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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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vielen Frauen musstest du dich denn dafür rechtfertigen, dass ich deinen O-Schrei kannte?«
    »Hallo, ihr Lieben! Entschuldigt, ich konnte mich nicht beherrschen und musste unbedingt die Kinder anrufen. Sie lassen grüßen. Na, somit hattet ihr beiden doch zumindest die Gelegenheit, euch ungestört ein wenig gegenseitig zu beschnuppern?« Francis war so euphorisch vom Gespräch mit ihren Kindern, dass ihr die Eiseskälte zwischen den beiden entging. Munter plapperte sie weiter: »Aber warum habt ihr denn noch nicht angefangen? Eva, du musst ja fast verhungern, nach zweimal schwimmen. Ihr hättet wirklich nicht auf mich zu warten brauchen.«
    »Das ist ja wohl selbstverständlich«, sagte Eva und schenkte ihr ein warmes Lächeln. Als Francis sich ihrem Müesli widmete, erwiderte sie Magnus’ finsteren Blick mit einem frostigen.
    »Hat dir Eva schon erzählt, dass wir nächste Woche nach Verona fahren, Lieber?«
    Magnus ließ das Messer fallen und den Mund weit offen stehen. »Wie bitte? Ihr beide fahrt nach Verona?«
    »Ja, Lieber, wir fahren am Mittwochmorgen los und kommen am Freitagabend zurück. Du hast doch nichts dagegen?«
    »Doch allerdings!«, entgegnet Magnus brüsk. »Nach Verona wollte nämlich ich mit dir fahren. Zu unserem Hochzeitstag!«
    Francis lachte in hellen Tönen und klatschte in die Hände.
    »Eva, ich muss dir schon wieder dankbar sein! Auch in diesem Hause scheinen die Gesetze der Marktwirtschaft zu gelten. Konkurrenz belebt das Geschäft. Stell dir vor: Von den zurückliegenden sechzehn Hochzeitstagen hat mein lieber Mann mindestens die Hälfte vergessen. Zu den anderen gab’s rote Rosen und auch mal eine Einladung zum Abendessen, aber noch nie die Aussicht auf eine zauberhafte Kurzreise nur für uns zwei. – Aber wunderbar! Dann fahr ich jetzt mit Eva nach Verona und du lädst mich zum Hochzeitstag nach Venedig ein. Da waren wir nämlich immer noch nicht. Weiter so! Genau so hab ich’s gern!«

    Dieser Begeisterung seiner Frau konnte Magnus natürlich nicht viel entgegensetzen. Er versuchte lediglich, ein paar technische und organisatorische Hinderungsgründe ins Feld zu führen, die gegen ihre spontane Reise mit Eva sprachen. Doch mit denen blitzte er selbstverständlich ab. Francis hielt schließlich alle Fäden in Händen, und wenn sie einen Entschluss fasste, dann hatte sie zuvor alles abgeklärt.
    Eva war sich bewusst, dass sich damit Magnus’ Groll gegen sie noch deutlich gesteigert hatte. Nun musste er nicht nur auf Francis verzichten und sich mit dem grässlichen Gedanken rumschlagen, dass sie sich mit Eva blendend amüsierte, sondern er musste auch noch eine Reise in die Stadt der Ratten und stinkenden Kanäle auf sich nehmen. Aus seinen Erzählungen wusste sie, dass er sich davor seit mehr als zehn Jahren erfolgreich gedrückt hatte, obwohl Francis immer wieder damit ankam.
    »Weißt du Eva, seit einer Ewigkeit möchte ich mit Magnus nach Venedig, aber er hatte nie Lust. Er schleppt mir alles an, was er an negativer Berichterstattung über die Stadt findet. Zig Zeitungsartikel hat er mir zum Lesen gegeben, nachdem er sie zuvor mit Textmarkern bearbeitet hatte. Aber das bewirkt natürlich nichts. Ich will da hin. Davon bringt mich niemand und nichts ab. Warst du eigentlich schon mal dort?«
    »Zweimal sogar. Mit einem Freund, bei den Filmfestspielen.«
    »Ah, das ist ja fantastisch!«
    »So fantastisch war’s dann auch wieder nicht. Ruben ist Regisseur und er hatte mich mitgenommen, damit ich auf seine neurotischen Schauspielrinnen aufpasste oder deren eifersüchtige Partner ablenkte. So richtig gemütlich als Touristin habe ich Venedig also auch noch nicht erlebt.«
    »Ja, wenn du …«
    »Schluss! Francis, du kannst dein Taktieren einstellen. Ich fahre mit dir nach Venedig. Versprochen«, grollte Magnus, offenbar um Schadensbegrenzung bemüht. Und dann lächelte er tatsächlich ein wenig, wenn auch schief – aber gerade genug, um beide Frauen mit seinem Zauber zu berühren.

     
    Francis und Eva fuhren bei Regen los, doch als sie aus dem San-Bernardino-Tunnel hervortauchten, empfing sie strahlender Sonnenschein. Bei der Raststätte hielten sie an, um das Verdeck von Francis’ gelbem Eos zu öffnen und sich am Lenkrad abzuwechseln.
    »Süden!«, rief Francis und dann – wie eine Sequenz aus dem Sprachlabor zur Übung des stimmhaften S: »Sonniger süßer Süden!«
    Beide reckten die Hände gen Himmel und dehnten sich in alle Richtungen. Dann umarmte Francis Eva und

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