Liebling der Götter
den schon die Ägypter für ihre weniger freundlichen Skulpturen zu verwenden pflegten, machte seine äußere Erscheinung auch nicht gerade liebenswerter und zutraulicher.
Sicher, wir reden jetzt um den heißen Brei herum; aber das liegt schlichtweg daran, daß wir seit der großen Adjektivkürzung von 1976 nicht mehr an das erforderliche Material kommen. Deshalb wollen wir es bei ›sehr schrecklich‹ bewenden lassen, und wir können nur hoffen, daß Sie Verständnis zeigen und ansonsten behutsam Ihre Phantasie einsetzen.
»Willst du eine Bratwurst?« fragte er.
Jason grinste säuerlich. »Nein danke. Ich habe schon eine gegessen, kurz bevor ich hierhergekommen bin, ehrlich. Ich, ehm …«
»Ja?«
»Na ja, es ist doch so … ich meine … also, ich will Sie wirklich nicht länger aufhalten und sollte mich lieber wieder auf den Weg …«
»Das tust du aber nicht.«
»Ach so?«
»Ich bekomme nicht viel Besuch, und es macht Spaß, gelegentlich mit jemandem zu sprechen, selbst wenn es sich dabei um einen Sterblichen handelt.«
»Das freut mich wirklich zu hören, aber bestimmt haben Sie viel zu tun, und ich will …«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Aha. Nun ja. Ehm …«
»Bist du Jason Derry?«
Das war bestimmt eine dieser Fangfragen wie ›Du hast doch bestimmt das Fenster kaputtgeschlagen, nicht wahr?‹. Jason machte eine unbeholfene Geste und stammelte einige Laute vor sich hin.
»Bist du’s nun oder nicht?«
»Ehm …«
»Dein Hund scheint dich jedenfalls dafür zu halten.«
»Mein Hund?«
»Ist das etwa nicht dein Hund? Braver Hund, komm doch mal zu mir …«
Jason blickte sich nach hinten um und entdeckte Zerberus, der mit allen drei Köpfen nickte. Nicht zum erstenmal fiel Jason ein, daß er Hunde nicht sonderlich mochte.
»Ja.«
»Aha, dann weiß ich ja Bescheid.«
Es gab einen grellbunten Blitz, der Jason fast das Augenlicht raubte, und der Thron verschwand samt Inhalt. Die Helligkeit warf Jason buchstäblich von den Füßen (wobei er genaugenommen ja nie richtig darauf gestanden hatte), und er stürzte kopfüber ins Nichts.
Wenn man es allerdings pedantisch genau nimmt, landete er letztendlich auf einem Teppich, einem sehr schönen sogar. Flauschig weich und mit einer warmen Farbe, die ein wenig an verschütteten Tee erinnerte.
»Tut mir leid, das war wirklich etwas tolpatschig von mir«, dröhnte eine Stimme über seinem Kopf.
Ganz langsam öffnete Jason die Augen, bis er zwei blaue, leicht abgetragene Pantoffeln sah, die jedoch sehr bequem wirkten.
»Ich freue mich, dich kennenzulernen, Jason. Du hast doch hoffentlich nichts dagegen, wenn ich dich Jason nenne, oder?«
Jason gelang es, sich vom Anblick der Pantoffeln loszureißen, und er schaute schweigend weiter nach oben. Der Thron und die lebendige Statue waren verschwunden, dafür war nun ein Fußboden da sowie Wände und ein Dach, und selbst das Schwert von Dingsda (allerdings ohne Namen) und die Tüte mit den Sandwiches waren wiederaufgetaucht. Die beiden zuletzt erwähnten Gegenstände lagen auf einem Couchtisch, der neben einem Sessel stand, in dem es sich ein sehr freundlich aussehender alter Mann bequem gemacht hatte, der einen Morgenmantel und die besagten blauen Pantoffeln trug. Er hatte ein Tablett mit unglaublich lecker aussehenden Würstchen auf dem Schoß, von denen er Jason eins anbot.
»Das mit dem ganzen schwarzen Quatsch mußt du schon entschuldigen, aber in meiner Stellung kann man nicht vorsichtig genug sein«, sagte er. »Eigentlich will ich den Leuten damit nur Schiß einjagen. Ich selbst habe diesen Hokuspokus natürlich noch nie sehen können, und deshalb weiß ich noch nicht einmal, ob es überhaupt funktioniert. Und? Hat’s funktioniert?«
»Und ob«, antwortete Jason mit vollem Mund. Aus einem für ihn unerfindlichen Grund verspürte er in diesem Augenblick das unbändige Verlangen, laut loszulachen; da er jedoch über halbgöttliche Willenskraft verfügte, gelang es ihm, es bei einem diskreten Schnauben zu belassen.
»Das freut mich«, fuhr der nette Mann fort. »Und jetzt möchte ich mich dir vorstellen, und dann sollten wir beide uns bei einer Tasse Tee einmal in Ruhe unterhalten. Also, mein Name ist Gelos. Ich nehme an, du wolltest mich sprechen.«
»Deine ewige Sparsamkeit!« fauchte Diana. »Ich erhöhe jedenfalls auf fünfzig.«
Apollo nickte teilnahmslos. Diana murmelte etwas vor sich hin und würfelte.
»Reingelegt!« triumphierte sie. »Du bleibst auf deinen Staatsschulden
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