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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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die Wangen und stieg wieder aus. Diesmal vergaß sie nicht, die Parkuhr zu füttern. Fast eine Stunde lang ging sie immer wieder um den Block, bis sie schließlich von einem Polizisten, der sie in den letzten zwanzig Minuten dreimal hatte vorbeikommen sehen, gefragt wurde, ob sie sich verlaufen habe.
    Als sie ihm erklärte, warum sie hier sei, zog er ratlos die Schultern hoch. Ungefähr die Hälfte aller Gebäude in dieser Gegend waren besetzt. Beim Anblick ihres verzweifelten Gesichts, das er zwar irgendwoher kannte, aber nicht genau unterbringen konnte, versuchte er, ihr wenigstens ein paar Anhaltspunkte zu geben.
    »Es gibt zwei Stellen, bei denen sie es versuchen könnten. Die eine ist die Notting-Hill-Wohnungsbaugesellschaft. Der gehören eine Menge von diesen Buden hier.« Dabei deutete er auf die besseren Gebäude. »Und die kennen die Wohnungen in dieser Gegend in- und auswendig. Die andere ist die Stadt. Deren Wohnungen werden oft besetzt.«
    Ally schöpfte Hoffnung. Das waren die ersten ermutigenden Sätze, die sie heute hörte.
    Pfeifend ging Matt die Wardour Street entlang. Er kam gerade aus dem Synchronstudio, wo er den letzten Teil für seine Show aufgenommen hatte. Sie waren erst um Mitternacht mit dem Schneiden ihres Filmbeitrags über Meredith Morgan fertiggeworden. Er war brillant. Matt erkannte, dass ihm die letzten Tage mit ihrer rasenden Aktivität soviel Spaß gemacht hatten, wie schon seit Jahren nicht mehr. Es war wie in seiner Anfangszeit beim Fernsehen, als alles noch aufregend und herausfordernd gewesen war. Und diesmal wollte er Page herausfordern. Wenn er die Show erst mal gesehen hatte, würde er mit Sicherheit seine Meinung ändern und sie nicht absetzen. Oder aber er würde mit seinem Konzept irgendwoanders hingehen.
    Matt wollte schon ein Taxi heranwinken, als er im Fenster einer Patisserie die verführerischen Auslagen erblickte, bei denen ihm das Wasser im Munde zusammenlief. Er beschloss, hineinzugehen und Kuchen für sein Team zu kaufen. Seine Leute hatten alle so hart gearbeitet, dass sie eine süße Belohnung verdienten.
    Jess fühlte sich in ihrer Situation, neben dem Telefon zu sitzen und einfach nur zu warten, fast ebenso hilflos wie Ally. Sie hatte versucht, ihren Vater im Büro zu erreichen, aber dort die schroffe Auskunft erhalten, dass er weg sei und erst nach Mittag zurückkäme. Danach hatte sie sämtliche Freundinnen und Freunde von Janey, die ihr einfielen, angerufen, ob vielleicht jemand von ihnen etwas wusste. Doch überall Fehlanzeige. Plötzlich fiel ihr ein, dass es besser war, wenn sie die Finger vom Telefon ließ, denn es konnte ja sein, dass Janey oder jemand anderes versuchte, anzurufen. Das Warten war das schlimmste.
    Sie blickte auf die Uhr. Es war viertel nach zwölf. Fest entschlossen, nach ihrem Vater suchen zu lassen, falls er immer noch nicht in seinem Büro war, rief sie wieder bei Century an. Diesmal wurde sie mit einer weitaus hilfsbereiteren Person verbunden. Im Büro herrschte ein Höllenlärm, die Leute schrien sich gegenseitig an, andere Telefone klingelten, und ein Fernsehgerät dröhnte auf voller Lautstärke. Jess‘ einzige Hoffnung war, dass die Frau den Ernst der Situation begriffen hatte.
    Überwältigt von der Verantwortung und erneut von Schuldgefühlen geplagt, dass sie alles vermasselt hatte, fing Jess an, in die Sofakissen hineinzuschluchzen. Sie hoffte inständig, dass ihr Vater bald zurückrief.
    In dem naiven Glauben, dass die Leute jemandem helfen, dessen Gesicht sie vom Fernsehen her kannten, ging Ally zum Wohnungsamt. Ein Koloss von Frau am Schalter machte ihr unmissverständlich klar, dass sie jede Form von Privilegien hasste, besonders, wenn sie in Gestalt eines schlanken, erfolgreichen und wohlhabenden TV-Stars daherkamen. Unter anderen Umständen hätte Ally vielleicht Mitleid mit ihr gehabt.
    Die Tatsache, dass Ally eine Tochter hatte, die eine Woche vor ihren Abiturprüfungen in die Divinity Road ausgerückt war, schien für die junge Frau ein Indiz zu sein, dass es wenigstens noch einen Funken Gerechtigkeit auf dieser Erde gab. Sie bedauerte, Ally leider gar nicht weiterhelfen zu können, da die Stadt unter keinen Umständen preisgab, welche von ihren Immobilien besetzt waren.
    Ally schaute auf die Uhr. Es war Mittag, und ihre andere Hoffnung, die Wohnungsbaugesellschaft, machte erst am Nachmittag wieder auf. Obwohl sie keinen Hunger verspürte, beschloss sie, sich trotzdem in ein nahegelegenes Lokal zu setzen und etwas

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