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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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großen Bedauern verhindert waren.« Ich ratterte die Namen herunter.
    Er blickte sehr elend drein, und ich glaubte, Panik in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
    »Mein Gott! Ich hätte doch nie gedacht, dass es denen so zusetzt! Ich hatte meinen Spaß und ich war überzeugt, die hätten auch welchen. Es war ein Spiel, ein schönes, flirrend-leichtes Spiel.« Er versuchte ein beschwichtigendes Lächeln, das allerdings missglückte oder zumindest seine Wirkung verfehlte.
    »Ach so, Sie finden, Sie haben sich völlig korrekt verhalten? Ich rufe die Damen gern alle zusammen herein, dann können Sie das in deren Beisein wiederholen.«
    »Nein. Bitte nicht! Himmel noch mal! Wenn ich gewusst hätte, was ich anrichte, – dann hätt’ ich doch sonst was getan!«
    »Ich habe hier eine Erklärung aufgesetzt, welche die Zusicherung beinhaltet, dass Sie sich einer Therapie unterziehen. Die werden Sie gleich unterschreiben.«
    Er starrte mich entgeistert an und schüttelte den Kopf. »Therapie? Ich? Never ever!«
    »Wissen Sie, Herr Weizenegger, was heute hier ablief, war eine kleine private Party. Wenn Sie sich jedoch nicht behandeln lassen, dann hängen wir die Sache an die große Glocke. Und dann – das verspreche ich Ihnen – wird’s wirklich sehr ungemütlich für Sie.«
    Er blickte mich an und ich war sicher, er kapierte, dass es mir mit meiner Ankündigung sehr ernst war. Ich hielt ihm das Blatt hin und ließ es ihn lesen. Oben standen sein Name und seine Adresse, darunter würde in wenigen Minuten seine Unterschrift stehen. Ich legte es auf den Tisch und rief die Frauen herein.
    Dann löste ich seine Fesseln, während Sibylle sich vor ihn stellte und eine kurze eindringlich gekrächzte Ansprache hielt: »Meine Damen, ich hoffe, es geht Ihnen jetzt besser als zuvor. Aber bitte betrachten Sie unsere Geschichte als eine Lehre! Sie sind alle erwachsen, und deswegen spare ich mir weitere Kommentare über die Edward Hydes und die Dr. Henry Jekylls, die im Internet noch häufiger anzutreffen sind als im realen Leben …«
    Sie lächelte maliziös, drehte sich um und bedeutete Magnus, dies sei nun sein Auftritt.
    Er erhob sich in voller Größe und wischte sich übers Gesicht.
    »Meine Damen, ich möchte euch alle um Entschuldigung bitten. Tja, das Internet und meine Fantasie – und die Inspiration, die von euch ausging … Ich war mir keines Fehlers bewusst. Ich sah das Ganze spielerisch und dachte, ihr seht es genauso. Das war wohl ein großer Irrtum. Glaubt mir, ich wollte keine von euch kränken. Wirklich nicht!« Er ging zum Tisch, unterschrieb das Blatt und nickte mir zu.
    »So einfach kommst du mir nicht davon, du Sauhund!«, schrie Britta, eine kleine resolute Mittdreißigerin mit dunklem kurz geschnittenem Haar. »Ich rühr zwar keinen gefesselten Mann an, aber jetzt gibt’s ja keinen Grund mehr!«
    Es ging alles blitzschnell. Ehe wir anderen überhaupt reagieren konnten, stürzte das dunkle Energiebündel auf Magnus los und traktierte ihn mit einer filmreifen Karateattacke. Seine Versuche, sie abzuwehren, scheiterten kläglich. Er brach zusammen und lag stöhnend am Boden.
    Nun stürzten sich ein paar Frauen auf die Kleine, um sie zu bremsen. Allerdings zu spät.
    »Platz da, ich bin Ärztin!«, forderte Bettina, eine große schlanke Rothaarige.
    Sie traten zurück. Bettina sah es deutlich, und die anderen sahen es auch: Magnus’ linker Arm lag sehr merkwürdig verdreht da. Er war ganz offensichtlich gebrochen! Bettina gab einige knappe Anweisungen und leistete Erste Hilfe. Dann wurde – auf dringenden Wunsch des Patienten – keine Schweizer Ambulanz, sondern ein Taxi aus Konstanz gerufen, das ihn ins dortige Klinikum bringen sollte.

     
    Natürlich entstand für einen Moment betroffene Stille. Aber dann sprach die resolute Claire sehr gelassen einige wenige und doch sehr angenehm entkrampfende Worte: »Nun kriegt euch wieder ein, Mädels! Was ist das schon – ein gebrochener Männerarm gegen so viele gebrochene Frauenherzen!«

31

    Das Schicksal wird oft als launisch bezeichnet. Manchmal ist es aber auch launig.
    Doch der Reihe nach …
    Nachdem der Bus uns zur ›Drachenburg‹ zurückgebracht hatte, löste sich die Gruppe auf. Das heißt, etwa die Hälfte der Frauen blieb über Nacht in dem historischen Hotel und erlebte, wie wir im Nachhinein erfuhren, noch einen recht entfesselten Abend.
    Die anderen fuhren wieder heim.
    Sibylle kam mit mir in die Villa Weizenegger, wo uns Francis und Eva bereits

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