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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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miteinander gesprochen, und Matts Erfolg beim Fernsehen hatte diese Kluft nur vergrößert.
    »Dad.« Matt beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn. »Gott sei Dank. Bist du okay?«
    Joe klopfte ihm auf die Schulter und blickte sich verlegen um. Mona betrachtete sie kurz und beschloss dann, die beiden allein zu lassen. Sie wusste, wenn sie blieb, würden die Männer sich darauf verlassen, dass sie das Gespräch führte, anstatt sich mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen.
    »Ich schaue mal, ob die Cafeteria schon auf hat. Dann bringe ich uns Tee.«
    Matt setzte sich neben das Bett, erschreckt darüber, dass er, der große Showmaster, nicht wusste, was er sagen sollte. Ohne es zu merken, ergriff er die Hand seines Vaters. Wann hatte er sie wohl das letzte Mal gehalten? Er musste daran denken, wie rauh und rissig die Haut immer gewesen war. Sein Vater hatte sein Leben lang auf Gerüsten gestanden und Zement gemischt. Handschuhe waren für Maurer unpraktisch. Doch sein Vater hatte sich niemals beklagt, hatte seine Hände einfach nur ab und zu unter kaltes Wasser gehalten, wenn sie anfingen zu bluten.
    Joe blickte hinunter auf seine Hand, die fest in der seines Sohnes lag, und brach die betretene Stille.
    »Ich habe mich immer für meine Hände geschämt.« Er versuchte, sich aus Matts Griff zu lösen, doch Matt ließ ihn nicht los. »Maurerhände. Ich habe deine nicht oft gehalten. Ich dachte, du hättest vielleicht Hemmungen, meine zu berühren.«
    Matts Augen schwammen in Tränen. All die Jahre hatte er nicht gewusst, warum sein Vater ihn nie angefasst, ihm nicht einmal die Hand gegeben hatte. Er hatte seinen Vater für distanziert gehalten und gedacht, er würde ihn nicht lieben.
    »Ach, Dad.« Matt hob die Hand seines Vaters und küsste sie. Die Tränen rannen ihm dabei übers Gesicht. Matt war froh, dass der Vorhang sie von den anderen Patienten abschirmte. Was für eine Vergeudung! Wieviel Zeit hatten sie verschwendet, in der sie ihre Gefühle hätten zeigen können.
    »Nun mal halblang, Junge.« Joe tätschelte seinen Arm. »Ich bin nämlich noch nicht tot. Mir geht‘s schon wieder besser!«
    Matt blickte seinen Vater lächelnd an. Es stimmte. Er hätte sterben können, ohne dass sie dieses Gespräch jemals geführt hätten. Aber er lebte.
    »Ich liebe dich, Dad.«
    »Ich liebe dich auch, mein Junge.«
    »Erste oder zweite Klasse?«
    Sowie der Angestellte am Bahnschalter Ally erkannt hatte, drückte er auch schon den Knopf für die erste Klasse. Normalerweise reiste Ally zweiter Klasse, doch zu ihrer Überraschung wurde sie seit dem Telethon von den Leuten erkannt und häufig in ein Gespräch verwickelt. Und im Moment fühlte sie sich einer solchen Situation nicht gewachsen. Die erste Klasse gab ihr zumindest einen gewissen Schutz.
    »Gleis drei. In zehn Minuten.«
    Schnurstracks machte sich Ally auf den Weg zum Zug, wobei sie den Blicken der Menschen auszuweichen versuchte. Im Abteil konnte sie sich wenigstens hinter einer Zeitung verstecken. Doch bei ihrem Glück würde sie neben jemandem landen, dessen Vorstellung vom Reisen darin bestand, einem vollkommen fremden Menschen hemmungslos seine gesamte Lebensgeschichte zu erzählen.
    Anstatt die Zeitung zu lesen, fing sie an zu dösen und stellte sich Matts Gesicht vor, wenn sie aufkreuzte. Vielleicht hatte Danny recht. Dass sie sich selbst einmal fragen sollte, was sie eigentlich wollte.
    »Was war das eigentlich für ein Blödsinn mit dir und Ally und sich trennen?« Genussvoll nippte Joe an seinem Tee, während seine Frau mit der Krankenschwester aus Sri Lanka plauderte. »Wir haben deinen Brief bekommen, und Mona hat mir irgendeinen Artikel aus der Sun gezeigt. Ich glaube natürlich kein Wort davon, was in diesen Blättern steht.«
    Das war die Frage, vor der Matt sich gefürchtet hatte. »Es ist leider wahr, Dad. Wir leben getrennt. Um zu überlegen, wie es weitergehen soll.«
    »Warum, Matt? Wir haben dich immer für glücklich gehalten.«
    »Ich wäre froh, wenn ich selbst wüsste, warum es so weit gekommen ist, Dad.« Matt war klar, wie wenig überzeugend das in den Ohren eines Mannes klingen musste, der seit über vierzig Jahren mit ein und derselben Frau verheiratet war. »Irgendwie haben wir uns auseinandergelebt. Richtig gekriselt hat es, seit sie mit ihrer Arbeit beim Fernsehen angefangen hat. Wir waren beide so beschäftigt. Ich hatte mich wohl zu sehr daran gewöhnt, dass sie zu Hause war.«
    »Du meinst, du hast nicht mehr die erste Geige

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