Liebling, vergiss die Socken nicht
stieg, rief er sich die Worte seines Vaters ins Gedächtnis zurück. Mach nicht den gleichen Fehler wie ich. Zum erstenmal, seit er Ally verlassen hatte, gestand er sich ein, wie sehr er seine Familie und sein Zuhause vermisste. Beides erschien ihm plötzlich unglaublich und unersetzlich kostbar. Jetzt war ihm alles klar: Er würde heimgehen. Er würde sich bei allen entschuldigen, bei Janey und Jess ebenso wie bei Ally. Er würde zugeben, dass es seine Schuld war. Er würde eine neue Seite im Buch seines Lebens aufschlagen und sich ändern.
Er stellte sich vor, wie sie ihn mit zärtlichem Zynismus anlächeln würden. Doch plötzlich kam ihm ein ganz anderer Gedanke. Was war, wenn ihm ganz einfach nur der blanke Zynismus entgegenlächelte? Er schob diese Überlegung beiseite, gab Gas und verließ den Parkplatz in Richtung Ringstraße, die ihn aus der Stadt und nach Hause leiten würde.
Allys Taxifahrer hupte einen Nadelstreifenchefarzt in einem Range Rover an, der sein Parkmanöver so egoistisch durchführte, dass niemand den Eingang vom Krankenhaus anfahren konnte.
»Manche dürfen sich einfach alles erlauben!« brüllte der Taxifahrer unhöflich.
Der Chefarzt machte weiter, als würde ihm der ganze Parkplatz gehören, was mehr oder weniger stimmte, und ignorierte den aufgebrachten Taxifahrer.
Es verstrichen weitere fünf Minuten, bis Ally endlich vor dem Krankenhaus abgesetzt werden konnte. Da sie niemanden sah, den sie nach der Station hätte fragen können, rannte sie besorgt die Treppen hoch und durch endlos lange und verwirrende Flure, bis sie schließlich Joes Station fand.
Zu ihrer großen Erleichterung saß Joe aufrecht im Bett und unterhielt sich mit dem Mann im Nebenbett. »Ally, was für eine schöne Überraschung!« Auf Joes Gesicht spiegelte sich aufrichtige Freude.
»Joe!« Ally beugte sich zu ihm hinunter und nahm ihn in die Arme. Er fühlte sich schrecklich zerbrechlich an. »Du siehst ja überhaupt nicht krank aus.«
»Das hat er nur gemacht, um uns ein bisschen auf Trab zu bringen.« Mona stand auf und küsste Ally herzlich. »Er wollte uns daran erinnern, wie sehr wir ihn vermissen würden.«
Joe lachte. »Scheint auch gewirkt zu haben.«
»Ich habe dir was mitgebracht, um dich bei Laune zu halten.« Ally reichte ihm den Karton.
Joe strahlte wie ein Kind, das gerade sein Weihnachtsgeschenk bekommen hat. »Ein Fernseher. Menschenskind! So einen kleinen habe ich ja noch nie gesehen.«
»Und nicht nur ein Fernseher.« Lachend zauberte Ally einige Bänder hervor. »Es ist auch noch ein Video.«
»Mein Gott!« Mona grinste. »Du hast ihm hoffentlich nicht irgendwas Gewagtes besorgt. Sonst kriegt er auch noch einen Herzinfarkt.«
»Ich glaube, mit Die zweihundert besten Fußballtore besteht dafür keine Gefahr.«
»Ich weiß nicht.« Mona schüttelte zweifelnd den Kopf. »Gab‘s denn nicht Taubenzüchten im Alter?«
Joe klopfte auf den Platz neben sich. »Danke, Liebling. Bis jetzt habe ich nämlich nur einen Roman von Jeffrey Archer und Gedichte bekommen.« Anklagend schaute er Mona an.
»Ich dachte, wenn er schon hier ist, könnte er auch seinen Kopf ein bisschen auf Vordermann bringen.« Mona berührte seine Wange. »Entfaltungsmöglichkeiten gibt es bei dir genug.«
Ally betrachtete die zwei bei ihrer zärtlichen Neckerei und bemerkte erst jetzt, dass Matt fehlte.
»Wo ist Matt? Ich dachte, er wäre hier.«
Mona und Joe tauschten Blicke aus.
»Er ist schon wieder fort, Liebling. Sowie er sich davon überzeugt hatte, dass ich den Löffel noch nicht abgebe, verschwand er wieder.« Joe versuchte, nicht zu wissend zu klingen, »Ich hätte schwören können, er wäre gegangen, um dich aufzustöbern.«
Ally schreckte auf. Joe nahm ihre Hand und betrachtete sie. »Du hast schöne Hände, Liebes.« Er blickte sie an. »Weißt du, Ally, Matt ist schon in Ordnung. Er mag zwar manchmal ein paar Dummheiten machen, aber im Grunde ist er ein guter Mensch.« Er tätschelte ihre Hand und fragte sich, ob sie begriff, was er meinte. »Das bedeutet mir mehr als all dieser Blödsinn mit dem Ruhm.«
Ally starrte in seine wässrigen blauen Augen, die einst so scharf und leuchtend gewesen waren wie Matts, und er konnte sehen, dass sie ihn verstanden hatte. Sie lächelte und wurde plötzlich ganz aufgeregt. »Dann mache ich mich jetzt besser auf den Heimweg.« Sie strahlte ihren Schwiegervater an und erhob sich.
Unruhig marschierte Danny Wilde in seiner Garderobe auf und ab. Nach dem Abschied von
Weitere Kostenlose Bücher