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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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so klug gewesen war, allein hereinzukommen. So sah es wie eine Verschwörung aus.
    »Bernie, tut mir leid, dass ich zu spät dran bin. Ich wurde aufgehalten.«
    Bernie zog eine Augenbraue hoch und sagte nichts. Unterdessen nahm Belinda, die Matt absichtlich nicht ansah, am anderen Ende des Tisches Platz. »Okay, aber lass es bitte nicht einreißen.« Nachdem er gesehen hatte, in wessen Begleitung Matt gekommen war, forderte Bernie seinen Tribut ein. »Wir machen diese Besprechungen hier nicht zum Vergnügen. Wir haben gerade die Organisation für die nächsten Wochen besprochen. Wer liefert mir ein paar zündende Ideen für interessante Gäste?«
    Drückendes Schweigen legte sich über den Raum.
    Auf einmal überfiel Matt eine ganz untypische depressive Anwandlung. Danny Wilde lief ihm den Rang ab, weil er es wagte, etwas Neues auszuprobieren, während sein eigener Produzent sogar davor zurückschreckte, den Vorspann zu verändern, weil er ja womöglich irgendeiner Oma in Southend so besser gefiel. Im Grunde war Matt in eine Show eingesperrt, die er nicht mehr gerne machte. Und jetzt bekam sogar Ally die Chance, etwas Neues und Aufregendes zu machen.
    »Ich habe ein paar Ideen, Bernie.« Belinda sprach in freundlichem und neutralem Tonfall. »Vielleicht möchtest du einen Blick darauf werfen?« Sie reichte ihm das Blatt.
    Bernie überflog es. »Belinda, wie oft muss ich es dir noch sagen? Diese Leute sind zu problematisch. Sie passen einfach nicht in die Show.« Sogar Matt konnte sehen, dass Bernie die Liste nicht richtig gelesen hatte.
    Belindas Gesichtszüge verhärteten sich.
    »Ich finde, dass sie ganz hervorragend in die Show passen. Und ich finde, sie sind genau das, was die Show nötig hat, sonst produzieren wir wieder mal eine Totgeburt.« Sie sah auf, und in ihren dunklen Augen lag ein gefährliches Glitzern. »Und Matt ist auch meiner Meinung, nicht wahr, Matt?«

8. Kapitel
    Ally erwachte mit einem Ruck. Ein Gefühl von Panik, wie bei einem Sturz im Traum, durchzuckte sie, und sie setzte sich auf. Es war halb sieben. Sonst wachte sie nie um halb sieben auf. Und dann fiel es ihr wieder ein. Heute fanden die Probeaufnahmen statt.
    Matt schlief noch friedlich. Neben ihm im Bett lag sein aufgeklappter Roman, der ihm aus den Händen gefallen war. Was hielt er eigentlich von der ganzen Sache? In der vergangenen Woche war er merkwürdig reserviert gewesen und hatte weder über die Probeaufnahmen noch über irgend etwas anderes viel mit ihr geredet. Sie wusste, dass er sich wegen seiner eigenen Show Sorgen machte und hoffte, dass seine schlechte Laune eher daher kam und nicht, weil er etwas gegen ihren Kameratest hatte.
    Sie gestand sich ein, dass es noch einen anderen Grund dafür gab, warum sie nicht ernsthaft mit ihm über die Sache gesprochen hatte. Sie fürchtete, er könne ihr den Mut nehmen. Und im Laufe der vergangenen Woche hatte Ally zu ihrem Erstaunen eines festgestellt: Sie wünschte sich sehnlichst, den Job wirklich zu bekommen.
    Als sie in die medizinische Abteilung der Bücherei gegangen war, um sich über das Elektra-Syndrom schlau zu machen, hatte sie sich wieder wie eine Studentin gefühlt, wissbegierig, unbekümmert und frei. In der Bücherei hatte die Bibliothekarin einen großen Stapel von Ausgaben des British Psychosexual Journal und eine umfangreiche Enzyklopädie über psychische Störungen für sie ausgegraben. Während sie Seite um Seite des gelehrten Werkes durchblätterte, wurde Ally von zahlreichen Berichten in Bann geschlagen, in denen es um Leute ging, die ihren Kopf durch eine Schlinge steckten, um einen fast tödlichen Orgasmus zu erleben. Sie pinkelten einander an, ohne sich auch nur hinterher die Hände zu waschen, oder fesselten ihre Liebhaber bei lüsternen Spielchen mit Stromkabeln. Hinter den Tüllgardinen und Türen ihrer spießigen Einfamilienhäuschen schienen die Briten hemmungslos alles auszuprobieren. Amüsiert über die außergewöhnlichen Launen des menschlichen Sexualverhaltens, legte Ally die Zeitschrift beiseite. Ob sie den Job nun bekam oder nicht - die Recherchen waren auf jeden Fall erhellend.
    Schließlich fand sie einen Artikel über das Elektra-Syndrom. Sie versuchte einen Moment lang, sich Jennifer aus Birmingham vorzustellen, die herumzog und die Ehemänner anderer Frauen verführte, bloß weil sie sie an ihren Daddy erinnerten. Miststück, dachte Ally. Dabei wurde ihr klar, dass es gar nicht so einfach war, Kummertante zu sein. Man durfte keine voreiligen

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