Liebling, Ich Kann Auch Anders
wieder für mich haben.«
»Na, da wandelst du ja auf goldrichtigen Wegen.«
»Francis Weizenegger, dir ist hoffentlich klar, dass du diese Luxusvilla in Traumlage nur mit mir zusammen bewohnen kannst!?«
»Sie gehört ja immerhin zur Hälfte mir.«
»Klar doch, meine Teure. Aber wenn ich meinen Anteil verkaufe?«
»Das wirst du nicht tun!«
»Tja, vermutlich hast du sogar recht. Viel wirkungsvoller wäre es nämlich, meine Hälfte an die entsprechenden Leute zu vermieten. Dann könnte es für dich hier äußerst ungemütlich werden, meine Liebe.«
»Du bist verrückt. Das kannst du doch nicht machen!«
»Ach, kann ich nicht? Lehr du mich mein Metier! Spätestens in einem Monat ist deine Freundin hier draußen, sonst passiert etwas sehr Ungemütliches. Das ist mein letztes Wort.«
Der Junge war entsetzt über das, was er soeben gehört hatte. Er lief in den Garten, wo er auf seine Schwester traf, die gerade von einer Freundin heimkam. »Marie-Rose!«, rief er und rannte ihr entgegen.
»Wie siehst du denn aus? Ist dir schlecht?«
Sie setzten sich auf die Bank unter dem offenen Fenster von Evas Zimmer und so wurde sie zur Zeugin des Gesprächs der beiden.
»Hey, hey, Kleiner, ist dir gerade ein Gespenst begegnet?«
»So ähnlich. Ich habe gehört, wie Mami und Paps sich gezankt haben.«
»Hoppla, das ist ja was Neues. Worum ging’s denn?«
Thomas rapportierte das Gehörte.
Der Schwester kurze Diagnose: »Der hat sie wohl nicht mehr alle.«
»Aber er hat gesagt, am liebsten würde er Eva umbringen.«
»Spinnt der?«
»Wenn sie nicht geht, will er sich scheiden lassen!«
»Da wäre er ja schön blöd! So was wie die Mami findet der doch nie wieder! Aber von mir aus. Soll er doch abzischen. Dann sind wir ihn los. Er geht mir sowieso tierisch auf den Geist, diese Drohne, dieser Pascha. Er ist so ein verdammter Egoist und Macho. Und was mich am meisten aufregt: Ein Rassist ist er obendrein auch noch!«
»Ja, aber das Haus … die Hälfte davon will er verkaufen oder tierisch blöde Leute reinsetzen, damit sich die Mami ärgert.«
»Der tickt doch nicht richtig. Total durchgedreht! Ob der Drogen nimmt? Wenn ich mir vorstelle, wie lieb der früher war. Ich war immer megastolz auf meinen Papa. Er hat so viel Zeit mit uns verbracht und war immer gut gelaunt. Meine Freundinnen haben mich beneidet!«
»Und jetzt ist er nur noch blöd und macht uns das Leben zur Hölle. Vielleicht hat er ja Rinderwahn?«
»Könnte schon sein. So viel Fleisch wie der immer frisst. Ist ja richtig eklig!«
»Oder glaubst du, der ist vielleicht ausgetauscht worden?«
»Wie ausgetauscht?«
»Na von Aliens! Die schmuggeln ihre Agenten ein, um die Weltherrschaft an sich zu reißen.«
»Das sind doch Märchen! – Aber manchmal hab ich auch schon gedacht, er sei nicht mehr derselbe …«
»Dann müssten wir ihn eliminieren, um die Welt zu retten. Danach können wir in Frieden weiter hier wohnen, mit Eva.«
»Und du gingst in die Zirkusschule und keiner würde sich in meine Freundschaft mit Daniel einmischen. Die passt ihm ja auch nicht. Eins ist wohl klar: Wenn Eva erst mal hier weg ist, hat der Alte die Mami wieder voll im Griff. Dann wird sie wie früher fast jedes Mal nachgeben, wenn’s zu Diskussionen kommt.«
Die Kinder schwiegen eine Weile und Eva hielt auch für einen Moment die Luft an. Zu ungeheuerlich erschien ihr, was sie gerade gehört hatte.
»Daniel weiß einiges über Voodoo …«
»Und auf der Terrasse blüht der Oleander. Der ist giftig. Und in meiner Klasse haben ein paar was von Engelstrompeten gesagt. Mit den Blüten davon kannst du high werden oder auch voll den Abflug machen – je nachdem, wie viel du erwischst und was du verträgst.«
»Die haben wir doch auch im Garten!«
»Eben. Wir könnten eine Bowle damit machen und sagen, das sei eine Kinder-Bowle. Für Erwachsene strengstens verboten. Er wird sie natürlich trotzdem probieren. Und wenn sie gut schmeckt, wird er die Hälfte runterkippen, der Gierschlund …«
Es sind Kinder, sagte sich Eva, intelligente aber sehr emotionale junge Menschen mit viel Fantasie, am Rande und mitten in der Pubertät. Da ist es nicht außergewöhnlich, dass sie gegen die Eltern rebellieren. Und dazu gehören vielleicht auch gelegentlich ein paar drastische Visionen. ›Eltern sind der Kauknochen, an dem ein Jungtier seine Zähne erprobt‹, hat Peter Ustinov mal gesagt.
Sie selbst hatte in diesem Alter auch rebelliert und manchem Lehrer den Tod
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