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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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gespielt?«
    Matt warf seinem Vater einen raschen Blick zu, um zu erforschen, ob er den Satz ironisch gemeint hatte. Doch sein Vater war alles andere als ein ironischer Mensch. Joe blickte über die Station zu Mona.
    »Deine Mutter und ich, wir sind nun seit 43 Jahren verheiratet, und die meiste Zeit davon glücklich.«
    »Und?«
    »Es gibt trotzdem eine Sache, die sie mir nie verziehen hat.«
    Matt war verwirrt. Er hatte niemals Risse in der Ehe seiner Eltern bemerkt.
    »Als du elf warst, da wollte sie Lehrerin werden.« Joe trank den letzten Schluck Tee aus seiner Tasse und stellte sie dann auf den Nachttisch. »Sie wollte nicht einfach nur eine Aushilfskraft in der Grundschule sein. Sie wollte eine richtige Lehrerin werden. Die Mathematik unterrichtet. An einer Realschule. Doch dazu brauchte sie weitere Qualifikationen.«
    Verblüfft hörte Matt ihm zu. Seine Mutter hatte nie auch nur ein Sterbenswörtchen davon erwähnt.
    »Und um die zu bekommen, hätte sie Seminare besuchen müssen.« Joe zupfte an der abgenutzten Krankenhausdecke.
    »Und?«
    »Ich habe nein gesagt.«
    Langsam fing Matt an, zu begreifen. »Weil du dann nicht mehr an erster Stelle gekommen wärst?«
    Joe blickte weg. Er kämpfte damit, die richtigen Worte zu finden.
    »Nein. Nicht deswegen. Damit wäre ich fertiggeworden.«
    Matt musste bei der stillschweigenden Folgerung, dass er dies offensichtlich nicht schaffte, lächeln.
    »Ich habe nein gesagt, weil ich dachte, sie würde mich in den Schatten stellen.«
    Matt war geschockt. Er hatte immer gedacht, sein Vater und er wären so verschieden. Dabei hatten sie es beide immer genossen, Mittelpunkt ihrer Familien zu sein. Und zwar nicht, um der Familie ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, sondern sich selbst. Genau wie sein Vater wollte Matt, dass sich immer alles um ihn drehte. Mit dem einzigen Unterschied, dass er im Gegensatz zu seinem Vater nicht die Ehrlichkeit aufbrachte, es zuzugeben.
    »Und weißt du, was?« Sein Vater war noch nicht fertig. »Es war die einzige Wolke, die unsere Ehe verdunkelt hat. Wenn Mona mich morgen noch mal fragen würde, würde ich sagen, mach schon, wir packen das schon. Wir wollen dich bei uns haben, aber wir wollen, dass du glücklich bist! Dass du nicht denkst, du hast etwas verpasst und das Leben ist irgendwie an dir vorübergegangen.«
    Sie sahen Mona in ihrer forschen, tüchtigen Art auf sie zukommen. All die Jahre über hatte Matt geglaubt, sie wäre glücklich mit ihrem Los. Nun wurde ihm klar, dass sie einen anderen Wunschtraum gehegt hatte und ihn nie hatte verwirklichen können.
    »Matt«, Joe nahm wieder seine Hand und senkte die Stimme, damit Mona sie nicht hören konnte, »mach nicht den gleichen Fehler wie ich. Ruiniere nicht deine Ehe, weil du nicht das Format hast, Ally ihre Träume zu lassen.«
    Matt saß mit geschlossenen Augen da. Sein Vater hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Genau das war der wunde Punkt in seiner Ehe. »Weißt du, Dad«, sagte Matt und öffnete die Augen, »ich werde deinen Rat wohl annehmen.«
    Joe lächelte milde. »Das wäre das erste Mal.«
    »Was redet ihr zwei denn da?« Mona schaute sie liebevoll an.
    »Männersache«, erwiderte Joe barsch.
    »Mehr nicht?« Während Mona sich zur Seite drehte, um die Früchte in die Schale zu legen, zwinkerte Joe hinter ihrem Rücken Matt zu. »Ich dachte, es wäre wenigstens einmal was Interessantes gewesen.«
    Zur selben Zeit, als Ally den Zug verließ und ein Taxi heranwinkte, wurde Matt von dem Oberarzt beruhigt, dass sein Vater in wenigen Tagen entlassen werden würde. Er fühlte sich unglaublich erleichtert.
    Nicht weit vom Krankenhaus entfernt passierte Allys Taxi einen Radio- und Fernsehverleih. Aus acht Geräten gleichzeitig strahlte ihr Maggy Mann entgegen. Das brachte sie auf eine Idee.
    »Könnten Sie bitte einen Augenblick hier anhalten?«
    In einer Ecke des Schaufensters stand ein Modell, das gerade klein genug war, um es zu tragen. Das war genau das richtige, um Joe aufzuheitern.
    Ally hatte großes Vertrauen in Joe. Auf seine eigene, ruhige Art war er ein Kämpfer. Sie glaubte fest daran, dass er wieder auf die Beine kommen würde.
    Zu Allys großer Verwunderung erklärte ihr der Verkäufer, dass der Apparat nicht nur ein einfaches Fernsehgerät sei, sondern außerdem auch ein Video. Eine Art Video-Walkman. Herrlich. Sie stellte sich Joes Freude vor, wenn er das Geschenk seinen Zimmergenossen vorführen würde.
    Als Matt vor dem Krankenhaus wieder ins Auto

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