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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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installiert, das Anrufer beim Warten mit Musik berieselte, und ein Trottel von einem geschäftsführenden Gesellschafter hatte ausgerechnet das Dies irae ausgewählt, weil es nach seinem Dafürhalten am besten geeignet sei. Etwas, um den Leuten Gottesfurcht beizubringen, hatte er gesagt.
    Kortright drückte auf den Knopf. »In Ordnung«, teilte er New York mit, »geben Sie mir die Fisichelli, und richten Sie Aleister aus: ›Nein, nicht bevor ich das Geld bekomme‹, und dann bitte keine weiteren Anrufe bis zur Landung mehr. Sollte sich sonst noch irgend jemand melden, der vor Ungeduld brennt, sagen sie ihm, er möge sich an die Feuerwehr wenden.«
    Knack.
    »Hallo, Betty-Lou, was macht die Weissagerei?«
    »Mister Kortright?«
    »Am Apparat.«
    »Mister Kortright, könnten Sie mir bitte Zugang zu allen größeren Sendenetzen verschaffen? Ich muß der Welt etwas sehr Wichtiges mitteilen. Von Apollo.«
    Ich hatte geglaubt, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, dachte Kortright, aber ich habe mich geirrt. »Betty-Lou«, entgegnete er, »wir alle haben der Welt etwas sehr Wichtiges mitzuteilen. Manche von uns tun das, indem sie den Präsidenten erschießen, andere nehmen Überdosen ein, wieder andere mischen sich per Telefon in Fernsehsendungen ein. Jedenfalls sind Sendezeiten immer hart umkämpft.«
    »Aber es ist wichtig«, beteuerte Betty-Lou. »Es handelt sich um eine echte Botschaft der Götter. Oder zumindest von einem von ihnen«, erinnerte sie sich. »Durch diese deutliche Meinungsäußerung bringt er sich selbst in Gefahr; Sie haben ja keine Ahnung, wie viele Schwierigkeiten er am Hals hat, wenn Jupiter das herausfindet. Wir können doch wenigstens dafür sorgen, daß die Menschen ihn hören.«
    »Sind Sie sich da sicher, Betty-Lou?« fragte Kortright. »Ich meine, für mich klingt das nach einer sehr schlechten Idee, jedenfalls von seinem Standpunkt aus betrachtet. Und von Ihrem auch«, fügte er hinzu. »Wissen Sie, es gibt da so etwas wie Glaubwürdigkeit, und ich habe sehr hart daran gearbeitet, die Ihre zu festigen. Ein kleiner Ausrutscher nur – zum Beispiel nur mal eine Teilnahme an der Johnny Carson Show und die Äußerung, Sie hätten Stimmen gehört –, und Sie werden der Ansicht sein, Johanna von Orleans habe es noch leicht dagegen gehabt. Es wären nicht nur die Engländer, die Sie bei lebendigem Leibe rösten würden, sondern auch die Newsweek und …«
    »Mister Kortright«, schnitt ihm Betty-Lou mit fester Stimme das Wort ab, »Sie werden für mich eine weltweit ausgestrahlte Sendung anberaumen. Falls nicht …«
    »Ja?« hakte Kortright ungeduldig nach. »Los! Nur weiter so, machen Sie mir das Leben schwer.«
    »Also, ich tue das sehr ungern, aber Sie müssen verstehen …«
    »Was?«
    »Wenn Sie einmal aus dem Fenster schauen wollen, Mister Kortright.«
    Kortright warf einen flüchtigen Blick aus dem Fenster. In der Luft direkt über dem Flügel des Learjets sah er einen Gegenstand, der eine auffallende Ähnlichkeit mit einem ältlichen Wagen aufwies, vor den mittels einer komplizierten Anordnung von Getriebeteilen und Antriebsketten vier geflügelte Pferde gespannt waren. Im Fahrersitz saß eine Gestalt, die Mr. Kortright instinktiv als einen äußerst aufgebrachten Sonnengott erkannte, der mit einem Bogen aus flammendem Gold nach ihm zielte.
    »Mister Kortright?«
    »Am Apparat.«
    »Was, glauben Sie, können Sie für mich tun?«
    Mr. Kortright blickte auf die Uhr. »Lassen Sie mir fünfzehn Minuten Zeit, okay?« bat er. »Wir können das über eine der großen Nachrichtenagenturen verbreiten. Die schicken dann jemanden rüber, der das eigentliche Interview durchführt. Ach, und noch was, Betty-Lou …«
    »Ja, Mister Kortright?«
    »Könnten Sie wohl Ihren Freund mit dem Bogen bitten, ein kleines Stück zurückzusetzen? Eins seiner Pferde versucht nämlich, den Flügel des Jets zu fressen, und wenn ich abstürze, wird es überhaupt kein Interview geben. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ich werde sehen, was sich machen läßt, Mister Kortright.«
    Kortright drückte auf den Knopf, lehnte sich im Sitz zurück, schrie einmal kurz auf und riß sich dann wieder zusammen. Wenn man so weit war, mit eigenen Augen Gott zu sehen, war es an der Zeit, sich mehr auf die verwaltungstechnische Seite der Geschäfts hinzuorientieren.
    Er rief das Londoner Büro an.
    »Geben Sie mir Danny Bennett«, bat er.

 
     
    Jason blickte sich um.
    Hoch über sich konnte er gerade noch vier gewaltige rosafarbene

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