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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Mitleid mit seinem Vorgesetzten. Schließlich war Gesundheitszustand mit Durchsetzungskraft verheiratet, die von den Leuten in der Buchhaltung hinter vorgehaltener Hand auch gern als ›Kompromißlose Durchsetzungskraft‹ bezeichnet wurde.
    »Was ist denn so wichtig, daß ich an meinem freien Tag arbeiten muß?« erkundigte sich Magenkatarrh resigniert. »Falls es sich wieder mal nur um irgendeine Grippeepidemie handelt, dann …«
    »Wenn es das nur wäre«, unterbrach ihn Gesundheitszustand. »Nein, mein Junge, da oben geht irgend etwas Megawichtiges vor. Ich habe allerdings keine Ahnung, worum es sich dabei dreht. Jedenfalls lautet der Befehl, daß wir uns bereithalten müssen und Prometheus befallen sollen, und das so schnell wie möglich.«
    »Tut mir leid, ich dachte, du würdest mich nur auf den Arm nehmen.«
    »Also, es geht um Prometheus«, wiederholte Gesundheitszustand. »Die Kutschen fahren um neun Uhr zwölf ab, und vergiß nicht, die Anwesenheitsliste zu überprüfen. Alle Ideen, die nicht erscheinen, meldest du mir persönlich, klar? Ich wünsche dir viel Erfolg.«
    Die Leitung wurde unterbrochen, und Magenkatarrhs Schädel brummte noch immer wie verrückt. Er zog sich lustlos die Arbeitskleidung an, holte den Werkzeugkasten hinter dem Sofa hervor, wo er ihn nach der stürmischen Nacht von gestern einfach hatte hinfallen lassen, und machte sich auf den Weg zum Bahnhof.
    Er traf gerade noch rechtzeitig ein, um den Abflug einiger geflügelter Streitwagen mitzubekommen, die mit schwerbewaffneten Geisterkriegern vollgepackt waren. Nach seinem Dafürhalten wäre es einem Wunder gleichgekommen, wenn es irgendwo im Kosmos auch nur noch einen einzigen Drachen mit Zähnen gegeben hätte. Logistik.
    Dank Mrs. Durchsetzungskrafts Entschluß, lieber mit ihrem Mann einkaufen zu gehen, anstatt zu arbeiten, herrschte bezüglich des Transports ein totales Durcheinander. Als Magenkatarrh auf Bahnsteig 340 eintraf, erfuhr er, daß die Kutschen, mit denen die Krankheiten in den Kaukasus transportiert werden sollten, von Vulcanus und den Zyklopen requiriert worden waren, weil sie diese für sich selbst und den Transport ihrer mobilen Werkstatt benötigt hatten. Natürlich waren alle anderen Kutschen auch schon vergeben; und da sämtliche geflügelte Wagen vom Militär in Beschlag genommen worden waren, sah es ganz so aus, als sollte Prometheus, was immer ihm auch heute zustoßen sollte, bei bester Gesundheit bleiben. Nachdem Magenkatarrh fast eine Viertelstunde lang herumgelaufen war und sich mit allen möglichen Ideen, die ein Klemmbrett in der Hand hielten, auseinandergesetzt hatte, stieß er zufällig auf Venezuela, die in einer langen Schlange vor einer Telefonzelle stand, dem einzigen öffentlichen Fernsprecher auf dem Gelände, der keine Telefonkarten annahm.
    »Was treibst du denn hier?« fragte er Venezuela.
    »Ich bin für Vehemenz eingesprungen. Sie hat Karten für irgendeine Dichterlesung oder so was geschenkt bekommen, also habe ich ihr angeboten, mit ihr die Schicht zu tauschen. Hätte ich allerdings gewußt, was hier gespielt wird, wäre mir das bestimmt nicht eingefallen.«
    »Was wird denn eigentlich gespielt?«
    Hämisch grinsend antwortete Venezuela. »Es heißt, daß der alte Narr plötzlich völlig durchgedreht ist und ihn – du weißt schon wen – für vogelfrei erklärt hat.«
    Paranoia ist im Himmel derart verbreitet, daß Umschreibungen wie ›du weißt schon wer‹ praktisch zum Alltag gehören.
    Magenkatarrh seufzte und bat Venezuela, sich genauer auszudrücken.
    »Du weißt schon, wen ich meine«, zischte sie geheimnisvoll. »Diesen Witzbold.«
    Magenkatarrh blickte sie ungläubig an. »Das kann doch nicht dein Ernst sein!«
    »Ganz im Gegenteil sogar«, flüsterte Venezuela. »Wenn man dem großen J. Glauben schenken kann, ist das hier sogar deine allerletzte Gelegenheit, noch einmal unernst zu sein. In vierundzwanzig Stunden ist also der großen Freudentag X, und die Parole lautet ›Ist ja zum Totlachen‹, falls es dich interessiert.«
    »Hör mal, was um Himmels willen ist denn eigentlich passiert. Habe ich irgendwas verpaßt?«
    Venezuela blickte sich vorsichtig nach allen Seiten um, dann fuhr sie fort: »Ich habe mich ausführlich mit Klatsch und Tratsch unterhalten, und beide vermuten, daß dieser Held, der ein wenig auf die schiefe Bahn geraten ist und um den wir uns alle kümmern mußten … du weißt schon, dieser kleine Derry …«
    »Den kenne ich nur zu gut«, warf Magenkatarrh

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