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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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Führungsriege gefeuert. Noch dazu, wenn darunter jemand war, der ihn - wie Stephen Cartwright - einmal in die Pfanne gehauen hatte. Doch Century war keine typische Firma. Der Laden war voller schwächlicher Kreativlinge, die sich selbst nicht als Angestellte betrachteten. Sie meinten, man wäre ihnen den Lebensunterhalt schuldig. Er würde ihnen schon zeigen, wie das Leben in der realen Welt aussah. Doch nicht sofort. Im Moment wollte er sich keine schlechte Publicity einhandeln.
    Er dachte kurz über Stephen Cartwright nach. Er hielt ihn für einen Schwächling, einen Mann, der sein Gehalt schätzte, sein Aktienbezugsrecht und seine nachgemachte Tudor-Villa. Seine Leistung bei Century war bislang nicht überragend gewesen, und mit über Fünfzig würde er nicht ohne weiteres einen angemessenen Job finden. Und falls Ritchie sich nicht irrte, wusste Stephen das auch. Matt Boyd hatte vermutlich Prinzipien, aber Stephen war Pragmatiker. Wenn man ihm ein entsprechend gutes Angebot machte, würde er bleiben. Wahrscheinlich wäre er sogar mitleiderregend dankbar.
    Und er könnte noch nützlich sein, nämlich als Scharfrichter. Es wäre interessant mitanzusehen, wie weit Stephen gehen würde, um seinen gehobenen Lebensstandard zu halten.
    Page jonglierte mit ein paar Zahlen. Fünfzigtausend Pfund müssten ein anständiges Schmiergeld sein. Zufrieden drückte er auf den Summer auf dem Schreibtisch und orderte eine Tasse Kaffee.
    »Und, Lorraine, sagen Sie Stephen Cartwright, er soll mich anrufen, ja?«
    Page sah auf die Tür. Wie lange Stephen brauchen würde, bis er sich meldete, wäre ein aufschlussreicher Anhaltspunkt.
    Lorraine servierte ihm den Kaffee in einer schwarz-goldenen Tasse. »Ihr Kaffee, Mr. Page.« Sie stellte die Tasse vor ihm ab. »Mr. Cartwright wartet auf Leitung zwei.«
    Ritchie Page lächelte und strich die Zahl auf seinem Block durch. Vielleicht wäre gar kein Schmiergeld nötig.
    »Welche Auswirkungen hat das für uns?« Belinda nahm sich ein Tablett und stellte sich hinter Matt in die Schlange vor der Kantine.
    »Weiß der Himmel, aber einen Urlaub würde ich jetzt nicht buchen. Womöglich steht dein Schreibtisch nicht mehr da, wenn du zurückkommst.«
    Sie suchten sich ihr Essen aus und setzten sich an einen Tisch am Fenster.
    »Wirst du bleiben?« Diese Frage stellte sich Matt selbst schon seit Tagen.
    »Geh nicht!« sagte sie heftig, als er keine Antwort gab. »Wenn du gehst, war alles umsonst. Dann hat er gewonnen.«
    Bevor Matt antworten konnte, erschien Bernie Long mit einer Flasche Rotwein und einem Glas in der Hand. »Hallo, Leute. Sollen wir uns gleich die Kugel geben oder erst später?« Er setzte sich unaufgefordert zu ihnen an den Tisch und entkorkte den Wein. Ohne sich die Umstände mit dem Glas zu machen, nahm er gleich einen Schluck aus der Flasche.
    »Ich dachte, du seist zur Zeit auf Entzug«, meinte Matt.
    »War ich auch. Zwei ganze beschissene Monate ohne einen Tropfen.« Bernie strahlte. »Jetzt bin ich wieder dabei.« Er hob die Flasche an die Lippen. »Aber ich schätze, ich kann auf Provokation plädieren, oder nicht?«
    Als die drei aus der Kantine kamen und auf den Lift zugingen, wurden sie von einem Menschenstrom, der sich in die andere Richtung bewegte, abgedrängt.
    »Wo gehen die denn alle hin? Ist heute Feuerübung?« fragte Matt einen von ihnen.
    »Zu Studio drei. Stephen hat alle zu einer Besprechung gebeten.«
    Studio drei war voller ängstlicher Gesichter. Auf dem Podium, wo später die Sitzgruppe für die Matt-Boyd-Show aufgebaut werden sollte, stand Stephen Cartwright.
    »Vermutlich sind Sie alle äußerst beunruhigt wegen der neuesten Entwicklungen, aber ich komme gerade von einer Besprechung mit Ritchie Page, und er hat mir versichert, dass es nicht den geringsten Anlass zur Sorge gibt.«
    Matt lauschte ungläubig.
    »Man hat ihn gekauft«, zischte Bernie laut.
    Stephen ignorierte ihn und sprach weiter. »Er bat mich, Ihnen mitzuteilen, dass kein einziger seinen Job verlieren wird.«
    »Vor allem er nicht, der verlogene Glückspilz«, giftete Bernie und genehmigte sich noch einen Schluck.
    Matt hörte Stephen zu, wie er einem unblutigen Umsturz den Weg bereitete. Dann hielt er es nicht mehr aus. Rasch drängte er sich durch die Massen zum Podium.
    »Stephen weiß ebenso gut wie ich«, Matt hatte sich das Mikrofon von Stephen geschnappt, »dass er gerade einen Haufen Mist geredet hat. Ritchie Page ist ein Gauner, und wenn er in diesem Haus bleibt, werde ich es

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