Liebling, vergiss die Socken nicht
Streife fahren sehen. Während sie noch sprachen, tauchte er langsam wieder auf. Sie winkte ihm.
Der Polizist stoppte und steckte seinen Kopf aus dem Fenster.
»Herr Wachtmeister«, sagte Janey mit ihrer besten Surrey-Debütantinnenstimme, »soeben ist jemand in unser Haus eingebrochen. Wir glauben, dass sie gerade drin sind.«
Der Polizist überlegte kurz, wägte das Risiko, jemanden in dieser Gegend festzunehmen, gegen den Nervenkitzel ab, jemanden auf frischer Tat zu ertappen. Die Aufklärungsrate von Verbrechen war hier katastrophal, und der junge Polizist war noch nicht lange dabei. Er beschloss, dass es die Sache wert war, und öffnete die Wagentür. »Spring rein.«
»Du gehst mit den anderen zu George‘s.« Adam winkte Janey. »Ich komme später nach.«
Matt fuhr zusammen und lauschte erschreckt. Von oben drangen Geräusche herunter. Es musste noch jemand da sein. Er wandte sich rasch zur Tür. Plötzlich wickelte sich etwas um seine Beine. Fast hätte Matt laut gelacht. Es war eine Katze.
Er musste über seine eigene Angst schmunzeln. Wieder ging er den Flur entlang. Neben dem Wohnzimmer befand sich eine kleine Küche. Ein Stapel mit Resten von indischen Schnellgerichten, die immer noch in den Schachteln lagen, stand auf dem Ablaufbrett. Kochen gehörte ganz offensichtlich nicht zu den Hobbies dieser WG.
Matt ging nach oben. Er schätzte, dass es in einem Haus von dieser Größe mindestens fünf oder sechs Schlafzimmer geben musste. Er öffnete die erste Tür nach dem Treppenabsatz. Der Geruch eines ungemachten Bettes und von muffigem Schweiß schlug ihm entgegen. Doch es gab nichts, was er mit Janey in Verbindung bringen konnte. Während er auf die nächste Treppe zuging, fragte er sich, was er hier eigentlich suchte. Er wusste es nicht.
Auf der zweiten Ebene gab es drei weitere Zimmer. Eines davon musste Adams sein. Er öffnete eine andere Tür. Inzwischen hatte er sich an die abgestandene Luft gewöhnt. Wie üblich bestand das Bett aus einem Durcheinander von schmutziger Bettwäsche. Klamotten lagen auf dem Boden verstreut. Neben der Matratze stand ein Aschenbecher, randvoll mit Zigarettenstummeln, und mittendrin lagen zwei benutzte Kondome. Matt riss sich zusammen. Ob dies Adams Zimmer war?
In der Ecke neben dem dreckigen Fenster stand ein geöffneter Koffer. Ein Gewirr von Frauenklamotten quoll heraus. Matt beugte sich hinunter. Nichts davon sah nach Janey aus. Absurderweise fühlte er sich erleichtert, und wusste doch gleichzeitig, wie lächerlich er sich benahm. Natürlich schliefen die beiden miteinander. Der nächste Raum lag noch mal eine halbe Treppe höher. Mit angehaltenem Atem öffnete Matt die Tür und blieb einen Moment lang wie angewurzelt auf der Schwelle stehen.
Dieses Zimmer war ganz anders als die anderen. Es war winzig, sauber und strahlte Persönlichkeit aus. Statt des blanken Bodens gab es hier einen alten Teppich, der zusätzlich noch mit staubigen türkischen Brücken bedeckt war, deren Farben zwar ausgeblichen, aber immer noch erkennbar waren. An den Wänden hingen exotische Stoffbahnen, die über dem Bett zu einem romantischen Zelt zusammengebunden waren. Neben dem Bett stand eine Jugendstillampe, die von einem Schal abgedunkelt wurde.
In der Nähe des Fensters erblickte er gegen einen Stuhl gestützt eine akustische Gitarre. Vorsichtig ging er hinüber. Er fühlte sich wie ein Eindringling. Neben der Gitarre lag ein Block. Er nahm ihn in die Hand. Ein Liebeslied. Zwar erkannte er die Schrift nicht, aber die Worte sprangen ihm sofort in die Augen. Es war ein Lied für Janey.
Während er den Text las, wehte plötzlich eine Bö durch das offene Fenster und wirbelte einige Blätter vom Tisch. Als er sie aufhob, um sie wieder an ihren Platz zu legen, bemerkte er, dass der Tisch zu einem Behelfsschreibtisch umfunktioniert worden war. Darauf lag Janeys Exemplar von T. S. Eliot und ein Prospekt von der Sussex Universität. Verblüfft starrte Matt auf die Unterlagen.
Daneben stand eine knallbunte Karte aus der Serie »Liebe ist...« Ein kleiner dicker Junge hielt einem kleinen dicken Mädchen ein Herz hin. »Liebe ist... Einfach dazusein.« Matt öffnete die Karte und erkannte Janeys Handschrift. »Für Adam«, hatte sie geschrieben. »Danke, dass du da bist, wenn alle anderen weg sind.«
Matt spürte, wie der Schmerz ihm die Kehle zuschnürte. Die Tränen schössen ihm in die Augen. Es war so banal und grässlich, aber Janey hatte recht. Sie hatten sie mit Liebe und
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