des in den Adamant dringenden Metalls jagte ihm einen Schauer über den Rücken und ging durch Mark und Bein. Die Kette fiel auseinander.
    »Aua!«
    »Und die nächste.«
    »In Ordnung. Immer mit der Ruhe. Laß dir deswegen keine grauen Haare wachsen.«
    »Um meine Haare mache ich mir keine Sorgen.«
    »Sagst du mir, was los ist, wenn ich die nächste Kette durchschneide?«
    »Ich sage dir nicht, was los ist, wenn du die nächste Kette nicht durchschneidest.«
    »Aua.«
    »Damit wären zwei ab, fehlen noch zwei.«
    »Hör mal …«
    »Du findest die Antwort dort oben, auf dem Gipfel dieses Berges. Wenn du läufst, brauchst du nicht mal ’ne Viertelstunde.«
    »Aber …«
     
    »Ich verstehe«, sagte Jupiter.
    Großer Häuptling spricht mit gespaltener Zunge. Zumindest für Mars war es offensichtlich, daß Jupiter nichts verstand, kein bißchen. Ob sich am Ende ein letzter verzweifelter Versuch, ihn aufzuklären, auszahlen würde, konnte Mars (der, anders als Apollo, keine prophetische Gottheit ist) nur vermuten. Das, was er vermutete, war allerdings ziemlich sicher.
    »Die ganzen Ideen«, fuhr Jupiter fort, »alle diese Geisterkrieger, die ganzen Überstunden – und du läufst einfach weg, nur weil« – die Augenbrauen des Himmelslicht- und Wettergottes zogen sich bedrohlich zusammen –, »nur weil dir ein Sterblicher angeboten – Entschuldigung, angedroht – hat, einen Witz zu erzählen?«
    »Ehm, ja.«
    »Einen Witz also.«
    »Genau.«
    Jupiter strich sich über den Bart, und die dabei erzeugte statische Aufladung hätte den Atomenergiebedarf der Industrieländer für ein Jahrhundert gedeckt. »Findest du nicht, daß du alles in allem eine Spur zu vorsichtig gehandelt hast? Ein bißchen zu sehr auf Nummer Sicher gegangen bist?«
    Mars machte den Rücken gerade und schüttelte den Kopf. »Nein, bestimmt nicht.«
    Jupiter zog eine Braue hoch. Kein Wesen sagte jemals bestimmt zu ihm, solange es nicht vollkommen von etwas überzeugt war oder aber das starke Verlangen verspürte, als Frosch weiterzuleben. »Vielleicht sollten wir eine Vorstandssitzung einberufen«, schlug der Himmelsvater vor.
    Mars, der sich wie ein Truthahn am Heiligabend bei der Nachricht fühlte, über Nacht seien alle zum Dschainismus übergetreten, nickte und entfernte sich eiligst aus der Gegenwart des höchsten Wesens.
    Im Wintergarten stieß er auf Minerva. Sie hatte sich die Schuhe ausgezogen, lag ausgestreckt auf dem Sofa und las Die Harfenistinnen und die Göttin. Als sie ihn bemerkte, blickte sie ihn über den Brillenrand hinweg an.
    »Na, wo brennt’s?« fragte sie.
    »Vorstandssitzung«, berichtete Mars. »In zehn Minuten im großen Saal.«
    »Vorstandssitzung?« Minerva schwang die Beine vom Sofa und schlüpfte in die Pumps. »Was ist denn los, Marsi? Seit elfhundert Jahren hat es keine Vorstandssitzung mehr gegeben. Der ist doch nicht schon wieder auf Privatisierung aus, oder? Ich bin nämlich sämtliche Zahlen durchgegangen und habe …«
    Mars runzelte die Stirn. Daß sich Minerva in einer Zeit wie dieser auf dem Sofa aalte und in Ruhe las, kam ihm sowieso merkwürdig vor. »Es geht natürlich um die aktuelle Lage im Fall Prometheus, was hast du denn gedacht? Hör mal, ich muß mich sputen. Frag also jemand anders, okay?«
    »Wie? Es geht um Prometheus? Was ist denn an der aktuellen Lage so wichtig? Ich dachte, du hättest …«
    »Das war ’n Reinfall«, unterbrach Mars sie schnell. »Also, dann …«
    »Du meinst, du hast es vermasselt?«
    »Ja.«
    »Wie denn?«
    »Durch natürliche Begabung«, antwortete Mars. »Entweder man hat sie, oder man hat sie nicht.«
    »Stimmt.« Minerva erhob sich

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