Liebling, vergiss die Socken nicht
Besprechung mit Bernie Long, dem Produzenten von Allegra Boyd. Das versprach interessant zu werden.
»Wie war das Mittagessen mit Danny?« Ally und Maggy saßen in der Maske und warteten, bis Elaine das Dreifachkinn einer berühmten Schauspielerin weggeschminkt hatte.
»Traumhaft«, sagte Maggy. »Wir waren im Le Caprice. Das passt zu ihm. Er ist ja so charmant und modern. Nicht voller Komplexe erfolgreichen Frauen gegenüber.«
Ally überkam eine unerwartete Eifersuchtswallung. Sie fragte sich, warum. Danny Wilde war so oberflächlich, so unkritisch. Warum sonst würde er mit Maggy essen gehen? Als ihr mit einem Mal die Herzlosigkeit ihrer Überlegungen klar wurde, warf sie Maggy ein verständnisvolles Lächeln zu. »Ist es nicht seltsam, mit jemandem auszugehen, der so viel...«
»Jünger ist? Schließlich ist er kein Wickelkind mehr. Er ist achtundzwanzig, und ich bin neununddreißig... ungefähr.« Sie zwinkerte. »Und ich habe den Eindruck, er hat bislang nichts anbrennen lassen, meinen Sie nicht auch?«
Ally brach angesichts dieser eindeutigen sexuellen Anspielung in nervöses Lachen aus. »Meine Töchter schwärmen für ihn. Sie bringen Matt damit regelmäßig auf die Palme. Und - ist das nun der Beginn einer wundervollen Beziehung?«
Maggy machte einen leicht niedergeschlagenen Eindruck. »Ich weiß nicht. Das Telefon hat nicht gerade Tag und Nacht geklingelt.«
»Sein Job nimmt ihn sehr in Anspruch«, tröstete Ally sie.
»Und seine Frauen«, seufzte Maggy. »Na ja.« Ihr Optimismus schwand ein wenig. »Vielleicht sollte ich in meinem Alter ja dankbar sein.«
»Maggy«, schalt Ally vorwurfsvoll und warf einen Blick auf die gefeierte Schauspielerin, die aussah, als würde sie schon zum Frühstück drei zarte Jünglinge vernaschen, »was reden Sie denn da?«
Über einen Tisch von der Größe eines Sportplatzes hinweg sah Bernie Long Ritchie Page dabei zu, wie er sich eine Zigarre anzündete, ohne ihm eine anzubieten. Ts, ts. Schlechte Manieren. Doch dann ging Bernie ein Licht auf. Wenn man von ganz unten kam, war Status ausschlaggebend. Das wussten sie beide.
Bernie und Ritchie sprachen dieselbe Sprache. Bernie wusste, dass Ritchie ein Arschloch und ein Schwindler war. Und Ritchie erkannte in Bernie den Trinker und Frauenfeind.
»Ich bin zu Ihnen gekommen«, Bernie machte keinen Hehl aus seiner Abneigung, da beiden klar war, dass Respekt für ihr Verhältnis ohne Belang war, »um Ihnen einen Vorschlag zu machen.«
»Nur zu.«
»Vermutlich haben Sie die Einschaltquoten von Hello gesehen.«
Bernie breitete zum Beweis mehrere Blätter mit Zuschauerzahlen vor Ritchie aus. Page wischte sie missbilligend zur Seite, als hätte Bernie bei einem Abkommen unter Ehrenmännern Sicherheiten angeboten. »Jedenfalls sind sie verflucht begeisternd. Und der erfolgreichste Teil der Show ist Allegra Boyd.«
Ritchie zog an seiner Zigarre.
»Ich finde, sie sollte ihre eigene Show bekommen.«
Page häufte einen kleinen Ascheberg auf. Obwohl seine Miene unbeweglich blieb, hatte Bernie den Eindruck, plötzlich sein Interesse geweckt zu haben. »Das ist ein großer Schritt. Sind Sie sicher, dass sie dem schon gewachsen ist?«
»Gewachsen? Und wie!« Bernie stand auf und ging im Zimmer auf und ab. »In dieser Anrufecke verheizen wir sie bloß. Im direkten Kontakt mit den Zuschauern wäre sie phantastisch. Wie Oprah Winfrey. Sie könnte der größte Knüller sein, den dieser Sender zu bieten hat.«
Page schwieg einen Moment, und Bernie dachte schon, er würde ablehnen. »Wie würde denn Matt darauf reagieren, wenn sie ihre eigene Show bekäme?«
Die winzige Pause, bevor Bernie antwortete, sagte Page alles, was er wissen wollte.
Matt Boyd wurde also mit dem Erfolg seiner Frau nicht fertig. Na so was.
Trotz des eisigen Februarregens pfiff Bernie Long vor sich hin, während er das Studiogebäude verließ. Mein Gott, wie er den englischen Winter hasste! Dennoch war er heute gut gelaunt. Page war für die Idee, Ally eine eigene Show zu geben, sehr aufgeschlossen gewesen. Nun musste er nur noch das richtige Konzept entwickeln.
Und Ally davon überzeugen, dass sie es schaffen würde.
Ally saß im Restaurant der Tate Gallery und wartete auf ihn. Sie betrachtete die herrlichen Wandgemälde von Whistler und fragte sich, was Bernie wohl plante. Die Heimlichtuerei, mit der er dieses Treffen arrangiert hatte, kam ihr vor wie aus einem Agentenroman von John le Carré. Kein Wort zu irgend jemandem, hatte er gemurmelt, als er
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