Liebling, vergiss die Socken nicht
die Stirn. »Jetzt bin ich aber erleichtert. Dann habe ich ja wenigstens das ganze Geld nicht zum Fenster hinausgeworfen.«
Als sie am nächsten Tag von Murdo Castle Abschied nahmen, standen die Robertsons in der Auffahrt und winkten ihnen nach, bis sie außer Sichtweite waren. Mrs. Robertson hatte Ally erklärt, dass es auf dem Lande üblich war, den Gästen nachzuschauen, bis sie heil um die erste Kurve waren.
Sie winkten zurück und sahen mit Bedauern das Schloss aus ihrem Blickfeld verschwinden, wobei sie hofften, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft einmal dorthin zurückkehren könnten. Weder Matt noch Ally hatten die leiseste Ahnung, welche Bombe sie in London erwartete.
»Mein Gott, Stephen, wir müssen doch irgend etwas tun können!« Matt ging wütend in Stephens Büro auf und ab. Er war sofort herbeigeeilt, als Stephen ihm mitgeteilt hatte, was vor sich ging. »Wir können uns doch nicht einfach zurücklehnen und zusehen, wie Ritchie Page Century übernimmt. Kann denn der Aufsichtsrat nicht irgendwie gegen ihn vorgehen, zum Donnerwetter noch mal?«
»Sie tun, was sie können. Aber Page hat über Weihnachten die Anteile sämtlicher institutionellen Aktionäre aufgekauft.« Stephen war blass und wirkte übernächtigt, als hätte er nicht geschlafen. Offensichtlich war ihm klar, dass seine Zukunft ebenso wie die von Matt auf dem Spiel stand. »Das Problem ist, dass er ihnen ein unschlagbares Angebot gemacht hat. Ich habe einen Kontaktmann bei Safe Assurance, denen siebzehn Prozent von Century gehören. Er sagt, Page zahlt weit über Nennwert. Sie konnten nicht ablehnen. Ein solches Angebot lässt sich niemand entgehen.«
»Sogar wenn es sich um jemanden handelt, der einen so schlechten Ruf hat wie Page?«
Stephen zuckte mit den Achseln. »Anscheinend hat Page ihnen zugesichert, weder beim Personal noch beim Programm einschneidende Veränderungen vorzunehmen.«
»Dass er das behauptet, ist doch klar, oder? Schließlich will er, dass sie ihm die verfluchte Gesellschaft verkaufen. Sie glauben ihm doch nicht wirklich, Stephen?«
Stephen saß da und dachte an seine Villa in Surrey, seinen BMW und seine Kranken- und Altersversorgung.
»Wie läuft die Kampagne?« Ally legte die Arme um Matts Hals und drückte ihm einen Kuss auf den Scheitel, während er die Zeitungen nach Meldungen über Ritchie Page absuchte. Seit sie aus Schottland zurückgekehrt waren, war er nervös und fahrig. »Die News oder die Post werden doch sicher etwas bringen. Ich hätte gedacht, das läge ganz auf ihrer Linie. Sie könnten doch eine ›Rettet-das-Fernsehen-vor-Mr.-Schmutzfink-Kampagne‹ ins Leben rufen.«
»Sollte man meinen, nicht?« Matt schlug angeekelt die Zeitung zu. »Aber es ist ihnen schnurzegal. Es war eine Sache, Page mit heruntergelassenen Hosen beim Verscherbeln von Pornos zu zeigen. Aber sie wollen sich nicht allzuweit vorwagen, wenn sich abzeichnet, dass jemand ein großer Medienmogul werden könnte, weil viele von ihnen selbst gern beim Fernsehen einsteigen würden.«
»Und was ist mit der Regierung und dem Verband unabhängiger Fernsehsender? Es muss doch Vorschriften dagegen geben, dass jemand wie Page Besitzer eines Fernsehsenders werden kann.«
»Page spendet riesige Summen an die Parteien. Außerdem«, Matt lächelte sie sarkastisch an, »sind sie wahrscheinlich der Ansicht, er zeige Unternehmergeist. Er ist ein notorischer Gewerkschaftsgegner, und dafür hat die Regierung immer etwas übrig.«
»Armer Matt.«
»Nicht bloß armer Matt.« Er nahm ihre Hand und drückte einen Kuss darauf. »Wir sind alle zu bedauern. Du arbeitest dort genauso.«
Jess sah von der Zeitschrift auf, die sie gerade las. »Heißt das«, fragte sie unschuldig und sah von einem Elternteil zum andern, »dass wir dann Fred Bär auf Century sehen können?«
Als gegen Mitternacht das Telefon klingelte, hatte Ally die Vorahnung, dass es schlechte Neuigkeiten bringen würde. Matt nahm den Hörer ab. Es war Stephen.
»Hallo, Matt, tut mir leid, dass ich so spät noch störe.« Er hörte sich entsetzlich an. »Ich fürchte, es ist alles aus. Der Vorstandsvorsitzende hat mich gerade angerufen und mir seinen Rücktritt mitgeteilt. Ab Montag wird Ritchie Page Mehrheitsaktionär bei Century sein.«
18. Kapitel
In Gedanken vertieft, trommelte Ritchie Page mit den Fingern auf seinen neuen Schreibtisch im sechzehnten Stock des CenturyHochhauses. Rein instinktiv hätte er bei der Übernahme einer Firma als erstes die gesamte
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