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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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ungeduldig erwarteten. Wir berichteten alles im Detail, wobei wir für manche Szenen mit Rücksicht auf Francis eine abgemilderte Darstellung wählten. – Francis hatte zum Abendessen zwei Bleche Zwiebelkuchen aus Höri-Bülle gebacken, einer ganz speziellen milden und besonders wohlschmeckenden roten Zwiebelart, die nur auf der nahegelegenen Halbinsel angepflanzt wird. Dazu tranken wir reichlich Rotwein, der jedoch auf Francis keinerlei beruhigende Wirkung ausübte. Nachdem wir sie auf ihre Nervosität angesprochen hatten, gestand sie, es sei der Gedanke an Magnus, der sie so beunruhige.
    Nüchtern betrachtet war das verständlich, doch ich war von emotionaler sowie physiologischer Nüchternheit etwa so weit entfernt wie von einem gemeinsamen Kuschelwochenende mit der Servitzky. »Der Typ wird dir doch hoffentlich nicht plötzlich leid tun«, rief ich empört. – Wir duzten uns inzwischen alle.
    »Nein, das ist es nicht – ganz im Gegenteil! Ich habe Angst, er könnte bald hier auftauschen.«
    »Die Sorge halte ich für gering«, beschwichtigte Sybille. »So wie der Arm dalag, handelt es sich um Ellen- und Speichenbruch. Nach Bettinas Ansicht wird er heute noch operiert. Das muss wegen der zu befürchtenden Schwellungen ziemlich rasch passieren. Er bekommt Titanplatten aufgeschraubt – na ja, die Details erspare ich euch jetzt … Jedenfalls wird er wohl kaum vor Donnerstag aus der Klinik entlassen.«
    »Das wäre mir nur recht«, gestand Francis. »Nach allem, was ich jetzt weiß, hab ich nämlich absolut keine Lust, ihn zu sehen   – geschweige denn, mit ihm das Schlafzimmer zu teilen!«
    Wir nickten verständnisvoll.
    »Um ganz sicher zu gehen, können wir ja im Krankenhaus anrufen«, schlug Eva vor.
    Sibylle, die die tiefste Stimme von uns hat und die geringsten Skrupel zu lügen, übernahm die Aufgabe. Sie machte ganz auf Mann, gab sich als Geschäftspartner aus und bekam dank ihres dominanten Gebarens am Telefon die gewünschte Auskunft, die Bettinas Aussage bestätigte.
    Nun wurde der Abend wirklich gemütlich, und Sibylle schien es zu bedauern, dass sie noch ins Hotel zurückkehren musste. Francis bot ihr an, in der Villa zu übernachten, doch das lehnte sie dankend ab. Das Frühstück im Hotel bot ihr die besten Aussichten, geschäftliche Kontakte zu knüpfen. Ihren Porsche ließ sie allerdings stehen und rief ein Taxi.

     
    Das Frühstück in der Villa spottete seinem Namen. Es war schon nach zwölf, als wir uns schließlich um den Tisch versammelten. Die Kinder waren erst zurückgekehrt, als wir schon schliefen. Francis, die wachsame Mutter, hatte sie natürlich gehört und begrüßt. Da Daniel nicht trank und sehr gewissenhaft mit dem Auto umging, vertraute sie ihm und hatte sich nicht allzu viele Sorgen gemacht. Dennoch fand sie natürlich erst wirklich Ruhe, nachdem sie die Kinder wohlbehalten daheim wusste, weshalb sie am Morgen dann auch später aufstand.

     
    Bevor ich mit Eva das opulente Frühstück vorbereitete, war es ihr tatsächlich gelungen, mich zu einem Bad im See zu überreden. Danach war ich stolz und fühlte mich großartig.
    Am Nachmittag – die Jugend war schon wieder unterwegs – rief Petra Schreiber, die Frau eines Tennisfreundes von Magnus an und platzte schier vor Mitteilungsdrang. Magnus habe am Vormittag ihren Mann angerufen, berichtete sie, und ihn unter dem Siegel der Verschwiegenheit gebeten, ihn im Krankenhaus zu besuchen und das Nötigste vorbeizubringen. Als sie ihren Mann Schlafanzug und Toilettenutensilien einpacken sah, habe sie ihn zur Rede gestellt und unehrenhafter Absichten bezichtigt, bis er schließlich mit der Wahrheit herausgerückt sei: Magnus habe einen Unfall erlitten, liege im Konstanzer Klinikum, was aber Francis nicht erfahren dürfe, da sie ihn in Wiesbaden vermute.
    Francis gab sich alle Mühe die Ahnungslose zu spielen. Scheinbar entsetzt und alarmiert, erkundigte sie sich, ob Magnus mit dem Auto verunglückt und was ihm passiert sei. Plötzlich drückte sie – versehentlich oder absichtlich – die Lautsprechertaste und wir konnten mithören.
    »Wenn du mich fragst, ist an der Sache einiges faul. Oberfaul sogar! Magnus ist angeblich auf der Straße gestürzt, als er das Auto verlassen hat, um sich kurz mal in die Büsche zu schlagen. In der Nähe von Steckborn. Das Auto stand immer noch dort. Berthold und Oliver haben es vorhin geholt. Jetzt ist es bei uns in einer der Garage, damit es niemand sieht! Also am Auto ist alles in Ordnung, aber

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