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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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solltest schlafen gehen. Es wird doch nicht passieren. Ich habe versucht, Tim zu erreichen.« Matts jüngerer Bruder arbeitete bei Shell und wurde rund um den Globus eingesetzt. »Sie versuchen, ihn ausfindig zu machen. Hoffentlich schafft er es rechtzeitig hierher.«
    »Aber Mum, sag doch so was nicht. Dad wird‘s bald wieder besser gehen.« Seine Mutter lächelte matt und tätschelte seine Hand. Im Moment hätte sich Matt am liebsten in ein Fünf-Sterne-Hotel einquartiert, doch er wusste, dass er seine Mutter damit zutiefst verletzen würde. »Gibt es zu Hause noch ein Plätzchen für mich?«
    »Natürlich. Ich habe ein zusätzliches Bett frisch hergerichtet.« Seine Mutter lächelte. »Für alle Fälle. Matt?«
    »Ja, Mum?«
    »Das mit Ally und dir tut uns so leid.«
    Matt beschlichen Schuldgefühle. Er hätte zu ihnen fahren und es ihnen persönlich erklären sollen, anstatt die paar Zeilen aufs Papier zu kritzeln, die er ihnen vor ein paar Wochen geschickt hatte.
    »Mach dir keine Sorgen. Erzähl es uns, wenn dir danach ist.« Mona wich Matts Blick aus. Die beiden hatten für sie so selbstverständlich zusammengehört. Eine Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel und lief ihr die Wange herunter. Sie schniefte. »Jetzt aber ab mit dir. Komm erst zurück, wenn du dich ausgeschlafen hast.«
    »Nein, Ally, das verstehe ich ganz und gar nicht.« Dannys Stimme hatte etwas Trotziges, als er Ally in seine Wohnung führte. »Ich begreife nicht, warum du unsere Beziehung stillegen willst, und ich begreife erst recht nicht, warum du Matt nach Bristol hinterherrennen musst.«
    Seufzend ließ Ally sich auf dem lächerlichen lippenförmigen Sofa nieder. Danny war in seinem Leben von so komplexen Fragen wie gespaltene Loyalität bisher gewiss verschont geblieben. ›Pflicht‹ oder ›Verantwortung für die Familie‹ waren Begriffe, die nicht zu seinem Wortschatz gehörten. Er hatte ihr erzählt, dass er seine Familie zuletzt vor fünf Jahren gesehen hatte. Familie bedeutete für ihn etwas, mit dem man möglichst frühzeitig abschließen musste.
    »Schau mal, Danny«, Ally war sich bewusst, dass sie wahrscheinlich wie seine Mutter klang. »Ich habe Verpflichtungen. Wenn Janey durchs Abitur rasselt, dann wegen mir. Ich kann nicht riskieren, dass sie von unserem Verhältnis Wind bekommt. Und es ist auch nicht Matt, dem ich hinterherrenne. Mein Schwiegervater ist todkrank. Ich möchte ihn noch mal sehen.«
    Danny blickte sie skeptisch an. »Dann geh.« Verdrießlich dachte er daran, dass er das Bett frisch überzogen hatte, nachdem sie ihn wenige Stunden zuvor angerufen hatte. »Aber rechne nicht damit, dass ich auf dich warte.«
    Ally nahm einen letzten Schluck von dem Wein, den er ihr eingeschenkt hatte. Für solche Mätzchen war sie einfach zu alt. Mit achtzehn hätte sie bei diesem Benehmen an Selbstmord gedacht. Heute war es einfach nur ärgerlich.
    »Leb wohl, Danny.«
    »Leb wohl, Ally.«
    Während er ihr nachsah, kam ihm in den Sinn, dass es so vielleicht am besten war. Es wurde zu ernst für ihn. Wenigstens brauchte er ihr jetzt nicht mehr zu beichten, dass er darüber verhandelte, Matts Show zu übernehmen.
    Matt lag in der schmalen Kunststoffbadewanne mit integrierter Badematte, die einen zwar davor bewahrte, abzurutschen, aber gleichzeitig unangenehm am Rücken klebte. Das Badezimmer war eiskalt und roch leicht nach einem Putzmittel, von dem er gar nicht wusste, dass es noch hergestellt wurde. Er spürte, wie sehr er sein luxuriöses Badezimmer mit dem dichten Teppichflor vermisste. Nur, dass es nicht mehr sein Badezimmer war.
    Unten klingelte das Telefon. Matt sprang aus dem Wasser, hüpfte auf den flauschig-weichen Badewannenvorleger und nahm sich ein kleines, rauhes Handtuch von der kalten Heizung.
    Seine Mutter war am Apparat, und ihre Worte ließen ihn alle Unannehmlichkeiten, unter denen er gelitten haben mochte, vergessen.
    »Er ist zu sich gekommen!« Ihre Stimme überschlug sich vor Freude. »O Matt, er ist aufgewacht und in guter Verfassung!«
    »Mum, das ist wundervoll!« Sein Handtuch fiel auf den Boden, er merkte es kaum. »Ich komme sofort rüber.«
    Schwerbepackt mit mindestens sechs Tüten Obst und dem Daily Mirror, der Tageszeitung, die sein Vater gelesen hatte, solange er sich erinnern konnte, betrat Matt eine halbe Stunde später die Station. Matt war erleichtert, aber gleichzeitig auch nervös. Die Beziehung zwischen seinem Vater und ihm war immer schwierig gewesen. Sie hatten nie viel

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