Liebling, vergiss die Socken nicht
Maskenbildnerin an und musste verärgert feststellen, dass es eine von den jungen war. Warum, in aller Welt, hatte man ihr nicht Elaine zugewiesen, die beste, die es gab, sondern dieses nutzlose Mädchen, das sie nicht kannte? »Ich habe meine Freundin Anne Adamson vom Sunday Examiner vorgeschlagen, aber wie üblich wurde ich total ignoriert. Wir brauchen jemand mit Erfahrung, keine blutige Anfängerin. Jede Wette, dass dieser Krüppel von einem Produzenten sie auf einer Party kennengelernt hat und mit ihr ins Bett will.«
»Das würde er nicht wagen.« Moira hielt Maggy ein Kosmetiktuch hin, damit sie den scharlachroten Lippenstift abtupfen konnte, den das Mädchen gerade sorgfältig aufgetragen hatte. Maggy schob es sich zwischen die Lippen und machte den Mund auf und zu. »Für ihn hängt viel zuviel davon ab. Er hat schon mehr Pilotsendungen gemacht, als man zählen kann. Wenn aus dieser hier keine Serie wird, kann er einpacken.«
»Aber natürlich wird eine Serie draus, Moira«, schnurrte Maggy. »Schließlich bin ich dabei. Jetzt brauchen wir nur noch die richtige Kummertante, verstehst du?«
Die Schwingtür ging auf, und Elaine, die renommierteste Maskenbildnerin von Century, schwebte herein.
Maggy wirbelte mitsamt ihrem Sessel um neunzig Grad herum und richtete die geballte Kraft ihres umwerfenden Charmes auf Elaine. Elaine arbeitete seit zwanzig Jahren hier. Sie wusste alles.
»Elaine, meine Liebe, du musst doch irgend etwas über diese Allegra Boyd wissen. Wer, zum Teufel, ist sie?«
Elaine schob die Tiegel und Bürstchen in ihrem mehrstöckigen Make-up-Kasten hin und her. Sie mochte Maggy nicht. Maggy machte immer auf Frauensolidarität und biederte sich bei ihr an, da sie ja beide alleinerziehende Mütter waren. Dabei hätte ihre Lage nicht unterschiedlicher sein können. Beide hatten drei Kinder und keinen Mann. Doch Maggy hatte zwei Kindermädchen, ein Au-Pair für den Abend und eine Perle von einer Putzfrau, die täglich von neun bis zwölf kam. Elaine musste selbst einkaufen, sauber machen und kochen und hatte drei Schlüsselkinder. Sie fand es selbst erstaunlich, dass sich trotzdem alle drei so gut entwickelt hatten. Maggys Kinder machten dagegen eine Familientherapie und hatten zahlreiche Einzelbehandlungen hinter sich. Als letzte Rettung waren sie jetzt in ein Internat gesteckt worden. Es gab eben doch noch Gerechtigkeit auf der Welt!
»Ja, ich weiß, wer sie ist.«
Maggy streckte die Hand aus, um Elaine davon abzuhalten, wieder zu verschwinden, ohne ihnen etwas erzählt zu haben. Sie erinnerte Elaine an einen hungrigen Kuckuck, der auf einen Leckerbissen aus dem Leben anderer Leute lauert.
»Nämlich wer?«
»Allegra Boyd...« - Elaine kostete den Moment, in dem sie die einzige war, die dieses faszinierende Stückchen Information besaß, weidlich aus - »... ist die Frau von Matt Boyd.«
Ally stellte ihren Sitz in eine bequeme Position und schloss die Augen, während Susie sie zu den Studios von Century chauffierte. Die Hauptverkehrszeit war schon vorbei, und die Sonne schien in den Wagen. Sie hatten reichlich Zeit, um von Fairlawns zu den Studios zu gelangen. Ally überlegte einen Moment lang, ob sie ihre Notizen noch einmal durchgehen solle, entschied sich dann aber dagegen. Am Ende klang sie noch nach Dr. Freud.
Sie lächelte und spürte, wie sie sich völlig entspannte. Es würde doch keine solche Tortur werden.
Nicht einmal das leise metallische Geräusch, das vom hinteren Teil des Wagens ertönte, konnte ihre Gelassenheit beeinträchtigen.
Sie regte sich zu schnell auf. Einmal war sie einem Nervenzusammenbruch nahe gewesen, weil das Auto plötzlich ein merkwürdiges, zischendes Geräusch produziert hatte. Als sie dann auf den Seitenstreifen gefahren war und die Tür geöffnet hatte, um nachzusehen, hatte sie festgestellt, dass der Gürtel ihres Trenchcoats auf der Autobahn entlanggeschleift war.
»Ally -« Als sie Susie sprechen hörte, riss Ally die Augen auf. Sie musste eingenickt sein. »Was ist denn das für ein Geräusch?«
Es war jetzt lauter, eindringlicher. Mit einem ungläubigen Schaudern erkannte Ally auf der Stelle, was es war. Sie hatten einen Platten.
»Oh, mein Gott, wir haben eine Reifenpanne.«
Susie fuhr an den Rand, und sie stiegen beide aus und beäugten den zerfetzten Gummi. Der Reifen hing nutzlos auf der Felge.
»Kannst du Reifen wechseln?« wandte sich Ally hilfesuchend an die entsetzte Susie.
»Natürlich nicht. Wofür gibt‘s denn
Weitere Kostenlose Bücher