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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Vielleicht hängt das damit zusammen, daß Helden im Grunde an mangelndem Selbstvertrauen leiden und deshalb lieber nicht davon sprechen. Möglicherweise halten sie diesen Service aber auch nur für so selbstverständlich, daß sie es schlichtweg vergessen, ihn anderen gegenüber zu erwähnen.
    Jason blickte sich um, pfiff gereizt und wippte mit dem Fuß. Kurz darauf drang ein wohlvertrautes Geräusch zu ihm herüber, als der Buggy – eine Art Luxusversion für den fettleibigen Golfliebhaber – über die Felsen auf ihn zuholperte.
    »Wo bist du die ganze Zeit gewesen?« fragte Jason im barschen Ton.
    »Tut mir leid, Boß, aber das Netzteil hat kurz vor Kabul den Geist aufgegeben«, entschuldigte sich der Fahrer. »Versuch mal, in einem Land mit moslemischen Fundamentalisten auch nur zwei einfache Taschenlampenbatterien aufzutreiben, dann wirst du schon sehen, ob du das Zeug dazu hast.«
    »Wo sind wir eigentlich?« fragte Jason, wobei er sich ein paar Staubkörner von dem tadellos sitzenden Kampfanzug abklopfte.
    »Im Kaukasus, glaube ich«, entgegnete der Fahrer. »Laß uns einen Blick auf die Karte werfen.« Er schob den Beifahrersitz des Buggys nach vorn, unter dem sich eine nützliche Gepäckablage befand, die mit dem ganzen Müll und Plunder vollgestopft war, den unsereins normalerweise im Handschuhfach aufbewahrt, sowie mit einigen Blendgranaten und einem Exemplar von Krieg und Frieden; Heldenfahrer haben oft endlos lange Wartezeiten zu überbrücken.
    »Ah, da ist er ja«, sagte der Fahrer schließlich und holte einen von Eselsohren strotzenden Atlas hervor. »Jetzt laß uns mal genau nachsehen, ob das da hinten Tiflis ist …«
    Jason schnaufte ungeduldig und fragte: »Wieso bin ich eigentlich hier?«
    Der Fahrer zuckte die Achseln. »Ich hätte nie gedacht, daß du mich das fragst. Neulich habe ich dieses Buch von Descartes gelesen, und er sagt dazu …«
    »Nein, nein«, winkte der Held wütend ab. »Ich will wissen, warum ich ausgerechnet hier gelandet bin, obwohl ich mich angeblich auf dem Rückweg nach Aldershot befand.«
    Der Fahrer wand sich unbehaglich auf seinem Sitz hin und her. »Wie du weißt, Boß, darf ich dir solche Dinge nicht verraten. Schließlich habe ich den Vertrag über die Einhaltung von himmlischen Geheimnissen unterschrieben, und deshalb ist es nicht fair von dir, mich solche Dinge zu fragen, zumal ich …«
    »Schon gut, schon gut«, unterbrach ihn Jason. »Solange ich wirklich genau zu diesem Zeitpunkt an dieser Stelle sein soll, geht das ja in Ordnung.«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen, auf die Sekunde genau sogar«, besänftigte ihn der Fahrer.
    »Weißt du, manchmal wundere ich mich trotzdem«, gestand der Held ein. »Irgendwie habe ich einfach noch nicht den richtigen Dreh bei allem raus. Ich meine, Daddy hat mir zwar so was gesagt, aber trotzdem …«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt, daß ich gefälligst tun soll, was man mir aufträgt, und ansonsten den Mund zu halten habe. Ich nehme an, das ist nur recht und billig, aber …«
    Helden neigen zu solchen kurzen Unterbrechungen, die man nur als Selbstzweifel beschreiben kann, und der Fahrer hatte das alles schon etliche Male zuvor gehört. Nehmen wir zum Beispiel Arjun; immer wieder hatte er ihn am Vorabend einer großen Schlacht moralisch aufrichten müssen.
    »Mach dir keine Sorgen, Boß«, tröstete er den Helden schließlich. »Die da oben wissen schon, was sie tun; mach einfach wie gewohnt weiter und amüsier dich.«
    Jason nickte beruhigt. Seit ihm sein Daddy vor einigen Monaten erzählt hatte, daß er nunmehr ein Held und es höchste Zeit für ihn sei, endlich damit aufzuhören, von einer Karriere als Hotelmanager zu träumen, und daß er sich statt dessen schnurstracks auf die Suche nach seinem Schicksal machen solle, hatte er sein Bestes gegeben, nicht mehr zurückzuschauen. Und bisher hatte es ihm wirklich Spaß gemacht, Leute zu verdreschen, Maschinengewehrstellungen anzugreifen, mit bloßen Händen Geschützrohre von Panzern abzureißen und lauter solche Sachen. Die meisten der Jungen, mit denen er zusammen auf der Schule gewesen war, hielten es noch immer für das Größte, Raumschiffe irgendwelcher Invasoren auf dem Bildschirm abzuknallen.
    Der Fahrer zeigte auf einen nahegelegenen Hügel und sagte: »Auch wenn es mir fernliegt, irgendwelche direkten Andeutungen zu machen, glaube ich trotzdem, daß dein Schicksal dort drüben liegt.«
    »Wie? Auf dem Hügel mit den drei Bäumen?«
    »Nein, auf dem mit

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