Liebling, vergiss die Socken nicht
Partei alle Macht überließ, oder später noch einmal anrufen. Vielleicht verteilte Meredith Morgan ihre Telefonnummer an Hinz und Kunz, um anschließend so zu tun, als hätte sie nicht den blassesten Schimmer, wer anrief. Matt beschloss, sich auf seinen Instinkt zu verlassen.
»Ja. Wenn Sie ihr freundlicherweise sagen würden, dass ich ihr zu Ehren im Juni eine ganze Sendung nur mit ihr machen möchte. Wann denken Sie, könnte sie nach London kommen?«
Der junge Mann zog unschlüssig die Luft ein. »Sie ist wirklich sehr beschäftigt.«
»Würden Sie sie bitte trotzdem fragen?«
»Okay, wir rufen Sie an, wenn Miss Morgan einen Termin frei hat.«
Matt spielte mit der Idee, weiter zu insistieren, ließ es dann aber doch. »Schön. Und richten Sie ihr bitte auch aus, dass ich mich darauf freue, wieder mit ihr zusammen ›The Wild Rover‹ zu singen.« Meredith Morgan hatte irische Vorfahren, und ihr Treffen an einem Swimmingpool in Bei Air hatte mit dem Absingen irischer Rebellionslieder geendet.
Während der nächsten halben Stunde gaben sich sowohl Matt als auch Belinda betont beschäftigt. Als das Telefon klingelte und Belindas Sekretärin abhob, schauten sie sich stumm an.
»Matt«, schrie das Mädchen, »es ist Meredith Morgans Mann! Sie kommt mit dem größten Vergnügen zu deiner Show. Du sollst ihren Agenten anrufen.« Merediths Mann übermittelte noch eine weitere Nachricht. »Und sie sagt, das mit der Ehre kannst du vergessen. Sie ist noch nicht tot.«
Matt jauchzte und rannte dreimal um Belindas Tisch herum, bis sie seine Hand packte und ihn auf einen Stuhl drückte.
»Matt?« Sie nagte an ihren Nägeln, bis ein dünner Fetzen Haut herunterhing. »Glaubst du nicht, dass wir nur mit dem Kopf gegen die Wand rennen? Dass Page längst entschieden hat, uns so oder so rauszuschmeißen, und dass es keinen Unterschied mehr macht, ob unsere Show gut oder schlecht ist?«
Matt hatte sich diese Fragen längst selbst gestellt und sie sogleich wieder fallengelassen. Sie mussten einfach kämpfen.
»Blödsinn, mein Mädchen, was redest du denn da? Wenn er das Interview sieht, wird er uns auf Knien anflehen, dass wir im Herbst wiederkommen.«
Belinda lächelte und aalte sich in der wohligen Wärme seiner Zuversicht.
Es war Zeit, ins Studio zu gehen, und Matt erhob sich. Plötzlich musste er wieder an Page und die Geschichte mit Allys Show denken. Ally hatte ihn hintergangen, und das versetzte ihm immer noch einen heftigen Stich. Er blieb am Fenster stehen und blickte auf die im Abendlicht glitzernde Themse. Was mochte Ally gerade tun?
Ally lag auf dem Tisch der Kosmetikerin, beruhigt und beschützt, und zog den flauschigen weißen Bademantel enger um sich. Das war die höchste Form des Glücks! Noch nie zuvor war sie auf einer Gesundheitsfarm gewesen. Sie hatte immer irgendwelche Einwände gegen solche Orte gehabt. Es war ihr seltsam vorgekommen, körperlicher Perfektion so viel Aufwand zu widmen, und sie hatte sich selbst nicht von dem Gedanken befreien können, dass man für das gleiche Geld lange Urlaub an einem sonnigen Ort machen konnte - und zwar Essen und Trinken inbegriffen. Doch diesmal schien sie es zu brauchen. Jetzt, wo sie hier lag, verstand sie es. Gesundheitsfarmen hatten nichts mit Leiden für die Schönheit zu tun, es war Genuss pur.
»Sie haben noch nie eine Gesichtsbehandlung gehabt?« fragte die Kosmetikerin ungläubig. Allys Bemerkung, das sei ihre erste, hatte sie so fassungslos und geschockt aussehen lassen, als ob Ally gerade verkündet hätte, sie wäre ein Transvestit. »Dann sind Sie sicher jetzt reif dafür.«
Als das Mädchen die feuchten Pads auf Allys geschlossene Augen legte und den Dampf auf ihre gestresste Haut mit den verstopften Poren leitete, entspannte Ally sich. Bis zum späten Nachmittag hatte sie eine Maniküre und eine Pediküre bekommen, eine halbe Stunde auf der Sonnenbank gelegen, eine Pause im Whirlpool eingelegt und war unter den bedächtigen Blicken pseudogriechischer Statuen zwanzigmal im Pool hin- und hergeschwommen. Um sechs Uhr kehrte sie müde, aber so entspannt wie seit Wochen nicht mehr, zu ihrem Zimmer zurück.
In der Vorfreude auf ein ruhiges Abendessen und eine frühe Nachtruhe drehte sie summend den Schlüssel um. Doch sowie sie die Tür öffnete, spürte sie, dass jemand im Raum war. Ihr Puls raste vor Angst, und sie zog den Bademantel enger um sich.
Auf dem Doppelbett lag, gehüllt in einen Bademantel, dessen weißes Frottee die sonnengebräunte
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