Liebling, Ich Kann Auch Anders
ausschließlich für dich und deinen Roman reserviert.«
Er schaute völlig irritiert drein, und mir wurde klar, dass er daran nie auch nur den geringsten Gedanken verschwendet hatte. Es ging um sein Buch und ich war nützlich für ihn – Punkt. Es hatte funktioniert, und nun musste das nächste Projekt ebenfalls funktionieren – Ausrufezeichen. Und Maledict war sehr wohl klar, dass er mit mir zu einem besseren Ergebnis gelangen konnte als im Alleingang.
Seine Siggie-Zickie schien diese Ansicht zu teilen. Sie brauchten mich – Punkt. Aber ich war nicht willens – Ausrufezeichen.
Der Druck seiner Hand auf den meinigen verstärkte sich, als er seine Linke noch obendrauf legte. »Du bist die Einzige, mit der ich zusammenarbeiten will. Und ich finde, dieses Projekt, das ist irgendwie unser Baby.«
Unser Baby! Wie rührend! Dann wirst du eben jetzt zum allein erziehenden Vater. Ich war ja schließlich auch gezwungen, ein paar Fehlgeburten zu begraben: mein Vertrauen in dich, meine Liebe zu dir und unsere gemeinsamen Träume.
»Ich bin Übersetzerin und weder Lektorin noch Drehbuchautorin.«
»Aber du kannst das alles!«
Besser als ich! – War’s das, was du sagen wolltest, mein hübscher Exfreund mit der holprigen Sprache und den schiefen Metaphern? »Vielleicht. Aber der Graben zwischen uns ist im Moment zu tief.«
»Denk darüber nach, in unser beider Interesse. Hier ist übrigens meine Telefonnummer.« Er kritzelte sie auf das Zuckertütchen. »Wenn du nicht anrufst, melde ich mich.«
»Oh, du hast dir ein Handy zugelegt?«
Er grinste ein bisschen verlegen. »Von Siggie. Ging nicht mehr anders. Trotz aller Vorbehalte. Sie meint, ich sollte immer erreichbar sein.«
Ich verkniff mir den Kommentar, denn soeben hatte der Hahnenschrei das Ende des Glockenspiels verkündet. Der perfekte Augenblick für meinen Rückzug! Ich blickte auf die Uhr, stieß einen spitzen Schrei aus und sprang auf. Er erhob sich ebenfalls und verabschiedete mich mit Wangenküsschen. Ich wehrte mich nicht. Und auf dem Heimweg fühlte ich mich großartig.
Tags darauf kam ein Anruf. »Elizaschätzchen, ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen!«
Wie rührend! Was glaubst du, wie viele schlaflose Nächte ich deinetwegen hatte?
»Das mit den gebrochenen Versprechen hat mich ganz besonders beschäftigt.«
Und mich erst! – »Ja, wirklich? Ich bin in der Beziehung möglicherweise etwas speziell.«
»Du, wenn das so ist, dann müssen wir eben einen Weg finden, damit umzugehen.«
»Aha?« Nimmst du neuerdings Nachhilfestunden zum Thema angewandte Rhetorik im Umgang mit schwierigen Frauen?
»Du weißt doch, dass mir sehr viel an deiner Freundschaft liegt.«
Ja, und noch viel mehr an meiner Arbeitskraft! »Du hast es zumindest mehrmals gesagt.«
»Es ist mir auch sehr ernst. Drum hab ich mir was überlegt.«
»Ja?«
»Was hältst du von New York?«
Das darf doch nicht wahr sein! Meine freudige Verblüffung währte jedoch nur Bruchteile von Sekunden. Dann hörte ich die Hyäne keifen: »Na, wenn du meinst, sie ließe sich mit ’ner Reise weichkochen, dann verreise halt in Gottes Namen mit ihr! Du musst dich ja nicht mit Haut und Haar engagieren. Nein, das tust du sicher nicht. Da ist schon dein guter Geschmack vor. Bist ja schließlich Besseres gewohnt.« Oder so ähnlich.
»New York. Du weißt, was ich von New York halte. Ich denke, wir haben oft genug darüber gesprochen!«
»Ja, denke ich auch.« Die Zufriedenheit darüber, dass es besser lief, als er erwartet hatte, war deutlich an seiner Atemfrequenz zu erkennen.
»Und alles ausschließlich im Interesse unserer Freundschaft?«
»Ja klar, du weißt doch, wie viel mir daran liegt.«
»Und ohne jede weitere Bedingung?«
»Aber sicher!«
Oh, mein Schlechter, ich werde dich beim Wort nehmen. »Wann?«
»Moment, ich schau mal in meinem Terminplaner nach!«
Auch was Neues. S. S. hat ihn wohl komplett ausgestattet, um ihn besser kontrollieren zu können.
»Wann kannst du? – Bei mir ging’s nächste Woche, Donnerstag bis Sonntag?«
»Ja, prima, passt mir auch!«
»Dann kläre ich alles bis dahin.«
Geschäftsreise … »Ach Mal… Äh, Benedict, ich freue mich ja so!«
Diese Sensation wollte ich natürlich umgehend Eva mitteilen, aber sie ging nicht ans Telefon. Vielleicht war sie überraschend mit Magnus nach Italien aufgebrochen. Ich rief Leonardo an und erfuhr, sie sei auf einer Radtour, um sich abzureagieren. Alles Nähere sollte sie mir dann besser selbst
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