Liebling, vergiss die Socken nicht
warmen Geborgenheit des Waschsalons stand, schoss ihm plötzlich eine Idee durch den Kopf. Es war ein total verrückter und zudem gefährlicher Einfall, doch Matt konnte nicht anders. Was hatte es mit Adam und dem Leben, das er Janey bieten konnte, auf sich, dass sie ihren Eltern mit allem, was sie ihr gegeben hatten, den Rücken kehrte?
Er würde einbrechen und nachsehen.
»Roy«, rief Belinda zur Teebar von Studio drei herüber, »ist Meredith Morgan schon da?«
Roy schnappte sich sein Klemmbrett und kam zu ihr herüber. »Die Lady und ihr Gefolge - und ich meine wirklich Gefolge, sie hat nämlich ihren PR-Mann, ihre eigene Maskenbildnerin und ihren Presseagenten mitgebracht - sind gerade am Empfang eingetroffen. Ich gehe jetzt gleich zu ihnen. Offensichtlich braucht Meredith die ganze volle Stunde in der Maske.«
Belinda saß in ihrem Stuhl hinter der Schalttafel und versuchte, die wilde Panik, die in ihr aufstieg, zu verbergen. Ihnen blieb nur noch eine knappe Stunde, und bis jetzt hatte es nicht das kleinste Lebenszeichen von Matt gegeben. Es wimmelte von Presseleuten und dann noch Meredith selbst. Belinda lief es eiskalt den Rücken herunter. Es war schon eine Sensation, wenn eine Hollywood-Legende wie sie überhaupt auftrat. Meredith Morgan machte kaum Talkshows. Sie war zu reich, zu berühmt und zu exzentrisch, um weiter auf Publicityjagd zu gehen. Sie hatte nur deshalb zugesagt, weil sie Matt so gern mochte. Wie, zum Teufel, sollte Belinda ihr erklären, dass sie 10000 Kilometer weit gereist und Matt jetzt nirgendwo aufzutreiben war?
Matt überquerte die Straße. Die Gruppen von jugendlichen, die tagsüber vor den Häusern gehockt hatten, waren jetzt, wo es kühler geworden war, verschwunden.
Zwei Stufen auf einmal nehmend, stürmte er die Treppe zu Nummer 38 hinauf. Er konnte selbst nicht glauben, dass er seinen Ruf, seine ganze Karriere wegen einer spontanen Eingebung riskierte. Er wusste nur, dass er den Ort, den Janey ihm verweigerte, unbedingt sehen musste. Es war, als ob dort die Lösung des Rätsels auf ihn wartete, wie er sie zurückgewinnen konnte.
Unruhig blickte Matt sich um, vergewisserte sich, dass niemand ihn beobachtete, und warf sich mit der Schulter gegen die Tür. Sie sprang zwar nicht auf, aber er spürte, dass sie in dem billigen Schloss leicht nachgab. Beim zweiten Mal rannte er dagegen, und sie gab ein bisschen mehr nach. Beim dritten Versuch splitterte das morsche Holz, und die Tür sprang auf. Wenngleich er soeben eine kriminelle Handlung begangen hatte, versuchte er, ruhig zu bleiben. Er wollte sich nur umsehen, nichts stehlen.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war ein junger Mann gerade dabei, seine Gitarre in einen ziemlich ramponierten Lieferwagen zu verstauen. Er schaute Matt neugierig zu. Er spielte in der gleichen Band wie Joe, einer von Adams Freunden. Er stieg in den Wagen und startete.
Matt schritt über die Schwelle. Er betrat einen dunklen Flur, der mit alten Zeitungen ausgelegt war und zu einem zur Straße gelegenen großen Zimmer führte. Er schaute hinein. Die Dielenbretter waren nackt, und es gab nur hier und da noch Stückchen von gemustertem Teppichboden. Vier oder fünf alte Matratzen, wie Futons gebogen, einige mit indischen Tagesdecken bedeckt, waren gegen die Wand geschoben worden und dienten als Sofas. Die Wände waren in grellen Farben bemalt. Anscheinend hatte sich jeder, der das Bedürfnis dazu verspürte, mit einem persönlichen Kunstwerk verewigt. Überall standen Aschenbecher herum, die von verdächtig aussehenden Kippen überquollen.
Zwei Straßenzüge weiter erblickte der junge Mann mit dem Lieferwagen die Gruppe um Adam und Janey. Vergnügt schlenderten sie die Straße in Richtung George‘s Café herunter.
»Hey, Joe!« schrie er seinem Freund zu. »Ich habe gerade irgendeinen Opa bei euch einbrechen sehen.«
Die jungen Leute blieben stehen und blickten sich gegenseitig an.
Joe lachte. »Der kann sich ruhig bedienen. In meinem Zimmer ist nichts zu holen.«
Adam fluchte. »Aber bei mir. Ich habe jahrelang für meine Gitarre gespart, und ich denke nicht daran, sie von irgendeinem fertigen Typen für ein paar Mark verscheuern zu lassen, bloß weil er den nächsten Schuss braucht.«
Er drehte sich um und wollte in Richtung Divinity Road davoneilen.
Ängstlich packte ihn Janey am Arm. »Geh nicht allein, Adam. Du weißt, was hier los ist.«
»Also, wer kommt mit?«
Keine Freiwilligen. Kurz vorher hatte Janey einen Polizei wagen
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