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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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bist wirklich ein klasse Kumpel!«
    Was mich brennend interessiert hätte: Wäre seine Geringschätzung für mich genauso ausgefallen, wenn ich zum Zeitpunkt, als er hier einzog, schon ausgesehen hätte wie jetzt? Ich werde es nie herausfinden, aber ich werde sorgfältig darauf achten, dass mich so schnell keiner mehr als prima Kumpel wahrnimmt. Weil Prima-Kumpel-Frauen Schmarotzer anziehen wie das Licht die Motten.

     
    Eva war sehr angetan von ihrer neuen Korrespondenz mit Magnus. Seine Mails hatten den Umfang wie zu ihrer Anfangszeit und sein Grundton war wieder witzig, frech und provokant. In ihren ineinander verschachtelten Zitat-Antworten, die einem Domino-Spiel ähnelten, schlachteten sie lang und gründlich das Engelchen-Motiv aus. Und da Engel und Wolken doch recht nah beieinanderliegen, sprach er von Wolke sieben, die er angeblich vergeblich suchte. Nach kurzer Irritation – sie wähnte sich schließlich mit ihm just dort, wenn sie beisammen waren, und hätte sich da auch liebend gern auf Dauer eingerichtet, wenn er nicht so gezickt hätte – stellte sie ihm die neckische Frage: »Wenn du eine vierzehntägige Reise auf Wolke sieben gewännest, wen oder was würdest du mitnehmen?« Dabei merkte sie ergänzend an, Wolke sieben sei riesengroß, Gepäckbeschränkungen existierten nicht, denn Wolke sieben sei nicht in der IATA.
    Er drückte sich zunächst um eine Antwort und erging sich in Überlegungen, was es auf besagter Wolke zu finden oder erleben gäbe und wie der Flug dorthin verlaufen könnte. Sein übliches witzelndes Geplänkel voller Gerundien und Auslassungspunkte.
    »Magnus ist wirklich eine Spielernatur«, meinte Eva. »Mit dem größten kindlichen Vergnügen betreibt er nun den neuen Briefwechsel mit mir, während er den alten allmählich einschlafen lässt. Aber egal, ich bin ja zum Glück offen für derartige Experimente.«

     

16

    »Du siehst toll aus«, sagte Maledict und schenkte mir einen seiner altbewährten Schmelzblicke. Hatte er etwa was bemerkt? Oder versuchte er nur, mich um den Finger zu wickeln? »Gut, dass ich dich treffe, ich wollte dich eh anrufen.«
    Drei Wochen waren seit unserer letzten Begegnung vergangen. Nun standen wir uns in der Lebensmittelabteilung eines Kaufhauses gegenüber. Während wir gegenseitig interessiert die Inhalte unserer Einkaufswagen inspizierten, lief halb automatischer Small Talk. Ich hatte gerade erst die Obst- und Gemüseabteilung passiert, und so befand sich in meinem Wagen überwiegend Grünes – begleitet von einigen fruchtigen Farbtupfern. Wenn ich mir schon mal die Muße gönne, halte ich übrigens viel von der Ästhetik eines Einkaufs. Nie wäre mir in den Sinn kommen, dieses appetitliche Stillleben, das ich gerade komponiert hatte, mit einer Blechdose oder gar einer Plastikflasche zu verhunzen. Wenn es schon gar nicht anders ginge, würde ich das Zeug zumindest unter die grünen Blätter legen. Champagner – okay, das könnte ich dazu tolerieren. Davon hatte mein Ex-Geliebter übrigens reichlich in seinem Wagen. Außerdem Lakritzkonfekt, Kartoffelchips, Erdnüsse und Diät-Mousse. Zutaten für einen gemütlichen Fernsehabend bei Leuten mit schlechtem Geschmack. Ich kombinierte, dass die Geschichte mit der Servitzky noch lief. Für sie waren vermutlich die Light-Produkte. Für ihn das andere Zeug. In der Flasche Vergorenes zu trinken, was ich ihm auf so liebevolle Weise erschlossen hatte (er war ja bis dato eher auf herben Most abonniert), hatte er offenbar beibehalten. Die Servitzky mit ihren neureichen Allüren würde ihrem Hyänen-Schlund ohnehin keine andere Flüssigkeit zumuten.
    Zu meinem großen Bedauern musste ich feststellen, dass Maledict überhaupt nicht schlecht aussah. Keine eingefallenen Wangen, keine schwarzen Augenränder, keine kahlen Stellen auf dem Kopf, weder Pickel noch Krätze. Er schien tatsächlich ohne mich leben zu können.
    »Gehen wir einen trinken? Ich lade dich ein.«
    Oho, mal was ganz Neues!
    Ich fixierte meine Uhr und gab mich angestrengt nachdenklich. »Na ja, ein Viertelstündchen müsste drin sein. Aber ich möchte erst meine Einkäufe beenden.«
    »Gut, in zehn Minuten im ›Café Glockenspiel‹?«
    »In zwanzig. An den Bedienungstheken geht’s nicht so schnell.« Klar, wer nur Fast Food frisst, ist auch mit dem Einkauf faster fertig.
    Ich geb’s ungern zu, aber die Begegnung mit Maledict und seine Einladung ins Café belebten mich wider Erwarten ganz ungemein. Im Gegensatz zu meinem Kopf und meinem

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