Liebling der Götter
ein.
»Ach, wirklich?«
»Er hat in letzter Zeit unglaublich viel gegessen«, klärte er Venezuela auf. »Aber erzähl weiter.«
»Nun, jedenfalls wurde dieser Junge offenbar von jemandem zum Umsturz angestachelt, und zwar von du weißt schon wem …«
»Ach, nun hör mal auf.«
»Also gut, von jener Person, deren Name mit G anfängt und die die Menschen zum Lachen bringt. Du weißt schon, diese uralte Geschichte.«
Magenkatarrh nickte, was er bei seinem Zustand lieber nicht hätte tun sollen.
»Als die beiden – Derry und die besagte Person – aus dem Versteck, in das sich G. die ganzen Jahre hindurch verkrochen hat, aufgebrochen sind – wobei Pluto und Mars von diesem Derry gehörig eins auf die Nase bekommen haben, sollte ich hinzufügen –, hat es der große J. ganz raffiniert geschafft, sich den Jungen zu kaufen und ihn dazu zu bringen, die Seiten zu wechseln.«
»Ich dachte, er hätte die Seiten schon längst gewechselt.«
»Ja, ich meine, nein. Paß auf, er stand erst auf unserer Seite, stimmt’s? Dann ist er zur anderen Seite übergelaufen, und jetzt hat ihn Jupiter wieder zu uns zurückgeholt, klar? Ungefähr wie ein menschlicher Tennisball.«
»Ungefähr.«
»Offenbar hat Jupiter das so angestellt, daß er sich diesen Jason über dessen Mutter vorgeknöpft hat«, fuhr Venezuela fort. »Jedenfalls hat mir das gerade eben Glückseligkeit erzählt; aber du kennst sie ja, im Grunde kriegt sie immer nur die Hälfte mit. Auf alle Fälle heißt das nun, daß der Feind aus seinem Versteck kommt, ohne einen Helden dabei zu haben. Mit anderen Worten: er hat einen Soloauftritt. Deshalb sind wir alle aufgefordert, zum entscheidenden Zeitpunkt einzugreifen, damit wir ihn uns schnappen, bevor er sich wieder in sein sicheres Versteck zurückziehen kann. Klingt doch ganz lustig, findest du nicht?«
Magenkatarrh atmete tief durch und seufzte. Venezuela gehörte nicht unbedingt zu den Leuten, mit denen man sich freiwillig unterhalten wollte, wenn man einen Kater hatte, dennoch hatte er das Wesentliche mitgekriegt.
»Eine Frage hätte ich noch. Wenn wir uns auf die Suche nach Gel …«
»Pst!«
»Also gut, wenn wir uns auf die Suche nach du weißt schon wem machen, warum hat mir Gezu dann gesagt, wir sollen alle Prome …«
»Pssst!«
»… du weißt schon wen befallen?«
Venezuela grinste verschmitzt. »Was glaubst du wohl, wohin dieser vorwitzige Klugscheißer als erstes rennt, wenn ihm erst mal klar wird, daß ihn sein Lieblingsheld im Stich gelassen hat?«
»Ach so, ich verstehe.«
»Erst recht dann, wenn er davon erfährt, daß sein alter Kumpel und Mitverschwörer von allen möglichen Krankheiten und Geisterkriegern heimgesucht wird. Keine Sorge, er wird dort wie ein Blitz auftauchen, und dann haben wir ihn. Ganz schön gerissen, wie?«
Magenkatarrh nickte – dieses Mal sehr viel bedächtiger als zuvor – und verzog das Gesicht. »Na ja, irgend etwas mußte in dieser Richtung ja mal geschehen. Hör mal, noch etwas. Weißt du vielleicht, wo ich noch wenigstens vier Kutschen herbekommen kann? Wir müßten eigentlich schon seit einer Viertelstunde unterwegs sein.«
»Mit Kutschen wird’s ein bißchen schwierig«, antwortete Venezuela. »Aber wenn dir ein geflügelter Wagen etwas nützt, dann …«
»Auch gut.«
»Dann solltest du mal zu MZ gehen … Na prima, die Telefonzelle ist endlich frei. Kannst du mir vielleicht einen Zwanziger wechseln?«
Magenkatarrh traf Mütterchen Zeit schließlich unten in der Kellerbar an und überredete sie bei einem Glas Guinness, ihn ihren alten, aber zuverlässigen Vulcanus V12 Camaro zu leihen. Zwar fürchtete Magenkatarrh, daß es zu einem ganz schönen Gedränge kommen könnte, wenn sämtliche Krankheiten mitfahren sollten, aber einen Versuch war es ihm allemal wert; und falls es unter diesen Umständen ganz schlimm werden sollte, würde es wahrscheinlich nicht das Ende der Welt bedeuten, wenn man Tennisarm zu Hause ließe.
Bis er den Wagen gefunden, die Pferde geschirrt und angespannt hatte sowie den Reifendruck überprüft und den Bordfilm zurückgespult hatte, war es fast halb zehn. Glücklicherweise wird der Wagen von Mütterchen Zeit mit solch einem Problem spielend fertig, und so gelang es Magenkatarrh, gegen Viertel vor elf auf dem Gipfel eines der kaukasischen Berge zu landen. Dennoch war er dort nicht als erster angekommen; sogar bei weitem nicht.
Es regnete.
»Willst du dir keine Jacke anziehen?« fragte Mrs. Derry.
»Nein«,
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