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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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bedeutet?«
    Betty-Lou schüttelte den Kopf.
    »Stell dir das Ende der Welt und zusätzliches Geplänkel um Kleinigkeiten vor, dann hast du einen ungefähren Begriff davon«, erklärte Mary. »Wenn die erst mal herausgefunden haben, was passiert ist, wird Jupiter stinksauer sein und das mit Blitzen ausdrücken wollen. So was kann man in der heutigen Zeit nicht mehr machen; man schleudert überall Blitze hin und setzt damit sämtliche nuklearen Frühwarnsysteme in Gang, die die Supermächte angeblich gar nicht mehr besitzen, und als nächstes ist einem klar, daß es ›Lebe wohl, Erde‹ heißt. Die Götter werden so damit beschäftigt sein, sich zu streiten und sich gegenseitig zu beschuldigen, Teile aus der Sonntagszeitung herausgeschnitten und die Zahnpastatube wieder nicht zugedreht zu haben, daß sie die Vorgänge gar nicht mehr bemerken und aufhalten können. Und wenn die Erde aufhört zu existieren, dann sterben auch die Götter. Das hier ist die Welt, an die sie gebunden sind. Vergeht sie, dann vergehen auch die Götter. Nicht wir«, fügte Mary hinzu, »sondern sie. Wenn sich der ganze Staub gelegt hat, sind sie es, die nicht mehr da sind. Uns hingegen wird nicht das geringste fehlen.«
    »Wieso?«
    »Realitätsaufspaltung«, antwortete Mary.
    Ms. Fisichelli runzelte die Stirn; einen Moment lang hatte sie gedacht, Mary hätte ›Realitätsaufspaltung‹ gesagt. »Wie bitte?«
    »Laut Artikel sieben der Allgemeinen Charta der Möglichkeiten können die Götter die Erde – die Original-Erde – nicht zerstören«, erklärte Mary, »außer zur vorgegebenen Zeit und in den ordnungsgemäßen Bahnen. Ach, dazu müssen zig Formulare ausgefüllt werden und solche Sachen. Öffentliche Anfragen. Bekanntmachungen sind an Rathäusern auszuhängen. Ich will damit sagen, die Götter können die Erde nicht einfach so zerstören. Aus diesem Grund wird eine Alternativwelt entstehen, auf der es ihnen tatsächlich gelingen wird, sich selbst zu zerstören – und den Planeten natürlich auch; ganz schön kurzlebige Welt, wie? –, und dann wird es einfach passieren. Nur sind sie dann nicht mehr hier. Dafür wird schon die Polizei zur Aufrechterhaltung der Möglichkeiten sorgen. Total fiese Typen sind das, das kann ich dir sagen. Wenn du den Tod für ’ne harte Sache hältst, dann mußt du erst mal abwarten, bis du Sergeant Kawalski kennengelernt hast.«
    Betty-Lou sackte wie ein Osterei aus Schokolade auf einem Heizkörper zusammen. »Das kann doch nicht dein Ernst sein«, protestierte sie. »Das sind Götter, Mary; niemand kann die Götter herumkommandieren.«
    »Darauf würde ich lieber nicht wetten«, entgegnete Mary. »Denk dran, was mit Wotan passiert ist.«
    Ms. Fisichelli verstummte und nagte an der Lippe, da Mary unzweifelhaft recht hatte. Eins der ersten Dinge, in denen Studenten der Astrotheologie unterrichtet werden, ist die Geschichte, wie Wotan, oberster Gott des inzwischen nicht mehr existierenden nordischen Pantheons, kurz nachdem er seinen verstorbenen Sohn ohne gültiges Wiederbelebungszertifikat an einem Sonntag in einem Wohngebiet ins Leben zurückgerufen und damit gegen die Möglichkeitenverordnungen verstoßen hatte, von drei namenlosen großen Männern in einem blau-weißen Streitwagen entführt wurde. Seinen abgetrennten Kopf fand man später vor dem Palast von Offa, dem König der Angelsachsen (der kurz darauf die Überzeugungen seiner Vorväter aufgab, den christlichen Glauben annahm und nach Salt Lake City pilgerte); der Rumpf hingegen wurde nie entdeckt. Die Entführer identifizierte man später als Beamte der Polizei zur Aufrechterhaltung der Möglichkeiten. Obwohl nie jemand imstande war, zufriedenstellend nachzuweisen, was damals tatsächlich mit Wotan geschehen ist, glaubt man heute, daß ihm die Männer ein Angebot gemacht haben, das er nicht ablehnen konnte.
    Darüber dachte Ms. Fisichelli nach, und sie bekam eine Gänsehaut, bis sie sich wie ein Streuselkuchen vorkam. »Aber Wotan war bestimmt kein richtiger Gott«, sagte sie schließlich. »Und überhaupt …«
    Sie verstummte; irgendwie war es ihr gelungen, keine ›Überhaupts‹ mehr parat zu haben.
    »Die Sache ist ernst«, fuhr Mary fort. »Das glaubt Promi jedenfalls.«
    Ms. Fisichelli runzelte die Stirn. »Aber was soll ich dagegen tun können?«
    »Ganz einfach«, antwortete Mary. »Du brauchst nur Apollo herunterzulocken, bevor er die Gelegenheit hat, zur Vorstandssitzung zu gehen.«
    »Apollo?« Ms. Fisichellis Brauen schossen in

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