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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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ihrem Platz. Sie hatte vergessen, wie grell Studioscheinwerfer sind und musste wegen der plötzlichen Helligkeit blinzeln. Zu allem Überfluss hielt sie in der ganzen Eile ihre Handtasche umklammert wie eine schüchterne Sechzehnjährige auf ihrer ersten Party. Als sie sich im Sessel niederließ und das Mikrofon an ihr befestigt wurde, fiel Allys Blick auf den Bildschirm neben ihr, und mit Entsetzen musste sie feststellen, dass die grell aufgemachte Fremde dort sie selbst war.
    »Sie müssen Allegra sein.« Maggy neigte sich mit einem klebrigen Lächeln zu ihr hinüber. »Wir haben schon alle auf Sie gewartet, nicht wahr?« Sie wandte sich zum Publikum, als säßen dort ihre alten Freundinnen bei einem gemütlichen Kaffeekränzchen. Ally musste ihre Virtuosität bewundern. »Haben Sie gewusst, dass Allegra mit Matt Boyd verheiratet ist - mit dem Matt Boyd? Also wird sie wohl kaum wie wir anderen an der Bushaltestelle festgesessen haben.«
    Verdammtes Miststück. Ally hatte nicht gewollt, dass sie erfuhren, mit wem sie verheiratet war. Wann bist du wohl das letzte Mal mit dem Bus gefahren? schoss es ihr durch den Kopf. Ally spürte, dass die Bosheit Maggy aus allen Poren drang. Sie tut, was sie kann, um mich als hochnäsige Kuh hinzustellen.
    »Genau gesagt«, Ally lächelte so warm sie konnte zurück, »hatte ich einen Platten.« Jetzt wandte sie sich ebenfalls ans Publikum. »Und meine ganze Jacke ist mit Öl bekleckert, deshalb musste ich mir dieses schaurige Kostüm ausleihen.«
    Das Publikum lachte auf. Langsam überwand Ally die Mauer der Ablehnung. Auf einmal hatte sie eine Idee. »Haben Sie schon mal einen Reifen gewechselt?« Sie wühlte in ihrer Tasche und zog den verstellbaren Schraubenschlüssel heraus. »Fahren Sie nie ohne ihn hier los. Ich nehme ihn überall mit hin, sogar ins Bett.« Eine Frau in der ersten Reihe kicherte. »Vor allem ins Bett.«
    Dieses Mal war das Gelächter lauter. Allys Nackenmuskeln entspannten sich, und sie hatte nicht mehr das Gefühl, eine orthopädische Halsmanschette zu tragen. Nach und nach gewann sie die Sympathie des Publikums.
    Und dann wurde es ernst. Sie sah den Aufnahmeleiter drei Finger in die Höhe halten und schaute auf die Uhr. Im ersten Teil hatte sie nichts zu tun, bis Maggy in etwa fünfzehn Minuten ihre Beratungsschiene ankündigen würde. Sie musste nur aufpassen, wann sie Jennifer aus Birmingham erwähnte.
    Zwei Minuten bevor es so weit war, schaute Maggy zu Ally hinüber.
    Ally war so damit beschäftigt, die Show zu verfolgen, dass sie überhaupt nicht mehr an die bevorstehende Tortur dachte, sondern sogar anfing, sich zu amüsieren.
    Ally so entspannt und in bester Stimmung zu sehen, war zuviel für Maggy. Warum sollte so eine verwöhnte Kuh, die nie etwas Anspruchsvolleres gemacht hatte, als der Haushälterin Anweisungen zu erteilen und die Kinder mit dem Volvo abzuholen, einfach in ihre Show einbrechen dürfen, nur weil sie mit dem richtigen Mann verheiratet war? Maggy hatte geschuftet wie ein Pferd, um dorthin zu kommen, wo sie jetzt war.
    Ally, die einen halben Meter von ihr entfernt saß, hatte keine Ahnung von ihrer Wirkung auf Maggy Mann. Sie wartete lediglich darauf, vorgestellt zu werden, denn je früher sie ihren Teil hinter sich gebracht hatte, desto eher würde auch ihr Herz aufhören, so zu rasen.
    Der Aufnahmeleiter brachte bereits das letzte Interview unter Dach und Fach. Noch dreißig Sekunden. Zwanzig. Fünfzehn. Zehn. Fünf.
    Maggy wirbelte zu Ally herum.
    »Das wär‘s für den ersten Teil.« Die Kamera ging von einer Halbnaheinstellung zur Nahaufnahme über. »Im zweiten Teil haben wir dann das Vergnügen mit Heilos Kummertante Ally Boyd.« Die Kamera nahm Ally ins Visier. Sie lächelte. Die Zuschauer waren ihr mittlerweile wohlgesinnt. Alles würde gut gehen.
    Maggy sprach weiter. »Nach der Pause wird Ally Sandra aus Liverpool beraten.«
    Wilde Panik durchzuckte Ally. Sie hatte noch nie von Sandra aus Liverpool gehört. Sie sollte doch Jennifer aus Birmingham beraten.
    Maggy blickte direkt in die Kamera. »Sandra ist erst siebzehn und schwanger. Sie würde das Baby gern bekommen, aber ihre Eltern wollen, dass sie abtreibt.« Maggys Stimme troff von gut einstudiertem Mitgefühl. »Was soll sie tun? Schauen Sie nach der Pause wieder zu uns und Ally Boyd rein, dann erfahren Sie es.«
    Ally packte ihr Skript und blätterte hastig Seite um Seite um. Wie hatte sie nur einen so entsetzlichen Fehler machen können? Sie wusste absolut nichts

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