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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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ein Rocker sein können.«
    Als Adam und Janey sich zu ihnen gesellten, beschloss Ally, das Essen aufzutragen, um so rasch wie möglich das Eis zu brechen.
    »Adam, warum setzen Sie sich nicht neben Matt?« Ally dirigierte alle zu ihren Plätzen an den riesigen Eschentisch in der Küche. »Janey, du setzt dich an Dads andere Seite, und ich setze mich hierher. Wo ist Jess?«
    »Was glaubst du wohl?« Janey verdrehte die Augen.
    »Sag ihr bitte, wenn sie ihren Game-Boy nicht ausstellt, nehme ich ihr die Batterien raus.«
    »O Mum«, sagte Janey verächtlich, »den benutzt sie doch gar nicht mehr. Inzwischen steht sie auf dreidimensionale interaktive Holographie.«
    Susie lachte. »Die guten alten Zeiten mit Sex, Drogen und Rock ‘n Roll sind wohl endgültig vorbei?«
    Ally drohte ihr mit dem hölzernen Servierlöffel. »Das hat sie noch nicht entdeckt, Gott sei Dank.« Ally fing an, das Lamm zu tranchieren.
    »Obwohl ich manchmal denke, es ist menschenfreundlicher als das, womit sie sich zur Zeit beschäftigt.«
    »Nun, Adam.« Matt blickte ungläubig auf die lange schwarze Lederlatte an seiner Seite. »Was machen Sie denn so? Sind Sie auf dem College oder arbeiten Sie?«
    »Zur Zeit weder noch.« Adam häufte sich einen Berg mit den knusprigsten Bratkartoffeln auf, einschließlich der leicht angebrannten, auf die Matt ein Auge geworfen hatte. »Ich bin im letzten Semester an der Universität von Surrey ausgestiegen. In Hierarchien kann ich mich nicht entfalten.«
    Mühsam verkniff Matt sich jede Reaktion. »Was haben Sie denn studiert?«
    »Amerikanistik.«
    Das gleiche Fach hatte Janey gewählt. Vorausgesetzt, sie schaffte den nötigen Notenschnitt. »Genau wie du, Janey. Ihr werdet über die Zukunft des großen amerikanischen Romans diskutieren können.« Matt füllte ihr Weinglas.
    »Eigentlich«, Janey kippte den zehn Jahre alten Bordeaux, den Matt ihr gerade eingeschenkt hatte, runter wie Coca-Cola, »bin ich mir nicht sicher, ob ich zu Uni gehen soll. Es kommt mir manchmal ein bisschen wie Zeitverschwendung vor.«
    Matt und Ally tauschten einen vielsagenden Blick. Sie wussten, woher der Wind wehte und hielten es für klüger, nicht zu widersprechen. Das hatten sie nur Adam zu verdanken, überlegte Matt ärgerlich. Seit Janey mit vierzehn Salingers Der Fänger im Roggen gelesen hatte, gab es für sie nichts anderes mehr als amerikanische Literatur zu studieren.
    Geschickt wechselte er das Thema. »Was ist mit Ihren Eltern?« Sowie er den Satz ausgesprochen hatte, merkte er, wie sehr er nach seinem eigenen Großvater klang. »Wo leben sie?«
    »Sie sind geschieden. Ich habe bei meiner Mutter gewohnt, bis sie wieder geheiratet hat. Ihren neuen Mann habe ich nicht gemocht. Deshalb bin ich ausgezogen, in ein besetztes Haus in Notting Hill. Da wohne ich immer noch.«
    Matt war entsetzt. »Ich dachte, damit wäre Ende der Sechziger Schluss gewesen.«
    »Tss, tss, Mr. Boyd. Sie müssen Ihre Hausaufgaben machen. Es gibt Tausende von Hausbesetzungen. Die Gemeinden bauen nicht, verstehen Sie?«
    Natürlich wusste er, dass die Gemeinden nicht bauten, rechthaberischer Idiotenbubi. Matt konnte es einfach nicht fassen. Er musste sich von einem Neunzehnjährigen belehren lassen.
    »Eigentlich« - Adam zwinkerte Janey zu - »ist es ein sehr vornehmes besetztes Haus, stimmt‘s, Janey? Mit einer schönen georgianischen Fassade, fließendem Wasser, Strom. Wir haben sogar ein Schloss an der Haustür.« Er wandte sich Ally zu. »Ich liebe georgianische Architektur, Mrs. Boyd. Sie auch?«
    Das einzige, was Matt denken konnte, war, dass Janey bei diesem Rüpel im Haus, dem besetzten Haus, gewesen war und dass sie jetzt mit unverhohlener Bewunderung an seinen Lippen klebte. Matt fühlte einen jähen Stich. Was war es? Verärgerung? Groll darüber, dass er abgelöst wurde? Janey war von jeher sein Liebling gewesen. Natürlich liebte er auch Jess über alles, aber sie hatte immer ihrer Mutter näher gestanden. Er und Janey waren unzertrennlich gewesen. Als Kind war sie überall mit ihm hingegangen. Zu Fußballspielen. In den Wald zum Klettern. Auf lange Wanderungen.
    Als Matt sich erhob, um die Teller abzuräumen, lehnte Adam sich zu Janey hinüber und ergriff einen Moment ihre Hand. Ein glücklicher Schimmer legte sich über ihr Gesicht, der Matt fast erstarren ließ. Er spürte, wie Feindseligkeit und Wut in ihm hochstiegen. Am liebsten hätte er Adam eine gescheuert.
    Du bist eifersüchtig, schalt er sich selbst. Du bist

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