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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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der Schwimmer an einer Angelleine, wenn am anderen Ende ein Wal angebissen hat, und blickte zur Erde hinunter. Das Heulen der Sirenen erfüllte den gesamten leeren Raum des Sonnensystems und war selbst hier oben noch leise zu hören.
    »Feueralarm?« fragte er hoffnungsvoll.
    Aber keine Chance. Er wartete nur noch ab, bis sich sein nervöses Kopfzucken gelegt hatte, um sich den Helm überzustülpen, dann schulterte er Schild und Speer, pfiff nach dem Streitwagen und zog in den Krieg.
     
    Drei kleine Felsbrocken inmitten eines Eismeers.
    Das nächste Land: die Küste Argentiniens, etwa dreihundert Kilometer entfernt. Natürliche Ressourcen: Felsgestein, Eis und Schnee (je nach Jahreszeit). Strategischer Wert: null. Bevölkerung: vier.
    Natürlich galt das nur bis vor kurzem. Jetzt schwankt die Bevölkerungszahl um die Zwölftausendermarke, da gerade eine gewaltige Anzahl Männer, die allesamt an Schnüren hängen, welche wiederum an großen Planen befestigt sind, aus großen grünen Flugzeugen springt. Ganz unten veranstaltet jemand ein improvisiertes Feuerwerk.
    In der Mitte von allem steht Mars, Zerstörer der Menschheit, hält einen goldenen Speer in der Hand, dessen Spitze abgeschossen ist, und kommt sich wie der letzte Trottel vor. Glücklicherweise ist er unsichtbar, und sein Körper, der sich aus Götterblut und Ambrosia zusammensetzt, strahlt nicht genug Wärme aus, um von den hitzesuchenden Marschflugkörpern bemerkt zu werden, die wie übergeschnappte Delphine überall durch die Luft schwirren. Vorsichtig, den Kopf auf- und abbewegend wie einer dieser Hunde, die man hin und wieder in den Heckfenstern von Autos sieht, packt Mars die mitgenommene Essensration aus.
    »Käse und Essiggurken!« fluchte der Vater der Schlachten angeekelt vor sich hin. »Käse und Essiggurken! Als müßte ich mir nicht schon genug gefallen lassen.«
    Von dem Hügel, auf dem ein Maschinengewehr postiert war, drang eine eigenartige Geräuschfolge herüber, wodurch sich Mars mit dem Kopf wie in einer Drehbank wähnte. Zuerst gab es ein schreckliches Brüllen, dann prasselndes Geschützfeuer und einige laute, dumpfe Einschläge, gefolgt von erneutem Brüllen und etlichen Schreien, die schiere Panik verrieten. Schließlich herrschte absolute Stille.
    Mars spähte vorsichtig über den Rand des nur notdürftig gepanzerten Mannschaftstransportwagens hinweg, hinter dem er kluger-, wenn auch unrühmlicherweise in Deckung gegangen war. Das Schießen schien eingestellt worden zu sein. Die einzig wahrnehmbaren Geräusche waren der entfernte Gesang der Vögel und das Klappern der beweglichen Seitenstücke von Mars’ Helm, die gegen den übel zugerichteten Gefechtsturm schlugen. Was geht hier eigentlich vor? fragte sich der Witwenmacher.
    Mit hochrotem Kopf nahm er den Helm ab, balancierte ihn auf der abgebrochenen Speerspitze und hielt ihn hoch in die Luft. Niemand schien Interesse daran zu haben, ihn mit Gewehrkugeln oder Granatsplittern zu durchlöchern. Wahrscheinlich handelte es sich um irgendeine hinterhältige Falle.
    Vielleicht aber auch nicht, sagte sich Mars, und wenn doch, ist das auch scheißegal, schließlich kann man nur einmal sterben. Er rappelte sich hoch, setzte den Helm auf und pfiff nach dem Wagen. Merkwürdig, daß diese Scheißkarre nie etwas abbekommt, dachte er, während er hinter den rabenschwarzen rotäugigen Rossen den Wagen bestieg. Manchmal habe ich das Gefühl, die machen das extra. Er nahm die Zügel, holte eine Mörsergranate aus einer Mantelfalte hervor, die sich als Blindgänger herausstellte, und brüllte mit voller Lautstärke »Vorwärts!«, als würden zwei Bataillone mit großer Wucht aufeinanderprallen.
    Die Schlacht war vorüber. Selbst Mars, der gelernt hatte, sich nicht von äußeren Erscheinungen täuschen zu lassen, war überzeugt davon. Es lag an der Art, wie sich die Soldaten gedankenverloren auf ihren Gewehren abstützten und über das Schlachtfeld blickten, während die Stabsoberoffiziere für die diversen Nachrichtensendungen Interviews gaben. Mars band den Wagen an einem abgestürzten Hubschrauber fest, stieg aus und schlich zu einer Stelle hinüber, wo ein ziemlich ramponiert aussehender Mann, der einen blauen Anorak trug, laut sprechend vor einer Fernsehkamera stand. Neben dem Mann bedienten zwei Techniker in Lederjacken einen großen tragbaren Ventilator, um dem Haar des Reporters das vom Wind zerwühlte authentische Aussehen zu verleihen.
    »Die Schlacht von Mallard Esplanade auf den

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