Liebling, vergiss die Socken nicht
eifersüchtig auf deine Frau, weil sie auf dem besten Weg ist, ein Star zu werden, und du bist eifersüchtig auf deine Tochter, weil sie sich verliebt hat. Was, um Himmels willen, ist bloß mit dir los? Du solltest doch so viel Format haben, ein paar Veränderungen in deinem Leben zu verkraften!
Nachdem er die Teller auf dem Geschirrspüler abgestellt hatte, traute er sich kaum, sich wieder zwischen die beiden zu setzen.
Glücklicherweise brauchte er das auch nicht.
»Hi.« Jess hatte sich doch noch dazu herabgelassen, ihre Aufwartung zu machen. Sie ließ sich auf Matts Stuhl nieder und bediente sich von dem Rest des Fischauflaufs. »Du musst Adam sein. Ich bin die kleine Schwester. Warum sind denn alle so still?« Sie blickte in die Runde. »Sagt nichts. Ihr habt ihnen gerade erzählt, dass ihr miteinander ins Bett geht?«
»Wir wollen mit der neuen Show dieses ›Ich-bekenne-Gefühl‹ herauskitzeln, so eine Art Beichtbedürfnis, wie bei den Sendungen, wo die Zuschauer anrufen können.« Bernie hüpfte ausgelassen durch das Büro, seine kleinen Augen strahlten vor Aufregung. »Nur wollen wir diesmal, dass sie es im Studio tun, von Angesicht zu Angesicht, und zwar mit dir.«
Ally hatte gedacht, dass die neue Show einfach nur eine längere Version ihrer Schiene von Hello sein würde, doch Bernie schwebte Höheres vor.
»Natürlich müssen wir diese Geschichte viel mehr strukturieren als Hello. Und nur ein Thema pro Show, damit wir uns die Sache so richtig vorknöpfen können. Alkoholismus, Abtreibung, Arbeitslosigkeit.«
»Weiter, Bernie«, kicherte Ally, »es muss doch noch ein paar soziale Probleme geben, die mit A anfangen.«
Er gab ihr einen Klaps mit seinem Block. »Nimm die Sache ein bisschen ernst, okay? Warum machst du nicht ein paar Vorschläge?«
»Nun gut.« Ally hörte auf zu lachen. »Teenager-Sex. Eifersüchtige Väter. Ehemänner, die mit dem Erfolg ihrer Ehefrauen nicht fertigwerden.«
»Braves Mädchen.« Bernie zwinkerte ihr zu. »Ich sehe schon, die Show ist genau dein Fall.«
»Und du bist sicher...« Ally wusste nicht genau, wie sie sich ausdrücken sollte, ohne ihn zu verletzen, »dass es diese Art von Show nicht schon mal gegeben hat?«
»Nicht mit dir. Ally, meine Liebe. Du bist unsere Geheimwaffe. Wir haben eine kleine Umfrage gestartet. Hast du gewusst, dass 90 Prozent aller Anrufer bei Hello noch niemals vorher bei einer Sendung angerufen haben?«
Allys Herz schlug schneller vor Freude. Sie hatte keine Vorstellung davon gehabt, dass sie für eine neue Zuhörerschaft sorgte. Bis vor kurzem noch hatte sie gefürchtet, man würde sie fallenlassen. Aber sie musste realistisch bleiben. »Glaubst du wirklich, dass ich das packe? Ein ganzes Studio voll mit Leuten und kein Teleprompter?«
»Du musst nur an dich selbst glauben, Allegra Boyd, nur dieses eine Mal! Abgesehen davon«, er blickte auf seine Uhr und bemerkte, dass er nur noch fünf Minuten bis zur Konferenz über ihren neuen Vorspann hatte, »bist du mit Teleprompter miserabel, erinnerst du dich?«
Auf dem Weg zur Arbeit beschloss Matt, dass es an der Zeit war, ein ernstes Wörtchen mit sich selbst zu reden. Die Person, zu der er sich zu entwickeln begann, gefiel ihm nicht. Der Grund für seine Eifersucht auf Ally war die Tatsache, dass seine eigene Show weniger gut ankam, als er gehofft hatte. Aber das war kaum Ally anzulasten. Sondern ihm.
Entweder machte er die Show zu einem Hit, oder er gab zu, dass er mit dem Konzept falsch gelegen hatte. Er entschloss sich, alles, was in seinen Kräften stand, dafür zu tun, dass sie ein Hit wurde.
Als Matt ins Büro kam, merkte er sofort, dass irgend etwas anders war als sonst. Sogleich erkannte er auch, was. Belinda hatte die Liste mit den Einschaltquoten nicht mehr an die Wand gehängt.
Er ging in ihr Büro. »Belinda, die Zahlen von den beiden letzten Wochen sind nicht da.«
Ihr Blick war abwehrend. »Sie hängen deshalb nicht dort, weil sie so schlecht sind. Ich wollte das Team nicht demoralisieren. Wenn die erst mal anfangen, darüber nachzudenken, dass wir ein Problem haben, dann haben wir schon zwei.«
Matt schüttelte den Kopf. »Du unterschätzt unsere Leute. Du glaubst doch nicht etwa, die wüssten nicht, warum du die Zahlen nicht aushängst?« Er legte seine Aktentasche ab. »Vergiss die verdammten Einschaltquoten. Die gehen an dein Selbstvertrauen. Du triffst keine Entscheidung mehr, ohne gleich die Zahlen zu kontrollieren. So funktioniert Fernsehen nicht. Du musst
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