Liebling der Götter
sitzen. Jetzt bist du ganz schön in den Arsch gekniffen.«
Apollo schien kaum etwas mitzubekommen. »Ist ja gut«, murmelte er mit gereizter Stimme. »Paß auf, sag mir bitte, wenn ich am Zug bin. Ich muß da unten nur noch etwas beobachten.«
Diana blickte ihn finster an. »Apo, ich habe gerade drei deiner wichtigsten Girozentralen ausgelöscht. Interessiert dich das überhaupt nicht?«
»Wie bitte?«
»Apo, verdammt noch mal!« Diana setzte den Ambrosiabecher knallend auf dem Tisch ab. »Würdest du dich bitte mehr um das Spiel kümmern?«
»Mhm. Könntest du dich nur einen Augenblick mit mir gedulden, während ich einen kurzen Abstecher zur Erde mache? Sei so nett und bitte doch einfach Mars oder jemand anderen, für mich einzuspringen, solange ich fort bin, ja?«
Diana war nun ernstlich besorgt. Einen Götterkollegen darum zu bitten, für einen anderen Gott einzuspringen, war dasselbe, als böte man dem großen bösen Wolf einen Job als Schweinehirt an. »Ist es denn, ehm … wichtig?«
»Ja, ziemlich.«
»Sollte ich dann nicht lieber Mini Bescheid sagen?«
»Nein, das ganz bestimmt nicht!« widersprach Apollo entschieden.
»Und warum nicht?«
Apollo überlegte eine Weile, um die passenden Worte zu finden, und antwortete schließlich: »Aus demselben Grund, aus dem du Ringe auf Couchtischen niemals mit grobem Schmirgelpapier entfernen solltest. Keine Angst, es wird nicht lange dauern.«
Diana sah ihm noch hinterher, bis er in der fernen Dunkelheit verschwunden war, dann zuckte sie die Achseln, blickte sich nach allen Seiten verstohlen um und schob heimlich die chinesische Armee nach Nepal hinein. Während sie das tat, schwebte über ihrem Kopf langsam ein goldenes Rosenblatt herab, trudelte anmutig durch die Luft und blieb schließlich auf ihrem Knie liegen. Sie nahm es in die Hand und sah, daß auf dem Blatt winzige Buchstaben emporflammten.
Ich habe alles genau gesehen, stand dort zu lesen.
»So ein Mist!« fluchte Diana und schob die Armee wieder zurück.
»Was soll das heißen: Es sind keine mehr da?« wollte Ms. Fisichelli wissen.
»Tut mir leid, aber der Krug ist leer«, antwortete Mary schuldbewußt.
Ms. Fisichelli kratzte sich am Kopf. »Das ist komisch, denn als ich heute morgen nachgesehen habe, war er noch bis zum Rand voll.«
»Ich weiß.«
»Wie bitte?«
»Ich habe sie nämlich aufgegessen«, gestand Mary.
Ms. Fisichelli verhielt sich plötzlich sehr distanziert, und ihre Miene wurde auf einmal so eiskalt wie ein Mammut in einem Gletscher. »Du hast sie also aufgegessen?« wiederholte sie.
»Na ja, ich …«
»Apollos heilige Oliven?«
»Also, ich …«
»Ich verstehe. Das ist ja wirklich entzückend. Danke, daß du es mich wenigstens hast wissen lassen. Ich fürchte, Mister A wird sich dieses eine Mal mit Dosenoliven abfinden müssen, aber ich bin mir sicher, daß ihm das nichts ausmacht.«
»Ich …«
»Und jetzt sollten wir endlich anfangen«, fuhr Ms. Fisichelli unbarmherzig fort. »Vorausgesetzt, daß du den Altar und den heiligen Dreifuß nicht auch noch verschlungen hast. Reich mir bitte den Schöpflöffel.«
Mit gesenktem Kopf und ohne einen Ton zu sagen, reichte Mary der Pythia den Schöpflöffel. So ein Mist! sagte eine Stimme in ihrem Hinterkopf. Ich habe nur Hunger gehabt, das war alles …
Unterdessen hatte Ms. Fisichelli das heilige Gas aufgedreht, und sie versuchte gerade, das heilige Feuerzeug anzubekommen (jetzt raten Sie mal, wer mal wieder vergessen hatte, den heiligen Feuerstein auszutauschen), als sich die heilige Flamme aus eigenem Antrieb entzündete und der Pythia fast die Augenbrauen versengte.
»Ich bin aber auch ein gottverdammter Stoffel! Ojemine …« In Gegenwart ihres Gottes legte sich Ms. Fisichellis Zorn sofort. »Du mußt schon entschuldigen, aber das hatte ich nicht erwartet.«
Der göttliche Kopf nickte mit seinem Flammenhals. »Schon gut. Tut mir leid, das war mein Fehler. Hör mal, können wir dieses eine einzige Mal auch ohne diesen ganzen Hokuspokus auskommen? Ich habe nur wenig Zeit, und ich will nicht, daß Min … Ich meine, wir müssen uns beeilen. Ich will, also ich muß einen Mann treffen.«
»Wieso, Herr?«
»Wegen eines Hundes.«
»Ich verstehe, Herr.«
»Gut. Wenn es euch nichts ausmacht, Mädchen, dann würde ich mir gern etwas Bequemeres überstülpen. Bin gleich wieder da.«
Die heilige Flamme erlosch plötzlich, und die Opferschale, nun ihres Halts beraubt, fiel wie ein Stein nach unten und zersprang am Rand
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