Liebling, vergiss die Socken nicht
Die Minuten verstrichen langsam. Zum erstenmal in ihrer Ehe war Matt über Nacht weggeblieben, ohne eine Erklärung zu hinterlassen. Um sieben war sie aufgewacht, und jetzt war es neun, und von Matt war immer noch nichts zu sehen. Die naheliegenden Ängste, dass Matt vielleicht mit seinem Wagen gegen einen Laternenpfahl gefahren war und jetzt irgendwo im Graben lag, hatte sie bereits durchlitten. Inzwischen - sie war bei ihrer vierten Tasse Kaffee angelangt - verspürte sie nichts anderes mehr als kalte Wut. Sie hatte unzählige Versionen durchgespielt, was sie ihm entgegenschleudern würde, wenn er auftauchte. Dabei wusste sie nur zu gut, dass sie nichts davon sagen würde, wenn er zur Tür hereinkam.
Zunächst hatte sie überlegt, Bernie oder jemand anderen bei Century anzurufen. Doch dann wurde ihr klar, wie dumm sie damit aussehen würde. Beim Gedanken an die kurze, schmerzhafte Pause am anderen Ende der Leitung, wenn Bernie sich dachte, armes Lämmlein, hast du das denn nicht gewusst, lief ihr ein kalter Schauer der Demütigung den Rücken herunter. Und die Wahrheit war, dass sie es wusste. Sie wusste ebensogut wie jeder andere, wo Matt steckte. Während sie Danny Wilde widerstanden hatte, war er zu Belinda unter die Bettdecke geschlüpft. Tröstlich wenigstens, dass bisher weder Jess noch Janey aufgetaucht waren und sich nach ihm erkundigt hatten.
Die Hintertür öffnete sich, und herein kam ein verlegen dreinschauender Matt. Seine ungewohnt linkische Haltung und die Art, wie er die Schultern hängen ließ, sprachen Bände.
Ally fixierte ihn. »Wo bist du letzte Nacht gewesen?« Sie hasste sich im selben Moment für diesen Klischee-Satz.
»Das könnte ich dich genauso fragen.«
Als Matt sie anschaute, bemerkte er, dass sie immer noch das Make-up von der Show trug. Sie sah aus, als ob sie geweint hätte. Er fühlte sich entsetzlich schuldig.
Er wusste, er musste sich entschuldigen und suchte nach den passenden Worten. Doch Ally kam ihm zuvor.
»Bist du endlich bei Pretty Belinda gelandet? Ich nehme an, sie verdient ein paar Punkte, weil sie sich so für dich ins Zeug gelegt hat.« Die Wut in ihrer Stimme verletzte ihn. »Du kommst einfach nicht damit zurecht, stimmt‘s?«
»Mit was?«
»Ich dachte, du hättest mehr Format. Ich dachte, du würdest mir mein bisschen Erfolg gönnen.«
»Das habe ich doch.«
»Ach komm, Matt. Du bist so egoistisch wie eh und je. Alle sechs Monate einmal die Küche aufräumen schafft noch lange keine gleichberechtigten Verhältnisse in unserer Ehe. Ich dachte, du könntest dich vielleicht ändern. Aber ich habe mich geirrt. Du bist nur glücklich, wenn du der Mittelpunkt bist, um den alle herumhüpfen. Sobald ich dich nicht mehr von vorne und hinten bedient habe, hast du‘s nicht mehr ertragen und bist zu Belinda gerannt.«
Matts natürlicher Sinn für Gerechtigkeit und sein männlicher Stolz lagen im Kampf miteinander. Der Stolz gewann die Oberhand. Wie konnte sie es wagen, ihn zu beschuldigen, wenn sie doch selbst Dreck am Stecken hatte?
»Du hast dir doch selbst einen Softie gesucht, bei dem du dich ausweinen kannst.« Er dachte an Danny Wilde und das unterdrückte Verlangen, das er in ihren Augen entdeckt hatte. »Bringt er dir nach dem Bumsen auch einen Tee ans Bett?«
Ally wurde übel. Wie konnte Matt etwas über Danny wissen?
»Auf jeden Fall sorgt er dafür, dass ich mich gut fühle«, schoss sie zurück. »Er respektiert meine Begabung, was mehr ist, als du jemals getan hast.«
Matt war wie vor den Kopf gestoßen. Sie stritt es nicht mal ab. »Natürlich tut er das! Weil er mit dir ins Bett will.« Matt war so wütend, dass er nicht mal wusste, ob er selbst glaubte, was er da von sich gab. »Und warum will er mit dir ins Bett? Weil du ein warmherziges und wunderschönes Geschöpf bist - oder weil du meine Frau bist?« Matt wusste, dass er nur noch um sich schlug, sie verletzen wollte, und konnte trotzdem nicht aufhören. »Siehst du nicht, worauf er aus ist? Er hat meine Show bekommen, und jetzt will er noch damit herumprahlen, er hätte mir zusätzlich noch meine Frau ausgespannt.«
Sowie die Worte heraus waren, bereute Matt sie auch schon. Er hatte einfach nur erwartet, dass sie es verneinen würde, wenn auch nur zum Schein. Aber nicht mal versucht hatte sie es.
»Ach, so denkst du also.« Ally war wie gelähmt. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. »Du glaubst, die ganze verdammte Welt dreht sich nur um Matt Boyd.« Ally war
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